Organspendeausweis vor Modell eines menschlichen Torso. Archivbild 07.06.2014

Tag der Organspende: Beratung und Information in den Hausarztpraxen

Stand: 04.06.2022, 16:10 Uhr

Am heutigen Tag der Organspende rufen Gesundheitsverbände, Ärzte und Betroffene dazu auf, sich zu informieren und zu spenden. Ein Organspendeausweis ist der erste Schritt. Seit kurzem wird auch in den Arztpraxen verstärkt über Organspende aufgeklärt und informiert.

Herz, Leber oder Niere werden ohnehin nur entnommen, wenn man auf einer Intensivstation liegt und der Hirntod festgestellt wird, erklärt Ruth Schulz aus der WDR-Wissenschaftsredaktion Quarks. Im Prinzip kann jeder Mensch seine Organe in einem solchen Fall spenden. Es fehlt nur oft an der Einverständniserklärung dazu.

Stiftung meldet "dramatischen Einbruch" bei Zahl der Organspenden

Laut der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) hat es im ersten Quartal 2022 einen "dramatischen Einbruch" bei der Zahl der Organspenden in Deutschland gegeben. Bundesweit hätten in den ersten drei Monaten dieses Jahres nur 176 Menschen Organe gespendet, knapp 30 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Dabei sei man mit stabilen Zahlen relativ gut durch die Corona-Pandemie gekommen, teilte die Stiftung kürzlich mit.

Information und Beratung beim Hausarzt

Seit März können Hausärztinnen und Hausärzte die Beratung zum Thema Organspende bei den Krankenkassen abrechnen. "Das Angebot der Beratung wird, wider Erwarten, sehr gut angenommen", berichtete Simone Bodenhausen, Fachärztin für Innere Medizin im WDR5-Morgenecho. Es sei ein richtiger Bestandteil der Gesundheitsuntersuchung geworden. Man sei jetzt auch durch Informationsmaterial besser für die Beratung ausgestattet und eine Kampagne habe auch die Hausärztinnen und Hausärzte noch einmal für das Thema sensibilisiert. Auch sie selbst habe in ihrer Arbeit nicht darauf geachtet, die Patienten explizit auf die Möglichkeit der Organspende hinzuweisen.

Erst im Rahmen der Kampagne habe ich das so verinnerlicht und achte wirklich darauf, das bei jedem Patientenkontakt im Rahmen der Gesundheitsuntersuchung zu tun. Simone Bodenhausen, Fachärztin für Innere Medizin

Das Alter sei oft ein Grund, warum Patientinnen und Patienten eine Organspende erst gar nicht in Betracht ziehen würden, erzählt die Medizinerin aus ihrem Praxisalltag. Dabei spielt das Alter keine große Rolle, sagt Wissenschaftsredakteurin Ruth Schulz. Es gehe um das biologische Alter der Organe und um den Gesundheitszustand. Weil so viele Organspender fehlen, gibt es seit einigen Jahren auch keine Altergrenze von 65 Jahren mehr.

Kampagne macht Hoffnung

Simone Bodenhausen rät als Fachärztin für Innere Medizin dazu, sich in Ruhe zu Hause mit dem Thema zu beschäftigen. Ihr gehe es nicht darum, jemanden zu einer Organspende zu überreden oder gar zu drängen, sagt Bodenhausen. Sie habe dank der Kampagne die Hoffnung, dass mehr Menschen sich informieren: "Das Feedback ist groß und die Bereitschaft zu Organspende ist da." Auch Simone Bodenhausen spricht von "dramatischen Zahlen" der Organspender in den letzten Jahren. Knapp 10.000 Organspender würden in Deutschland gebraucht. Eine solche Kampagne sei der Weg in die richtige Richtung.