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Sein halbes Leben hat Peter Schmidtke in der Kissinger Straße in Düsseldorf verbracht. Jetzt soll sein Wohnblock saniert werden. Neues Dach, gedämmte Wände, neue Aufzüge. Danach wird der Quadratmeterpreis für die Mieter vielfach um zwei Euro erhöht. Für Schmidtke, der seine Rente mit einem Job aufbessern muss, zu viel.
Preisanstieg bei neuen Mietverträgen in NRW um 30 Prozent

"Das kann ich mir nicht leisten. Da muss ich ausziehen", sagt er mit über 70 Jahren - wohlwissend, dass ihm das schwerfiele. Aber auch die Mieten anderswo in NRW dürften Schmidtke nicht gefallen.
In den vergangenen zehn Jahren stiegen die Quadratmeterpreise bei der Wiedervermietung von Bestandswohnungen landesweit um 30 Prozent an - allein in den vergangenen drei Jahren um fast zwölf Prozent. Das zeigt eine Auswertung von Kaltmieten in Wohnungsanzeigen aus der Empirica-Preisdatenbank, die die NRW-Bank der WDR-Redaktion Die Story zur Verfügung gestellt hat.
Düsseldorf: Kaltmiete bei elf Euro
In Peter Schmidtkes Heimat Düsseldorf lag die angebotene durchschnittliche Kaltmiete 2020 bei elf Euro. Bisher zahlen die Mieterinnen und Mieter in den Wohnblöcken seiner Siedlung noch sechs bis sieben Euro.
"Dann zieh ich wahrscheinlich nach Oberhausen", sagt Schmidtke in der Dokumentation "Der Wohn-Wahnsinn in NRW". In Oberhausen lag die durchschnittliche angebotene Kaltmiete zuletzt bei 6,48 Euro. "Wenn's nicht anders geht, muss es sein", so Schmidtke. "Ist zwar ein weiter Weg zum Friedhof zu meiner Frau, aber das geht nicht anders."
- Sendehinweis: Die Story: Der Wohn-Wahnsinn in NRW | 22. September 2021, 22.15 - 23.00 Uhr | WDR
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Mehr als die Hälfte wohnt zu teuer oder zu klein
Wie angespannt die Mietsituation ist, zeigen auch andere Daten zur Wohnsituation vieler Menschen in NRW, die in der folgenden Grafik zu finden sind. Demnach wohnten 2018 in den nordrhein-westfälischen Großstädten etwa 1.358.000 Haushalte in zu kleinen oder zu teuren Mietwohnungen. Das ist mehr als die Hälfte (53,48 Prozent) aller Haushalte, die in den Großstädten in Mietwohnungen leben.
Datenbasis: Mikrozensus-Umfrage zum Wohnen
Die jüngsten Daten stammen von 2018, weil da zuletzt die staatliche Mikrozensus-Zusatzerhebung zum Thema Wohnen durchgeführt wurde. Aufbereitet wurden sie in einer Studie vom Juni im Auftrag der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.
Mit "zu klein oder zu teuer" ist die Zahl der Haushalte gemeint, die entweder mehr als 30 Prozent ihres (gemeinsamen) Nettoeinkommens für die Warmmiete ausgeben oder bei denen die Mindestwohnfläche für die jeweilige Haushaltsgröße unterschritten wird.
Schonfrist für Peter Schmidtke
Nach Kritik an den angekündigten Mieterhöhungen hat Peter Schmidtkes Vermieter, die Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft, mittlerweile angekündigt, noch ein wenig zu warten, bis es teurer wird. Die Mieterhöhungen sollen nun erst ein Jahr nach Ende der Baumaßnahmen in Kraft treten. Für viele Mieterinnen und Mieter der Siedlung bedeutet das allerdings nur ein weiteres Jahr voller Unsicherheit.