Unter anderem für Menschen, die im Freien arbeiten, kann die Ozonbelastung zum Problem werden

Warum Ozon auch ohne Alarm weiter gefährlich ist

Stand: 18.08.2022, 12:53 Uhr

Hitzewellen und hohe Ozonwerte - diese Kombination kann die Gesundheit schädigen. Auch wenn anders als noch vor Jahren kaum "Ozonalarm" ausgerufen wird, sei die Ozonbelastung weiter ein Problem, sagen Experten.

Von Martin TeiglerMartin Teigeler

Die Häufigkeit hoher Ozonwerte hat seit Mitte der 1990er-Jahre in NRW stark abgenommen. Doch auch wenn Begriffe wie "Sommersmog" oder "Ozonalarm" aus den Schlagzeilen weitgehend verschwunden sind: bei Hitzewellen wie in diesem Sommer kann Ozon noch immer die Gesundheit vieler Menschen schädigen.

BUND: Gravierende Folgen möglich

Dirk Jansen (BUND NRW) im Gespräch mit Thomas Wenkert

Dirk Jansen vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland

Dirk Jansen, NRW-Geschäftsführer des Umweltverbands BUND, sagt: "Die derzeitige intensive Sonneneinstrahlung begünstigt massiv die Entstehung bodennahen Ozons. Die Folgen für die menschliche Gesundheit können gravierend sein, aber permanente Belastungen stellen auch ein Risiko für das Pflanzenwachstum, Ernteerträge und die Qualität landwirtschaftlicher Produkte dar."

Die wichtigsten Fakten über Ozon:

  • Die Ozonschicht in der Stratosphäre schützt die Erde vor gefährlichen UV-Strahlen. Am Boden hingegen bildet sich das Gas bei starker Sonnenstrahlung durch chemische Reaktionen von Schadstoffen in der Luft. Die Vorläufersubstanzen entstehen unter anderem durch Emissionen aus Fahrzeugen und Kraftwerken.
  • Es gibt verschiedene Grenz-, Ziel- und Richtwerte für die Ozonbelastung. Bei 180 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft liegt die sogenannte Informationsschwelle. Ab dem Alarmwert über 240 wird laut Landesumweltamt NRW generell empfohlen, ungewohnte körperliche Anstrengungen im Freien zu vermeiden. Zudem gibt es den Zielwert von 120 Mikrogramm pro Kubikmeter als Acht-Stunden-Mittel. Dieser soll nicht öfter als 25-mal pro Kalenderjahr, gemittelt über drei Jahre, überschritten werden. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt einen noch niedrigeren Wert von 100 Mikrogramm.

Langfristiges Ziel verpasst

Langzeitübersicht: Anzahl der Stundenmittelwerte über 180 Mikorgramm pro Kubikmeter

Trend der Jahre 1990 bis 2020 in NRW: Die Anzahl der Stundenmittelwerte über 180 Mikrogramm pro Kubikmeter war rückläufig

In NRW zeigt der langfristige Trend, dass hohe Messwerte seit 1990 über 180 immer seltener werden. Ozonalarm mit Rekordwerten bis zu 300 Mikrogramm - was dann zu Smog-Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Autobahnen führte - gibt es heute, anders als in den 1990er-Jahren, kaum noch.

Ozonalarm im Jahr 1994: Geschwindigkeitsbeschränkung auf der A45

Ozonalarm 1994: Geschwindigkeitsbeschränkung auf der A45

Aber das Landesumweltamt teilt auch mit: An allen Probenahmestellen wurde 2021 in NRW der Wert von 120 Mikrogramm als Acht-Stunden-Mittelwert an mindestens einem Tag des Jahres überschritten, "das heißt das langfristige Ziel zum Schutz der menschlichen Gesundheit vor Ozon wurde, wie auch in den Vorjahren, nicht eingehalten". In Vororten und ländlichen Gebieten ist die Belastung oft höher als in Innenstädten, wo Ozon als relativ instabile Substanz beim Kontakt mit anderen Stoffen schneller wieder zerfällt.

Dirk Jansen vom Umweltverband BUND fordert, sich stärker nach dem WHO-Richtwert von 100 Mikrogramm zu richten. Die Werte 180 und 240 orientierten sich "nicht hinreichend an der menschlichen Gesundheit".

Gegen die gravierenden Auswirkungen des Sommersmogs helfen laut Jansen "nur eine konsequente Verkehrswende und das schnelle Abschalten der Kohlekraftwerke". Auch das Landesumweltamt rät - nicht nur aus Klimaschutzgründen - dazu, "auf unnötige Autofahrten" möglichst zu verzichten, um die Luftqualität zu verbessern.

Mitarbeit: Laura-Sophie Lang