Vorstellung AR-App: "Zeitzeugen 1945"
Aktuelle Stunde . 05.05.2025. 18:12 Min.. UT. Verfügbar bis 05.05.2027. WDR. Von YaenaNeue Regierung, neuer Kanzler - was erwarten Unternehmen und Beschäftigte? Neue Regierung, neuer Kanzler - was erwarten Unternehmen und Beschäftigte? Kwon.
Hunger, Kälte, Neuanfang: Zeitreise ins Jahr 1945 mit neuer WDR-App
Stand: 05.05.2025, 16:39 Uhr
Der WDR bringt mit einer neuen App und Zeitzeugen per Augmented Reality die Geschichten der Nachkriegszeit ins Klassenzimmer.
Von Rainer Striewski
"Mir war es unvorstellbar, wie man so etwas durchmacht und trotzdem noch auf zwei Beinen steht und wie ein normaler Mensch weiterlebt." Max ist immer noch sichtlich betroffen, wenn er von seinen Begegnungen mit Zeitzeugen aus dem Zweiten Weltkrieg berichtet. Der 18-Jährige ist Schüler an der Trude-Herr-Gesamtschule in Köln-Mülheim und hat die neue WDR-App "Zeitzeugen 1945" mit entwickelt. Darin berichten Zeitzeuginnen und Zeitzeugen 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, wie sie die existentiellen Herausforderungen nach Kriegsende überstanden haben.
"Damit so etwas nie wieder passiert"

Anne Priller-Rauschenberg
Eine von ihnen ist Anne Priller-Rauschenberg. Lange konnte sie - wie viele andere ihrer Generation auch - nicht über die Erlebnisse nach dem Krieg sprechen. "Ich hatte Angst, dass mich das wieder einholt", berichtet die 1930 in Köln geborene Priller-Rauschenberg. Erst vor 16 Jahren fing sie eines Nachts spontan an, alles aufzuschreiben. "Dann habe ich von 1 bis 4 Uhr geschrieben - dann einen Tag Pause gemacht und weiter geschrieben", berichtet sie.
Heute sitzt sie mit Max und anderen Machern der App im Konferenzraum des WDR - und ist bei der Präsentation der App stolz darauf, ihre Geschichte erzählen zu können. "Ich habe das nur gemacht für die jungen Leute, dass sowas nie wieder passiert", betont Priller-Rauschenberg. Herausgekommen ist nicht nur eine Geschichts-App, sondern ein Augmented Reality-Erlebnis der besonderen Art.
Sechs Zeitzeugen berichten
"Wir haben die Zeitzeugen von damals interviewt mit einer speziellen Technik. Und dazu projizieren wir sie im Grunde in den Raum, sodass man das Gefühl hat, die Person erzählt mir jetzt Auge in Auge, was sie erlebt hat", erklärt WDR-Redakteurin Lena Brochhagen.

Zeitzeugen werden in den Raum projiziert
Sechs Zeitzeuginnen und Zeitzeugen erzählen so in der App von ihren Erfahrungen - von Hamsterfahrten und Kohleklau, Hunger und Trauma. Entstanden ist die App in einer Zusammenarbeit von WDR und einem Entwicklerteam der Hochschule Düsseldorf. Die Schülerinnen und Schüler der Kölner Gesamtschule wie Max waren von Anfang an beteiligt.
Geschichten zum Leben erweckt
Eine Mischung aus echtem Archivmaterial und geschichtsgetreu nachgebauten 3D-Welten erweckt die Geschichten visuell zum Leben. Es ist das dritte Augmented Reality-Projekt der WDR-Redaktion Doku und Digital und der Hochschule Düsseldorf. Passend zur App gibt es auch Unterrichtsmaterialien, entwickelt in Zusammenarbeit mit der Bildungsredaktion Planet Schule, Lehrkräften und Geschichtsdidaktikern.
"Ich bin wirklich stolz auf den WDR und die Partner, dass es gelungen ist, dieses Projekt so zu realisieren", betonte WDR-Intendantin Katrin Vernau bei der Vorstellung der App. "Wir dürfen nicht vergessen, was passiert ist. Und wir dürfen auch nicht vergessen, dass es, als der Krieg zu Ende war, noch ein sehr, sehr weiter Weg war, bis die Menschen wieder gut leben konnten", so Vernau.
Der Übergang vom Krieg ist fließend
"Es gibt keinen Schnitt", ergänzt Albert Almering, Lehrer an der Kölner Gesamtschule. "Man kann nicht sagen: So hier ist Schluss und hier geht jetzt die Bundesrepublik weiter." Erlebnisse würden sich schließlich auch weitervererben, so Almering. "Was macht das dann mit einer Gesellschaft nach dem Krieg? Und wie geht man tatsächlich aus einer Kriegssituation in eine Friedenssituation über?"
Für WDR-Projektleiterin Dorothee Pitz war besonders wichtig, mit der App den Geschichtsunterricht neu gestalten zu können. "Man kann Geschichte im Klassenzimmer lebendig und erlebbar machen. Und wir holen die jungen Menschen da ab, wo sie sind: im Netz", so Pitz.
Schultour mit Diskussionen im Unterricht
Dafür geht der WDR auch auf Tour: Im Juni und November stellt das Team die App in Schulen vor und diskutiert zusammen mit den Schülerinnen und Schülern über die Inhalte. Interessierte Schulen können sich hier melden:
Die App steht sofort im iOS-Store und schon bald im Google-Play Store zum Download bereit.
Lehrer und Schüler der Anne-Frank-Gesamtschule in Havixbeck haben die App bereits getestet. Mit ihnen diskutiert Ralph Erdenberger am Mittwoch (07.05.) ab 18 Uhr vor Ort in einem WDR 5 spezial. Ausgestrahlt wird die Sendung "Nie wieder ist jetzt! - Was wir von Zeitzeugen heute noch lernen können" am 8. Mai um 20 Uhr auf WDR 5.
Über dieses Thema berichten wir am Montag (05.05.) auch in den TV- und Hörfunknachrichten.
Unsere Quellen:
- Pressekonferenz im WDR
- Zeitzeugen im Interview
- Video "Making of"
- Projektseiten zur App