Mit Sportfliegern an die Grenze: Medikamente für die Ukraine aus NRW

Stand: 29.04.2022, 10:49 Uhr

Krankenhäuser in Kiew und in der Ostukraine schlagen Alarm: Es fehlen dringend benötigte Medikamente. Hilfe kommt aus NRW. Hilfsorganisationen bringen Medizin ins ukrainische Grenzgebiet - mit Sportflugzeugen.

Von Timo Spicker

Es ist früh, die Sonne steht noch tief hinter dem Tower des kleinen Flugplatzes in Hangelar bei Bonn. Trotzdem ist schon einiges los. Viktoriia und die anderen von der Kölner Hilfsorganisation Blau-Gelbes Kreuz tragen Pakete aufs Rollfeld und stapeln sie neben einer einmotorigen Propellermaschine.

Nicht nur Kriegsverletzungen müssen versorgt werden

"Das sind vor allem Medikamente für die Versorgung von Krebspatienten", erklärt die 23-jährige Medizinstudentin und holt schnell noch blau-gelbe Kunststoffboxen - in den Farben der Ukraine - mit Insulin und anderen Präparaten, die gekühlt werden müssen.

Der Verein kauft ein, was Kliniken in der Ukraine bestellen. Finanziert wird alles aus Spenden.

Pilot bringt Medikamente in die Ukraine: "Das geht mir schon sehr nah"

Mit dem Lastwagen wären die Medikamente einige Tage unterwegs. Mit dem Flugzeug sind es nur Stunden. An der Tankstelle des Flugplatzes füllt Manfred Grabbe sein Sportflugzeug auf. Der 67-jährige Kölner fliegt ehrenamtlich für die Initiative Ukraine Air Rescue.

"Meine Motivation ist, helfen zu wollen - und ich habe einen eigenen Flieger." Manfred Grabbe, Pilot und Helfer

Dann holt er sich die Startfreigabe beim Tower und hebt ab. Manfred Grabbe war jahrelang Lufthansa-Kapitän auf dem Jumbo-Jet. Für jemanden, der nach Saigon, Peking oder Buenos Aires fliegen musste, ist die Ukraine sehr nah - auch emotional. "Wir fliegen ja relativ dicht an die Grenze ran. Wir können gleich kurz in die Ukraine reinschauen."

Der Krieg ist nur wenige Flugstunden entfernt

Keine vier Stunden nach dem Start es ist so weit. Manfred Grabbe beginnt mit dem Anflug auf Rzeszow, 70 Autokilometer von der polnisch-ukrainischen Grenze entfernt. Er ist nicht der einzige Pilot, der heute für Ukraine Air Rescue hergeflogen ist. Zwei weitere Maschinen aus Hangelar und drei aus Mainz kommen fast zeitgleich an.

Manfred Grabbe und die anderen Piloten laden gemeinsam alle Maschinen aus. Anderthalb Tonnen Medikamente kommen so zusammen. Das ist zwar nicht die große Masse, aber gezielte Hilfe. Vor allem erreicht sie schnell ihr Ziel.

Noch während des Rückflugs nach NRW kommt die Nachricht: Die Pakete sind schon auf dem Weitertransport - in der Ukraine.

Über dieses Thema berichten wir auch im WDR Fernsehen in der Lokalzeit am Samstag, 30.04.2022.

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