Sturz des syrischen Diktators Assad - kann es jetzt Frieden geben?
Stand: 13.12.2024, 16:22 Uhr
Der syrische Machthaber und Diktator Bashar al-Assad ist gestürzt. Dafür sind vor allem islamistische Gruppen verantwortlich. Die Euphorie und die Hoffnung auf eine freie Gesellschaft in Syrien sind groß. Aber gibt es bald wirklich Demokratie und Frieden?
Seit 54 Jahren war das Assad-Regime an der Macht, bevor es am 8. Dezember gestürzt wurde. Die Familie Assad war für ihre besondere Skrupellosigkeit bekannt: Sie wandte Folter an und schürte Angst, um die Bevölkerung ruhig zu stellen. In Syrien macht sich seit der Flucht der Assad-Familie eine große Euphorie breit. Menschen tanzen auf der Straße und feiern ausgelassen. Auf der ganzen Welt schöpfen Syrerinnen und Syrer nun Hoffnung auf ein freies Land.
Die Rebellen: eine islamistische Miliz?
Die Rebellen werden von vielen Menschen im Land als Helden gefeiert. Sie danken ihnen auf den Straßen der Landeshauptstadt Damaskus und wollen Fotos mit ihnen machen. Doch die größte Gruppe der Rebellen ist die Islamisten-Miliz Hajat Tahrir al-Scham (HTS). In Deutschland wird die HTS als Terrororganisation eingestuft. Der Angriff wurde aber auch von Rebellengruppen im Norden, Kurdenmilizen im Nordosten sowie der Terrormiliz IS geführt.
Einige Kämpfer der Rebellen sind Ex-Al-Kaida-Mitglieder. Die HTS hat sich inzwischen aber öffentlichkeitswirksam von der Terrororganisation losgesagt. Vor der Machtübernahme hatte einer der wichtigsten Männer der Rebellen angekündigt, dass Syrien ein islamisches Emirat sein sollte. Das könnte die Diskriminierung von anderen Religionen - zum Beispiel dem Christentum - bedeuten.
Trotzdem ist klar: Syrien ist befreit vom skrupellosen Diktator Assad. Nachdem ihn islamistische Rebellen vertrieben haben, ist er mit seiner engsten Familie nach Russland geflohen. Russland und der Iran zählten zu den engsten Verbündeten des Assad-Regimes.
Die Schreckensherrschaft der Familie Assad
In den vergangenen Tagen haben Rebellen und Zivilisten etliche Folter-Gefängnisse des Assad-Regimes gestürmt und befreit. Dort hatte Assad Zivilisten foltern und ermorden lassen. Die Inhaftierten waren monate- oder jahrelang gefoltert worden und waren in kleinen Zellen ohne Tageslicht eingepfercht.
Eines der Foltergefängnisse ist in der Nähe von Damaskus. Von den Syrerinnen und Syrern im Land wird es auch 'das Schlachthaus' genannt. Die Szenen der vergangenen Tage sind entsetzlich. Ehefrauen, Schwestern und Brüder suchen vor dem Gefängnis verzweifelt ihre Angehörigen. Doch es gibt keine große Hoffnung, dass die Insassen noch leben. Viele der rund 200.000 vermissten Syrer seien laut Experten ermordet worden.
Ein Blick in Syriens Zukunft
Es braucht Zeit und viel Aufarbeitung, damit sich dieses traumatisierte Volk von der Schreckensherrschaft Assads erholen kann, sagt ARD-Korrespondentin Anna Osius. Im Podcast "nah dran" blickt sie eher kritisch auf Syriens Zukunft. Auch weil die Rebellen keine reinen Demokraten seien:
Wie es in Syrien jetzt weitergehen könnte, darüber spricht Anna Osius bei "nah dran" mit Robert Meyer.
Im Podcast "nah dran - die Geschichte hinter der Nachricht" erzählen unsere Reporterinnen und Reporter, was sie bei ihren Recherchen erlebt haben. Sie werfen einen Blick hinter die Nachrichten, hören Betroffenen zu und erleben selbst mit, wovon die meisten nur kurz in den wöchentlichen Schlagzeilen lesen. Näher ran als sie kommt niemand - egal ob im Ausland, in der Hauptstadt oder direkt vor unserer Tür in der Region.