9-Euro-Ticket

Zwischenbilanz: Neun-Euro-Ticket übertrifft die Erwartungen

Stand: 30.06.2022, 13:20 Uhr

Die von der Branche erhoffte Zahl von 30 Millionen verkauften Tickets pro Monat ist leicht überschritten worden. Die Mehrheit der Kundinnen und Kunden nutzt das Neun-Euro-Ticket im Alltag, sagt der Branchenverband VDV.

Seit dem Verkaufsstart Ende Mai sind bis Donnerstag rund 21 Millionen Neun-Euro-Tickets verkauft worden. Dazu kommen etwa zehn Millionen Abonnentinnen und Abonnenten, die das vergünstigte Ticket automatisch erhalten, wie der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) mitteilte.

Mehr als 30 Millionen verkaufte Tickets

Damit sei die vorher von der Branche kalkulierte Zahl von 30 Millionen Tickets pro Monat nicht nur erreicht, sondern sogar leicht überschritten worden. VDV-Präsident Ingo Wortmann sagte, die Marktforschung zeige, dass die Mehrheit der Kundinnen und Kunden das Neun-Euro-Ticket nicht für Ausflugs- oder Urlaubsfahrten nutze, sondern im Alltag.

Bundesregierung spricht von "Entlastungswirkung"

"Damit tritt bei diesen Fahrgästen auch die von der Bundesregierung erhoffte Entlastungswirkung bei den alltäglichen Mobilitätskosten ein." Wortmann forderte von der Bundesregierung erneut "Finanzierungssicherheit" für die Zeit ab September, wenn das Neun-Euro-Ticket ausläuft.

Die Kosten der Verkehrsunternehmen "explodieren" durch die steigenden Strom- und Dieselpreise, wie er sagte. "Wenn hier keine Lösungen gefunden werden, dann reden wir entweder über notwendige deutliche Preissteigerungen oder über Angebotseinschränkungen" im öffentlichen Personennahverkehr. 

Neue Fahrgäste für den ÖPNV in NRW

Auch bei den Verkehrsverbänden in NRW fällt das Fazit nach dem ersten von drei "9-Euro-Ticket-Monaten" gut aus. So berichten sowohl der Westfalentarif als auch der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) von einer "massiver Nachfrage" und "erhöhtem Fahrgastaufkommen". Mehr als 1,8 Millionen 9-Euro Tickets hat allein der VRR verkauft (Stand: 29.06.2022).

Mehr Menschen in Bussen und Bahnen, das freut die Unternehmen natürlich: "Wir erhoffen uns, dass auch in den beiden folgenden Monaten das 9-Euro-Ticket weiter dazu beitragen kann, neue Fahrgäste für den öffentlichen Nahverkehr zu gewinnen", schreibt der Tarifverbund Westfalen.

Nicht alles lief reibungslos  

Allerdings führte das hohe Fahrgastaufkommen auch zu Problemen. Zum Beispiel an den beiden verlängerten Wochenenden um Pfingsten oder Fronleichnam. Viele Züge waren überfüllt. Reisende passten nicht mehr hinein und mussten am Bahnsteig auf die nächste Verbindung warten.

Das passierte vor allem dann, wenn "Pendler:innen und Freizeitreisende gleichzeitig in die Züge wollten", sagt der VRR. Im VRR-Gebiet betraf das dann vor allem die Hauptverkehrsachse von Köln und Düsseldorf über das Ruhrgebiet nach Hamm, also die Linien 1, 2, 5, 6 und 11 des Regionalexpress.

Mehr Personal für weniger Chaos?

Damit sich die Bilder von überfüllten Zügen und Bahnsteigen in den verbleibenden zwei Monaten mit dem 9-Euro-Ticket nicht wiederholen, hat etwa der VRR mehr das Servicepersonal aufgestockt, um Fahrgäste beim schnellen Ein- und Ausstieg zu unterstützen. Dieses zusätzliche Personal soll auch während der Sommerferien an den Bahnhöfen tätig sein.

Weniger Staus auf den Straßen

Einen positiven Effekt hatte die Einführung des 9-Euro-Tickets auf den Straßen. Im ersten Monat war dort messbar weniger los: Eine Analyse des Verkehrsdatenspezialisten Tomtom zeigt für 23 von 26 untersuchten Städten einen Rückgang des Stauniveaus im Vergleich zur Zeit vor Einführung.

Die Daten "lassen vermuten, dass dieser Rückgang in Zusammenhang mit der Einführung des Neun-Euro-Tickets steht", sagte Tomtom-Verkehrsexperte Ralf-Peter Schäfer. "Pendler haben bei der Fahrt mit dem Auto in die Arbeit und nach Hause in fast allen untersuchten Städten im Juni weniger Zeit verloren als noch im Mai."

Konkret verglichen die Experten die Staus im Berufsverkehr an Werktagen in den Kalenderwochen 20 und 25. Die Zeiträume wurden so gewählt, um Auswirkungen von Ferien und Feiertagen zu umgehen.

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