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Treffen von Missbrauchsopfern des Bistums Münster
Lokalzeit Münsterland. 07.02.2022. 03:18 Min.. Verfügbar bis 07.02.2023. WDR. Von Heike Zafar.
"Dieser Priester war Serientäter": Missbrauchsopfer treffen sich in Münster
Stand: 07.02.2022, 19:59 Uhr
Zum ersten Mal haben sich Betroffene von sexualisierter Gewalt durch katholische Geistliche aus dem Bistum Münster bei einem großen Treffen zusammengetan. Streng abgeschirmt von der Öffentlichkeit kamen rund 60 Männer und Frauen zusammen, um sich über ihre Erfahrungen und gemeinsame Forderungen auszutauschen.
Von Heike Zafar
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Drei Missbrauchsopfer haben das Treffen organisiert
"Für mich war es fast überwältigend", sagt Hans Hilling, Rechtsanwalt aus Hamburg und Mit-Organisator des Treffens in Münster. Er ist erschöpft, aber auch erleichtert. Alles sei besser gelaufen als er erwartet hat. 57 Männer und Frauen sind in ein geheim gehaltenes Tagungshaus gekommen. Sie alle haben als Kinder oder Jugendliche sexualisierte Gewalt erlebt - durch Priester oder andere Kirchenmitarbeiter. An diesem Wochenende sind sie aus ganz Deutschland nach Münster gereist, viele mit traurigen Geschichten im Gepäck.
Nach weiteren Opfern gesucht
Hans Hilling war Jugendlicher, als er in seiner Pfarrgemeinde in Neuscharrel im Landkreis Cloppenburg als Organist aushalf. Plötzlich habe der Pfarrer hinter ihm an der Orgelbank gestanden und ihn fest umschlungen. Was weiter passierte, darüber konnte er jetzt mit einem anderen Betroffenen sprechen, den er in Münster kennengelernt hat. "Dieser Priester war Serientäter", sagt Hans Hilling, darum habe er immer nach weiteren Opfern gesucht.
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Viele der Teilnehmer haben sich hier das erste Mal mit anderen Betroffenen ausgetauscht, sagen auch die anderen Organisatoren des Treffens. Bistumsvertreter durften nicht teilnehmen, auch nicht die beiden Interventionsbeauftragten. Das Bistum habe insgesamt das Vertrauen verspielt, sagt Sara Wiese, auch sie hat die Veranstaltung mit geplant.
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Kritik am Bistum
Einer der Kritikpunkte: Der Münsteraner Bischof Felix Genn habe bis heute keine Stellung bezogen zu den umstrittenen Äußerungen von Ex-Papst Benedikt zum Münchener Missbrauchsgutachten.
"Deutsche Bistümer geben Millionen für Gutachten aus", ärgert sich Hans Hilling, stattdessen sollten die Bischöfe doch einfach sagen, was sie getan haben und was nicht.
Viel Kritik habe es auch an den Entschädigungszahlungen der deutschen Bischofskonferenz gegeben. "Das ist 'Hinhaltetaktik'", sagt Franz Nienaber, der ebenfalls als Kind einem sexuell gewalttätigen Priester ausgeliefert war.
Weitere Treffen geplant
Das Treffen in Münster soll nicht das letzte sein. Genaueres wurde noch nicht entschieden. Franz Nienaber hofft, dass es weitere Vernetzungstreffen gibt. "Nur so sind wir in unseren Forderungen gemeinsam stark".