Schockstarre nach den Tornados: "Es ist unbegreiflich!"

Stand: 23.05.2022, 09:54 Uhr

Die Tornados haben in Lippstadt und Paderborn erhebliche Schäden angerichtet. Paderborns Bürgermeister Michael Dreier spricht im WDR-Interview von einer Schockstarre - und großer Hilfsbereitschaft.

WDR: Wie sieht es in Paderborn aus?

Michael Dreier: Es sind katastrophale Bilder. Es ist unbegreiflich und für alle Menschen in unserer Stadt überhaupt noch nicht nachvollziehbar. Paderborn ist ins Mark getroffen worden. Eine Schneise, rund 300 Meter breit, hat sich komplett über unsere Innenstadt gezogen und zu verheerenden Auswirkungen geführt. Die grüne Lunge unseres Stadtkerns, das Paderquellgebiet, ist zerstört und in sich zusammengefallen.

Bei unzähligen Häusern – ich würde sagen weit über 100 – sind die Dachpfannen durch die Gegend geflogen und Fenster zerstört worden. Betriebe sind zum Teil völlig zerstört worden. Es ist ein unbegreifliches Bild. Paderborn befindet sich ein Stück weit in einer Schockstarre.

Ich bin aber außerordentlich dankbar für die unglaubliche Hilfsbereitschaft. Über 400 Feuerwehrkameradinnen und -kameraden, das Technische Hilfswerk und unzählige Menschen aus den benachbarten Städten und Gemeinden sind im Einsatz.

WDR: Haben Sie denn genug Einsatzkräfte, um die Aufräumarbeiten zu erledigen?

Dreier: Es gibt, wie gesagt, eine unglaubliche Hilfsbereitschaft aus den Nachbarkommunen. Menschen aus der Region rufen an. Wir organisieren mit der Feuerwehr die Hilfsbereitschaft. Der Paderborner Bürgerschützenverein hat in den vergangenen Tagen die Einsatzkräfte mit Speisen und Getränken versorgt und stellt Räumlichkeiten für eine Kita, eine Elterninitiative, zur Verfügung. Es arbeiten sprichwörtlich alle Hand in Hand. Selbst unsere Partnerstadt Przemyśl in Polen an der ukrainischen Grenze will uns helfen. Ich habe gestern mit dem Bürgermeister gesprochen.

Wir sind natürlich alle auch bei den Verletzten – insbesondere der schwerverletzten Frau, der es zum Glück etwas besser geht. Auf diesem Weg allen 43 Verletzten gute Besserung.

WDR: Am Samstag waren Ministerpräsident Hendrik Wüst und Innenminister Herbert Reul bei Ihnen und haben Hilfe angeboten. Da geht es natürlich konkret um Geld. Was erwarten Sie von der Landesregierung?

Dreier: Hendrik Wüst und Herbert Reul sind rund zwei Stunden in der Stadt gewesen und haben sich alles angeschaut – insbesondere die Häuser, das Paderquellgebiet und auch die Gewerbebetriebe. Sie haben Hilfe versprochen und wir werden das jetzt koordinieren. Wir sind mit unserer Wirtschaftsförderung und den Unternehmen in engem Austausch. Die Sparkasse und die Volksbank haben Hilfe signalisiert. Das wollen wir heute besprechen, um schnellstmöglich allen zu helfen.

Die Fragen stellte Sabine Heinrich. Das Interview wurde für die Online-Fassung leicht angepasst.