Laschet-Beraterin fordert andere Teststrategie

Stand: 08.10.2020, 17:19 Uhr

Die Medizinethikerin Christiane Woopen spricht sich in einem WDR-Interview für deutlich mehr Coronatests aus. Die NRW-Landesregierung verfolgt bisher eine andere Linie.

Es ist ein deutlicher Wunsch an die Politik, adressiert auch an die Landesregierung: Medizinethikerin Christiane Woopen, Professorin an der Universität zu Köln und Vorsitzende des Europäischen Ethikrates, fordert "die Teststrategien hochzufahren." Sie ist auch Mitglied des sogenannten Corona-Expertenrates von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU).

Es sei notwendig noch viel mehr verschiedene Testverfahren einzusetzen, damit man etwa auch vor Veranstaltungen "die Besucher durchtesten" könne, sagte Woopen am Donnerstag im WDR-Interview in der Sendung "Westpol: Eins zu eins".

Landesregierung sieht Obergrenze erreicht

In Nordrhein-Westfalen gibt es seit Wochen Streit um die Frage, wie viele Coronatests an welcher Stelle sinnvoll sind. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) zeigte sich noch Ende September zurückhaltend beim Thema Schnelltests. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte mehrfach betont, möglich seien pro Woche maximal rund 270.000 Tests.

NRW werde nur so viel testen, wie seriös machbar sei. Laumann will auch künftig nicht "anlasslos" testen - kostenlose Tests für Lehrer und Erzieher sollen laut Laumann zu Beginn der Herbstferien wegfallen.

Woopen sieht "Politik in der Pflicht"

Die SPD wirft der Landesregierung vor, es gebe in NRW gar keine richtige Teststratgie. Im NRW-Landtag hatte die SPD-Fraktion vorgeschlagen, kostenpflichtige Schnelltest vor Konzerten, Fußballstadien und Feiern einzuführen. Diese Position teilt auch Medizinethikerin Woopen. "Die Eventbranche krächzt und ächzt." Schnelltests würden dabei helfen, finanzielle Schäden von Veranstaltern zu minimieren.

Die Politik sieht Woopen "in der Pflicht", eine bessere Teststrategie mit viel Geld "nach vorne zu bringen", sagte Woopen im WDR-Gespräch. "Eine vernünftige Teststrategie würde uns einen großen Schritt weiterbringen."

Die Aussagen von Woopen kommen zu einer Zeit, in der die bundesweite Teststrategie verändert wird. Ab Mitte Oktober sollen Schnelltests in Senioren- und Pflegeheimen zum Einsatz kommen.

Auch Laschets Expertenrat empfiehlt mehr Tests

Auch der Corona-Expertenrat der NRW-Landesregierung, den Ministerpräsident Laschet zu Beginn der Pandemie als interdisziplinäres Beratergremium installiert hatte, verweist zunehmend auf neue Testmöglichkeiten. Dem Expertenrat gehört neben Forscherin Christiane Woopen unter anderem der Virologe Hendrik Streeck an.

In einer aktuellen Stellungnahme fordert das Gremium mittlerweile mehr Tests in Nordrhein-Westfalen. "Einfach und schnell durchführbare Tests" seien eine Möglichkeit für "völlig neue Teststrategien, deren strategischer Einsatz schon jetzt vorausschauend geplant werden sollte", befand das Expertenteam Ende September.