Seit Jahren wird seitens der Politik versucht, die Situation im Pflegebereich zu verbessern. Doch die Berichte von frustrierten und überlasteten Pflegekräften sowie unzufriedenen Betroffenen reißen nicht ab. Wie drängend die Situation ist, hat am Montag die Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung deutlich gemacht.
Claudia Moll ist Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung
Sie sprach sich in Düsseldorf für tiefgreifende Veränderungen aus und warnte vor einem Kollaps des Systems. "Wir müssen anfangen, Pflege neu zu denken", sagte Moll. Der Personalmangel durch den demographischen Wandel treffe den Bereich jetzt "mit voller Wucht".
Pflege in Quartieren
Konkret schlug Moll, die für die SPD im Bundestag sitzt und zuvor jahrzehntelang als Altenpflegerin gearbeitet hat, eine Abkehr von den großen stationären Pflegeeinrichtungen vor. Stattdessen solle es eine lokale Pflegeversorgung in den Wohnquartieren von Städten und Gemeinden geben.
Dort müsse ein Netz von Pflegediensten aufgebaut und damit das Angebot insgesamt unbürokratischer sowie leichter zugänglich gemacht werden. Eine ambulante Pflegekraft müsse dann nicht mehr von Termin zu Termin durch die ganze Stadt fahren, sondern könne vor Ort im Viertel bleiben. "Wir haben keine dicken Bretter zu bohren, sondern einen ganzen Wald", beschrieb Moll die Aufgabe.
Anspruch auf "Pflegezeit" gefordert
Ergänzend dazu sprach sich der Landesvorsitzende der Alzheimer Gesellschaften NRW, Peter Pick, für eine Stärkung der häuslichen Pflege aus. Allein in Nordrhein-Westfalen würden zwei Drittel der 1,2 Millionen Pflegebedürftigen von Familienangehörigen ohne professionelle Unterstützung betreut. Vor diesem Hintergrund müsse das seit 2017 unveränderte Pflegegeld dringend erhöht werden.
Zudem solle über eine "Pflegezeit" für Angehörige nachgedacht werden, die mit der Elternzeit vergleichbar sei: mit einem Rechtsanspruch, staatlichen Leistungen in der Zeit und danach der Sicherheit, wieder zurück in den Job kommen zu können.