Rosenmontag in Düsseldorf: Das sind die Mottowagen von Jacques Tilly

Die Mottowagen des Karnevalswagenbauers Jacques Tilly sind am Rosenmontag immer die Hingucker und finden sogar internationale Beachtung. In der Galerie finden Sie alle zwölf "Tillys" vom heutigen Umzug:

Ein Mottowagen zum Brexit in Großbritannien, der aus Sicht von Jacques Tilly erst jetzt seine zerstörerische Kraft entfaltet: Die Wirtschaft auf Talfahrt, viele politische und gesellschaftliche Probleme - trotzdem findet sich Miss Brexit immer noch sexy. Sprich der Brexit hat immer noch viele Anhänger in Großbritannien - obwohl sie schon fast skelettiert ist.

Ein weiterer Dauerbrenner von Tilly: der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche. Dieser bringt den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki in der Darstellung Tillys in arge Bedrängnis, weshalb dieser sich verzweifelt an den Dom klammert, um nicht weggerissen zu werden.

Der Rosenmontagsumzug 2023 ist nach zwei Jahren Corona-Pause trotz aller "subversiven Satire", ohne die es in "schlechten Zeiten" Tillys Ansicht nach nicht geht, vor allem ein freudiger Anlass. Das dokumentiert er mit dem Wagen, auf dem zwei Jecke mit Corona-Nase die ausgefallenen Züge 2021/2022 betrauern, während die Freude beim strahlenden, dritten Narr (mit Jecken-Nase) keine Grenzen kennt.

Wie immer, wenn denn ein Rosenmontagsumzug stattfindet, überwiegt bei Tilly die subversive Satire. Gegen den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine geht er gleich mit zwei Wagen vor: Beim ersten, der aus dem Depot fuhr, badet der russische Präsident Wladimir Putin im Blut - in einer Badewanne in den ukrainischen Landesfarben.

Der zweite Wagen zu Russlands Präsidenten zielt auf "Putins Wahn" ab, in dem er alle Gegner als Nazis beschimpfe. Putin ist einer von Tillys "Lieblingsgegnern" und seit vielen Jahren regelmäßig im Zoch dabei.

Ein Thema, das sich zu Karneval angesichts der Vielzahl an Verkleidungen immer anbietet, hat Tilly ebenfalls aufgegriffen: die Diskussionen um "kulturelle Aneignungen". Tilly will mit seinem Mottowagen ausdrücken, dass sich Kulturen eigentlich immer mischen und er diesen Begriff problematisch findet.

Der bereits am Freitag vorgestellte Mottowagen - alle anderen wurden geheim gehalten, bis sie aus dem Depot fuhren - zu den Klebeaktionen der "letzten Generation" setzt sich kritisch mit dem Begriff des "Klimaterroristen" auseinander.

Ein Solidaritätswagen für die von Frauen angeführte Protestbewegung im Iran fehlte auch nicht in Tillys Sortiment. Das wallende Haar einer Iranerin, die mehr Freiheit fordert, hat das "Mullarsch"-Regime im Würgegriff.

Ein Mottowagen zur Bundespolitik mit lokalem Anstrich: Er zeigt die Düsseldorfer FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die als Ziegenbock und mit ständiger Kritik und Forderungen nach Waffenlieferungen den zögernden Bundeskanzler Scholz anzutreiben versucht bzw. ihm in den Rücken fällt.

Die Lokalpolitik kommt bei Tilly auch nicht ungeschoren davon: Der Düsseldorfer Rat hatte beschlossen, für den Evangelischen Kirchentag 2027 5,8 Millionen Euro bereitzustellen. Daran gibts Kritik in der Politik und ein Bürgerbegehren dagegen ist in Vorbereitung. Die Kritiker halten die Steuergelder für die Kirche für zu hoch bzw. generell für ungerechtfertigt und in Tillys Version für verbranntes Geld.

Ein weiterer Wagen zur Bundespolitik: "Krötenminister" Robert Habeck muss aus Grünen-Sicht eine politische Kröte nach der anderen schlucken: Erst die Verlängerung der AKW-Laufzeit, dann die Aufrüstung der Bundeswehr und schließlich die Gas-Beschaffung aus Ländern wie Katar.

Den 12. und letzten Mottowagen widmete Tilly dem schlechten Zustand der Bundeswehr: Ein Soldat, der scheinbar in einem Panzer sitzt und unten mühsam in die Fahrradpedale treten muss, wobei er über Steine nicht wirklich gut vorankommt.

Stand: 20.02.2023, 10:46 Uhr