Zum Ende der Steinkohle: Festakt aus dem NRW-Landtag

WDR 12.09.2018 01:47:56 Std. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR

Steinkohle-Abschied gerät zum Appell an die Demokratie

Stand: 12.09.2018, 16:30 Uhr

  • Festakt im Landtag NRW zum Ende der Steinkohle
  • Redner erinnerten eindringlich an die "Tugenden" der Kumpel
  • Letzte Zeche im Ruhrgebiet schließt Ende des Jahres

Von Nina Magoley

Es hätte durchaus einer dieser staatlichen Festakte werden können, deren Reden aus Worthülsen bestehen, die schnell verhallen. Doch in Zeiten massiver gesellschaftlicher Turbulenzen geriet der deutsche Abschied von der Steinkohle am Mittwoch (12.09.2018) im Düsseldorfer Landtag zu einem durchaus bewegenden Ereignis.

Zusammenhalt der Bergleute als Vorbild

Das lag vor allem an dem einen, starken Tenor, der sich wie ein roter Faden durch die Reden von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), seinem saarländischen Amtskollegen Tobias Hans (CDU) und dem IG-Bergbau-Chef Michael Vassiliadis zog: der Appell, sich die "Tugenden der Bergleute" zum gesellschaftlichen Vorbild zu nehmen.

Beschworen wurde immer wieder der feste Zusammenhalt, der unter Tage überlebenswichtig war - völlig unabhängig von Herkunft oder Religion. "Es ging nicht um Religion, sondern darum, sich aufeinander verlassen zu können", sagte Laschet. Dieses "soziale Erbe" werde bleiben, auch wenn die Kohle gehe.

"Ganz besonderen Dank" richtete Laschet an die vielen damals sogenannten Gastarbeiter, die auf Einladung der deutschen Regierung ins Ruhrgebiet kamen und unter harten Arbeitsbedingungen den deutschen Aufschwung mit möglich machten. Denn die Steinkohle, so Laschet, sei "der Brennstoff für das Wirtschaftswunder der Bundesrepublik" gewesen.

"Christliche Traditionen"

Der saarländische Ministerpräsident beschrieb das Bild des "aufrechten Bergmanns", der niemals "national oder ausgrenzend, sondern integrativ gedacht" habe. "Christliche Traditionen" hätten unter Tage eine Gesellschaft entstehen lassen, die "für uns verpflichtend" sei.

Nicht zufällig fiel Hans' Blick dabei auf die Reihen der AfD-Mitglieder im Landtag, die sich - auch bei den anderen Rednern - meist nicht am Applaus für diese "Tugenden" der Bergleute beteiligten.

Muttermilch für die Demokratie

IG Bergbau-Chef Michael Vassiliadis nannte die Haltung der Bergleute "Muttermilch" für eine soziale Marktwirtschaft und demokratische Gesellschaft. Es schmerze manchen Bergmann, wie in diesen Tagen das Vertrauen in die Demokratie "unter Druck" gerate.

Beim abschließenden Steiger-Lied, das der Ruhrkohle-Chor gemeinsam mit den Kinderchören von WDR und der Dortmunder Oper am Ende sang, erhoben sich sämtliche Gäste und Abgeordnete von den Sitzen. Und da standen nicht nur manchem der geladenen 120 Bergleute Tränen in den Augen.