Dass es kein Kuschel-Duell werden würden, war schon nach wenigen Worten klar. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) und Herausforderer Armin Laschet (CDU) haben sich am Dienstag (02.05.2017) eine Stunde lang ein intensives, teils bissiges Fernseh-Duell geliefert.
Die Ausgangslage
Es war das vierte TV-Duell im WDR Fernsehen, und für Hannelore Kraft bereits der dritte Auftritt bei diesem Format. CDU-Spitzenkandidat Armin Laschet hat sich zum ersten Mal dem Wortgefecht im WDR gestellt. Keiner der Kandidaten kannte die Fragen, nur dass es um vier Themenschwerpunkte gehen würde: Sicherheit, Zuwanderung, Bildung und Wirtschaft. Die Kontrahenten sollten etwa gleich viel Redezeit bekommen. Das gelang am Ende bis auf wenige Sekunden.
Wie war die Atmosphäre?
Angespannt. Beide Kontrahenten waren sichtbar bemüht, den jeweils anderen zu stellen und mit eigenen Themen zu punkten. Kurzum: Es war ein richtiges Duell und sehr unterhaltsam. Kraft wirkte oft genervt, wenn sie die von Laschet bekannten Vorwürfe hörte. Sie unterbrach ihn häufig mit erhobener Stimme, vergaß zu oft das Lächeln.
Laschet wirkte im Vergleich lockerer. Die Ministerpräsidentin konnte oder wollte sich nicht als verständnisvolle Landesmutter präsentieren. Interessanterweise antworteten beide auf die Frage, was sie besäßen, was dem jeweils anderen abgehe mit: "Leidenschaft." Beide verwiesen mehrfach auf Faktenchecks, die helfen könnten, umstrittene Fakten zu klären.
Bei welchen Themen konnte Laschet punkten?
Das Duell begann mit dem Thema, das Laschet zum wichtigsten Wahlkampfthema erkoren hat: der inneren Sicherheit. Hier konnte der CDU-Mann punkten. Er warf der Regierung Kraft vor, zu wenig gegen Einbrüche zu unternehmen, die Schleierfahndung nicht zu erlauben. Richtig unangenehm wurde es für Kraft, als Laschet auf den Berliner Attentäter Anis Amri und die Frage zu sprechen kam, warum der Tunesier nicht in Haft genommen wurde. NRW-Innenminister Ralf Jäger nannte Laschet ein "Sicherheitsrisiko".
Kraft reagierte defensiv, sagte, sie sehe bis heute keinen Grund, ihren Innenminister "nach Hause zu schicken".
Beim Thema Bildung beklagte der CDU-Mann immer wieder den Unterrichtsausfall an den Schulen. Er versprach, dieses Problem sofort anzugehen, wenn er in Regierungsverantwortung kommen sollte.
Bei welchen Themen konnte Kraft überzeugen?
Kraft war häufig gezwungen, sich gegen Vorwürfe Laschets zu wehren. Bei der inneren Sicherheit gelang das nicht. Bei der Gerechtigkeitsfrage durchaus. Sie verwies auf ihre Programme zur Prävention, erinnerte daran, dass sie mit Landesgeld klammen Kommunen aus der Schuldenfalle herausgeholfen habe, verwies auf den ausgeglichenen Haushalt im vergangenen Jahr.
Punkten konnte Kraft mit dem geplanten Programm zur kostenlosen Kernzeit bei den Kindergärten. Bei der Frage der Finanzierung verwies sie auf die eine Milliarde Euro, die NRW künftig mehr aus dem Länderfinanzausgleich bekommen wird. Dieses Geld werde in Bildung, Sicherheit und Kinder investiert.
Als Laschet Kraft vorwarf, Rot-Grün sei Schuld am Dauer-Stau im Land, konterte Kraft damit, dass unter der Vorgänger-Regierung viele Planungs- und Ingenieursstellen abgebaut worden seien. Punkt Kraft.
Wer hat gewonnen?
Einen klaren Sieger gab es nicht, aber leichte Vorteile für Laschet. Kraft war oft in der Defensive, wirkte reizbar und bot bei vielen Themen Angriffsflächen. Laschet auf der anderen Seite fiel einige Male damit auf, auszuweichen. So blieb er beispielsweise selbst auf mehrfache Nachfrage, was er tun würde, um die Probleme im Ruhrgebiet zu lösen, vage: Seine Priorität liege beim Schaffen von Arbeitsplätzen, sagte er.
Also doch eine Große Koalition?
Keiner der beiden erwähnte diese wohl wahrscheinlichste Koalitionsvariante nach der Wahl. Kraft sagte, sie wolle mit den Grünen weitermachen. Rot-Rot-Grün schloss sie nicht aus, machte aber ihre Skepsis gegenüber den Linken ziemlich deutlich. Laschet sagte im Anschluss an das Duell, er hoffe auf Schwarz-Gelb.
Gab es peinliche Momente?
Eigentlich nicht. Lustig war ein Versprecher Laschets. Er sagte, bei der Hogesa-Demo in Köln hätten sich Hooligans und Salafisten zusammengetan. Dafür gab es im Netz einigen Spott.