Kommentar: Schulen schließen - und Büros bleiben voll?

Stand: 07.01.2021, 12:01 Uhr

Jetzt sind die Schulen also wieder zu – ein schwerer Schritt, nicht nur für die Schulministerin, sondern auch und vor allem für die Schüler. Aber warum macht man nicht einfach auch mal die Unternehmen dicht? Ein Kommentar.

Von Daniela Junghans

Die Entscheidung von Bund und Ländern, bis Ende Januar auf Fernunterricht zu setzen, hat für sie heftige Folgen. So sehr sich auch Schulen und Lehrer Mühe geben, sie werden in den allermeisten Fällen Abstriche machen müssen: sie werden weniger Stoff behandeln können, weniger Kontrolle haben über die Mitarbeit und den Wissensstand – und weniger gut helfen können, wenn Schüler ein privates Problem haben. 

Und bevor jetzt wieder einige Lehrer protestieren: ja , es wird Ausnahmen geben: Schulen, die das alles ganz wunderbar geregelt bekommen, weil sie überdurchschnittlich gut ausgestattet sind, mit Technik und besonders engagierten Lehrern. Doch sie sind – leider – nicht die Mehrheit.

Schwere Entscheidung

Auch der Schulministerin ist das klar, deshalb hat sie sich so lange so schwer getan mit einer Abkehr vom Präsenzunterricht. Wie übrigens die Bildungsminister so gut wie aller Bundesländer. Den jetzigen Sinneswandel begründen sie mit der unklaren Entwicklung der Corona-Infektionszahlen und der bekannt gewordenen Mutation des Virus. Sie ließen keine andere Vorgehensweise zu, heißt es.

Daniela Junghans

Daniela Junghans, WDR Landespolitik

Mal angenommen, dem ist so – dann stellt sich für mich allerdings eine ganz andere Frage: wieso müssen Schulen schließen, während in den Büros vieler Unternehmen weiter gearbeitet wird – im Großraum statt im Homeoffice? Ähnlich voll ist es oft auch in Produktionshallen oder beispielsweise Handwerksbetrieben.

Welche Toten sind teurer?

Warum ist es okay, die Schulen für Wochen zu schließen, zu einem hohen Preis? Aber nicht möglich, auch die Wirtschaft mal für zwei, drei Wochen komplett runterzufahren? Weil es sonst teuer würde, lautet ein oft genanntes Gegenargument. Weil eine laufende Wirtschaft das wichtigste ist in unserer Gesellschaft. Heißt das – überspitzt formuliert - Corona-Tote für die Wirtschaft sind okay, für die Bildung aber nicht?

Um es deutlich zu sagen: Wenn die Lage so schlimm ist, dass Schulen in den Fernunterricht gehen müssen –dann sollten auch Unternehmen ins Homeoffice wechseln oder mal ein paar Wochen ganz Pause machen. Das wäre nicht nur gerecht, man würde es auch deutlich an sinkenden Infektionszahlen sehen.