Nach Wermelskirchen: Das können Eltern bei der Babysitter-Wahl beachten

Stand: 31.05.2022, 20:25 Uhr

Nicht immer ist es einfach, einen Babysitter für das Kind zu finden. Online wird Eltern die Suche erleichtert - doch gerade nach dem neuesten Fall sexualisierter Gewalt wächst die Unsicherheit in Sachen Babysitter-Wahl.

Was rund um die Fälle sexualisierter Gewalt bislang bekannt ist, sorgt für Entsetzen. Selbst die erfahrenen Ermittler zeigten sich am Montag erschüttert und fassungslos. Von einer "neuen Dimension der Brutalität" war die Rede. Doch ein Aspekt in dieser ohnehin schlimmen Geschichte dürfte Eltern besonders aufschrecken: Der Hauptverdächtige soll im Internet über das Portal Ebay Kleinanzeigen seine Dienste als Babysitter angeboten und sich so einem Großteil der betroffenen Kinder genähert haben.

Ein Generalverdacht gegen Babysitter außerhalb der Familie erscheint unangemessen - weiterhin geschieht sexuelle Gewalt oftmals im engen Familienkreis. Bei den übrigen Verdächtigen in Verbindung mit dem Fall in Wermelskirchen handelt es sich laut Ermittlern um Väter, Nachbarn, Bekannte, Brüder oder Großväter der Opfer.

Doch wenn ein Tatverdächtiger sich seinen Opfern als Babysitter genähert hat, steht zumindest die Frage im Raum, wie so etwas verhindert werden kann.

Kinderschutzbund rät zur Vorsicht bei Internetsuchen

Und da kommen Zweifel auf, ob die Babysitter-Suche auf Internetportalen wie Ebay Kleinanzeigen das richtige Instrument ist. Online gibt es unterschiedliche Apps und Angebote - über Nachbarschaftsportale zum Beispiel können Eltern nach Babysittern suchen. In Rezensionen werden diese Apps mal besser, mal weniger gut bewertet. Auch über Social-Media-Plattformen holen sich viele Eltern Empfehlungen und Tipps für Babysitter von anderen Userinnen und Usern.

Nicole Vergin vom Kinderschutzbund NRW rät allerdings grundsätzlich: "Mit Angeboten im Internet wäre ich vorsichtig". Sie würde stattdessen einen anderen Weg vorschlagen. In vielen Städten und Orten gebe es spezielle Babysitter-Kurse, die vom Kinderschutzbund, dem Roten Kreuz oder anderen Vereinen angeboten würden. Interessierte erhielten dort Kurse und am Ende ein Zertifikat. Wer solche "ausgebildeten Babysitter" wolle, könne sich an die Anbieter vor Ort wenden. Vergin räumt ein:

"Hundertprozentige Sicherheit gibt es nie. Aber wenn man ausgebildete Babysitter nimmt, gibt das ein Stückchen Sicherheit, weil nämlich die Ausbilder beim Kinderschutzbund zum Beispiel schonmal ein Auge drauf geworfen haben." Nicole Vergin

Beweggründe der Babysitter kennen

Am Ende müssen aber natürlich die Eltern entscheiden, wer ihre Kinder beaufsichtigen soll. Und da rät die Expertin, sich die Beweggründe für das Babysitten näher anzuschauen. "Also: Verstehe ich, warum dieser Mensch meine Kinder gerne betreuen möchte?" Bei Teenagern sei es häufig so, dass diese sich etwas Geld hinzuverdienen oder auf eine mögliche Erzieher-Ausbildung vorbereiten möchten. "Das kann man nachvollziehen. Aber in diesem Fall von Wermelskirchen zum Beispiel hätte ich als Mutter arge Zweifel gehabt, warum ein erwachsener Mann mit einem Job gerne mein Kind betreuen möchte", gibt Vergin zu bedenken.

Abschreckung durch polizeiliches Führungszeugnis

Helfen könne auch, um ein polizeiliches Führungszeugnis zu bitten. Hat es in der Vergangenheit bereits aktenkundige Fälle gegeben, steht das dort drin. "Das kann keine Sicherheit bringen, aber es kann ein Baustein sein, um zu zeigen: Wir achten darauf", erklärt Vergin. Möglicherweise werde ein potenzieller Täter dadurch schon abgeschreckt. Wichtig sei, keinen Generalverdacht zu entwickeln, sondern ein gesundes Misstrauen zu haben.

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