Experiment: NASA lässt Sonde mit Asteroid zusammenprallen

Stand: 27.09.2022, 08:07 Uhr

Was kann getan werden, wenn ein Asteroid direkt auf die Erde zurast? Auf diese Frage versuchte die NASA in der Nacht eine mögliche Antwort zu finden. Sie ließ eine Raumsonde mit einem Asteroiden kollidieren.

Die US-Raumfahrtbehörde hat erstmals absichtlich ein Raumfahrzeug in einen Asteroiden fliegen lassen, um dessen Flugbahn zu verändern. Die NASA-Sonde "Dart" (Double Asteroid Redirection Test) raste bei dem spektakulären Experiment in der Nacht zum Dienstag mit mehr als 20.000 Stundenkilometern in den Asteroiden Dimorphos, wie auf Livebildern zu sehen war. Im Kontrollzentrum im US-Bundesstaat Maryland brach Jubel aus.

Wie die US-amerikanische Raumfahrtgesellschaft im Vorfeld erklärt hatte, ging es bei dem Experiment um "nicht weniger als die Sicherheit der Menschheit". Zwar gibt es im Moment keinen Asteroiden, der drohe, mit der Erde zusammenzuprallen. Doch es könnte theoretisch jeden Moment ein Asteroid entdeckt werden, der auf die Erde zu rast, mit drastischen Folgen für Menschen und Tiere: Forschende vermuten zum Beispiel, dass ein Asteroideneinschlag vor 66 Millionen Jahren für das Aussterben der Dinosaurier verantwortlich war.

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Sonde rast mit 22.530 Kilometern pro Stunde auf ihr Ziel zu

Die Sonde von der Größe eines Kleinwagens war seit rund zehn Monaten auf dem Weg zu ihrem Ziel. Genau genommen ist Dimorphos eine Art Mond, der den größeren Asteroiden Didymos umkreist. "Das Flugobjekt genau in den Asteroiden zu lenken ist unglaublich herausfordernd", erklärt der NASA-Manager Evan Smith.

Die Sonde raste mit einer Geschwindigkeit von 22.530 Kilometern pro Stunde, umgerechnet knapp 6,3 Kilometer pro Sekunde, durch das Weltall, erst rund anderthalb Stunden vor dem Aufprall konnte die Sonde mit ihrer Kamera den Asteroiden ins Visier nehmen. 

Was passiert vor, während und nach dem Aufprall?

Durch den Aufprall sollte die Umlaufbahn von Dimorphos verkürzt werden, den Berechnungen zufolge um mindestens 73 Sekunden, möglicherweise sogar um bis zu zehn Minuten. Die Wissenschaftler wollen analysieren, was genau vor, während und nach dem Aufprall passiert ist - und wie man das für den Schutz der Erde nutzen könnte. 

Keine Asteroiden-Kollision in den kommenden 100 Jahren erwartet

Es scheint weiterhin genug Zeit zu geben, um die Abwehr von Asteroiden ausgiebig zu proben: Von den Milliarden Asteroiden und Kometen in unserem Sonnensystem werden nur sehr wenige als potenziell gefährlich für die Erde eingestuft. Fachleute haben berechnet, dass in den kommenden 100 Jahren ein gefährlicher Einschlag auf der Erde sehr unwahrscheinlich ist.

Harald Hiesinger, Professor für Planetologie an der Uni Münster, wollte sich den Test mit seinem Team dennoch in der Nacht anschauen. "Es ist durchaus geschichtsträchtig", so Hiesinger. Für ihn ist der Test ein Anfang: Größere Körper aus dem All könnten theoretisch auf der Erde beträchtlichen Schaden anrichten. "Darum ist es wichtig, dass wir eine Methode entwickeln, solche Körper langfristig besser zu beobachten und dann die entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen zu treffen."

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