Digitales Lernen, Rechenaufgabe auf Wandtafel und Tablet "2+2=4"

NRW-Schulen: Ferienangebot stockt - und Digitalpakt auch

Stand: 06.07.2020, 14:42 Uhr

  • Ferienprogramm des Schulministerium läuft schlecht an
  • Zusatzangebot in Coronazeiten kommt wohl zu spät
  • Zudem fließen Mittel aus Digitalpakt bisher kaum

Von Martin Teigeler

75 Millionen Euro stellte das Land NRW für ein Ferienprogramm zur Verfügung. Umsetzen müssen es allerdings die Kommunen. Doch das Angebot kam kurz vor den Ferien so kurzfristig, dass Städte und Gemeinden darauf kaum reagieren.

Wie am Montag (06.07.2020) bekannt wurde, haben bisher nur 47 von 396 Kommunen Geld für diese zusätzlichen Angebote in Corona-Zeiten beantragt. Das hatte die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" berichtet.

"Wir rechnen mit vielen weiteren Anträgen, insbesondere für die zweite Hälfte der Sommerferien", sagte ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Schulministeriums. Nicht verausgabte Mittel könnten auch noch in den Herbstferien für entsprechende Angebote genutzt werden können.

Das Förderprogramm der NRW-Landesregierung sieht vor, dass Schüler der ersten bis zur achten Klasse an 15 Werktagen täglich sechs Stunden Ferienangebote erhalten, die das sprachliche, motorische und soziale Lernen fördern.

Gewerkschaft: Zu spät

Die Lehrergewerkschaft GEW kritisierte, das Programm komme zu spät. "Bewährte Angebote, die sonst in den Ferien laufen, sind ja schon recht früh abgesagt worden. In der Kürze der Zeit konnten sie nicht wieder organisiert und beworben werden", sagte ein Sprecher auf Anfrage. Für Schüler und Schülerinnen hätte das Angebot "sicher was gebracht, wenngleich nicht alle Defizite der letzten Wochen kompensiert worden wären".

Die SPD attestierte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) ein "andauerndes Auf-Sicht-Fahren". Die Schülerinnen und Schüler seien die Leidtragenden, sagte SPD-Fraktionsvize Jochen Ott. "Um für sie das Beste aus dieser mangelhaften Situation zu machen, müssen die zugesagten Mittel nun im System bleiben und zumindest mittelfristig für Kinder mit besonderen Bedarfen ausgegeben werden."

Auch der "Digitalpakt" stockt

Und das NRW-Schulministerium hat noch ein weiteres Problem. Die Mittel des Digitalpakts der Bundesregierung - mittelfristig unter anderem auch für die Anschaffung von Digitalgeräten für Lehrer - werden in NRW bislang nur sehr zögerlich von den Kommunen als Schulträger abgerufen. Das geht aus einer Antwort der Landesregierung auf eine kleine Anfrage der Grünen im Landtag hervor.

Von den Mitteln des Digitalpakts entfallen demnach auf NRW über eine Milliarden Euro. Davon seien bislang nur rund acht Prozent beantragt (87,4 Millionen Euro), etwa 3,6 Prozent bewilligt (38,4 Millionen Euro) und gerade einmal 0,04 Prozent (404.199 Euro) innerhalb von neun Monaten tatsächlich geflossen.

Die Grünen-Bildungsexpertin Sigrid Beer kritisierte: "Wenn es in diesem Tempo weitergeht, werden mehrere Schülergenerationen ihre Schullaufbahn beendet haben, bis die Mittel komplett verausgabt sind."