Ein Kind lernt am Computer.

Kommentar: Fernunterricht in Solingen ist keine gute Idee

Stand: 02.11.2020, 17:34 Uhr

Ab Mittwoch will Solingen Schulklassen halbieren und zum digitalen Fernunterricht zurückkehren. Verständlich - aber keine gute Idee. Ein Kommentar.

Von Daniela Junghans

Sollen die Schulen in Coronazeiten geöffnet bleiben? Die Frage spaltet derzeit nicht nur die Elternschaft, sondern auch Lehrer und Politiker. Während die einen vor allem von der Bedeutung des Präsenzunterrichts gerade für Kinder aus bildungsfernen Familien reden, hoffen die anderen, ein Wechsel zum Fernunterricht würde gegen die schnell steigenden Infektionszahlen helfen.

Daniela Junghans

Daniela Junghans, WDR Landespolitik

Für NRW soll eigentlich gelten: Präsenzunterricht so lange es geht. Das betonen Schulministerin und Ministerpräsident seit Wochen immer und immer wieder. Doch ob es dabei bleibt, ist völlig offen. Denn jetzt hat mit Solingen die erste Kommune in NRW eine Abkehr von diesem Versprechen angekündigt. Ab Mittwoch sollen hier alle Schüler an weiterführenden Schulen teilweise Fernunterricht bekommen. In der Hoffnung, dass so Zahl der Neuinfektionen wieder sinkt.

Ob so ein Vorstoß rechtlich überhaupt zulässig ist, wird derzeit im Schulministerium geprüft. Politisch wäre er wohl keine schlechte Gelegenheit für die Ministerin, die Verantwortung - ich formuliere es mal nett - zu teilen. Denn wenn dieses Beispiel Schule machte, würden bald überall in NRW Städte selbst entscheiden, wie sie mit dem Unterricht umgehen.

Gerecht wäre das nicht

Was gar nicht so unvernünftig wäre: denn wer weiß besser als die Stadt, wie gut oder schlecht die eigenen Schulen mit digitaler Technik ausgestattet sind? Wie viele Kinder zuhause kein eigenes Laptop oder Tablet haben - und ob die Leihgeräte in den Schulen für diese Kinder ausreichen? Die Folge wäre wohl, dass manche Ruhrgebiets-Kommune eher keinen Fernunterricht anbieten würde, auch nicht tageweise. Und manch kleiner Ort in OWL nahezu sorgenfrei ins Distanzlernen wechseln könnte. Nur - wäre das gerecht? Wohl eher nicht.

Mal ganz davon abgesehen, dass es sicher Eltern gibt, die gegen eine solche Regelung vor Gericht ziehen. Und zu Recht fragen, warum ihre Kinder trotz hoher Infektionszahlen weiter täglich zu Schule müssen, während Schüler im Nachbarort zuhause lernen können.

Nein, so verständlich der Vorstoß aus Solingen auch sein mag, er ist keine gute Idee. Wir brauchen nicht noch mehr kleinteilige Regelungen, die Coronaregeln in NRW sind schon unübersichtlich genug!