Armin Laschet: Plötzlich ein Gewinner

Stand: 14.05.2017, 22:20 Uhr

Armin Laschet ist am Ziel - und kann voraussichtlich als Ministerpräsident in die Düsseldorfer Staatskanzlei einziehen. Der Weg dorthin war voller Hürden.

Von Sabine Tenta

Sichtlich genießt Armin Laschet am Sonntagabend (14.05.2017) den frenetischen Applaus seiner Partei und die "Armin, Armin, Armin"-Rufe. Er ist der klare Wahlsieger an diesem Abend und hat eine rasante Aufholjagd hingelegt.

Der Weg bis zum Wahlsieg war für Armin Laschet auch ein Hürdenlauf. Immer wieder zog er in den vergangenen Jahren bei parteiinternen Auseinandersetzungen den Kürzeren, musste andere an sich vorbeiziehen lassen. Lange Zeit wurde der 56-jährige Armin Laschet deshalb als ewiger Zweiter belächelt. Nun kann er endlich das Prinz-Charles-Syndrom abschütteln - und wahrscheinlich in die Staatskanzlei einziehen.

Laschet unterliegt Norbert Röttgen

Eine bittere Niederlage gab es 2010 für den gebürtigen Aachener: Die NRW-CDU hatte per Mitgliederentscheid einen neuen Vorsitzenden gewählt und entschied sich mit klarem Vorsprung für Norbert Röttgen. Der wurde dann auch 2012, als die Minderheitsregierung von Hannelore Kraft in einer Sackgasse war und es zu vorgezogenen Neuwahlen kam, Spitzenkandidat seiner Partei. Röttgen fuhr ein desaströses Ergebnis ein: Die CDU fiel weiter ab auf 26,3 Prozent. Neuer historischer Tiefstand.

Der Zweikampf mit Karl-Josef Laumann

Nach der krachend verlorenen Landtagswahl ging es 2012 darum, die Partei neu aufzustellen. Norbert Röttgen war zurückgetreten, um seine Nachfolge stritten nun Armin Laschet und der damalige Fraktionsvorsitzende Karl-Josef Laumann. Es drohte eine Zeit des Stillstands, in dem die Partei mehr mit sich selbst als mit dem politischen Gegner beschäftigt ist.

Merkel löst die Parteikrise am Rhein

Mit viel Geschick löste die CDU-Bundesvorsitzende Angela Merkel die Personalkrise in Düsseldorf: Sie lobte den kantigen Westfalen Laumann nach Berlin weg, machte ihn zum Staatssekretär im Gesundheitsministerium und gab ihm das Amt des Patientenbeauftragten. Damit machte sie den Weg frei für Armin Laschet: Der übernahm den Vorsitz der Partei und der Fraktion im Landtag.

Als Bundesvize Gast in Talkshows

Als stellvertretender Bundesvorsitzender war Laschet in den letzten Jahren ein häufiger Gast in politischen Talkshows. Als Merkel-Freund verteidigte er dort unter anderem die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin. Ein Feld, in dem Laschet sich auskennt, schließlich war er im Kabinett Rüttgers (2005-2010) Integrationsminister. Armin Laschet gilt in seiner Partei als Modernisierer: Scharfmacher von rechts, die am konservativen Profil der CDU feilen wollen, stoßen bei ihm auf Widerstand.

Der politische Werdegang

Seine politische Karriere begann Armin Laschet 1989 im Aachener Stadtrat, wo er 15 Jahre lang Kommunalpolitik machte. 1994 holte er das Direktmandat für den Bundestag. Doch nach nur einer Legislaturperiode flog er 1998 wieder aus dem Parlament: Er unterlag in seinem Wahlkreis Ulla Schmidt (SPD). Von 1999 bis 2005 war Laschet Europaabgeordneter. Von Brüssel wechselte er in das Kabinett von Jürgen Rüttgers (CDU) und wurde Minister für Generationen, Familie, Frauen und Integration. Seit 2010 hat Armin Laschet auch ein Landtagsmandat.

Klausuren-Affäre ausgesessen

Eine Herzensangelegenheit war Armin Laschet nach eigener Darstellung seine Tätigkeit als Lehrbeauftragter im Studiengang Europastudien an der RWTH Aachen. Doch sie wurde zu einer handfesten Belastung, als Klausuren, die Armin Laschet korrigieren sollte, verschwanden. Er sagte, sie seien auf dem Postweg verloren gegangen, hatte jedoch keine Belege für diese Behauptung. Peinlicherweise erhielten auch Studenten von ihm Noten für die Klausur, die gar nicht daran teilgenommen hatten. Sein Krisenmanagement in der Affäre war sehr ungeschickt. Am Ende hatte er sie ausgesessen und musste sich nur noch gelegentlich im Landtag hämische Seitenhiebe der SPD anhören.

Familienvater mit Humor

Prägend für Armin Laschet sind sein christliches Weltbild und seine Herkunft aus einer Arbeiterfamilie: Sein Vater war Steiger im Alsdorfer Bergbau. Dass Armin Laschet in Bonn Rechts- und Staatswissenschaften studierte, war "nicht selbstverständlich", so Laschet. 1985 heiratete er seine Frau Susanne, mit ihr hat er drei Kinder.

Über ihren Herausforderer sagte Hannelore Kraft im aktuellen Wahlkampf anerkennend: "Er hat Humor." Und die linke Spitzenkandidatin Özlem Demirel sagte zu ihm am Wahlabend: "Sie sind ein ehrlicher Mensch, das schätze ich an Ihnen."

Schwere Aufgaben warten auf den Ministerpräsidenten

Nun wird sich zeigen, ob Armin Laschet sein Wahlziel - das vollmundige Versprechen, NRW wieder an die Spitze zu führen - umsetzen kann. Die Herausforderungen sind groß im bevölkerungsreichsten Bundesland. Seien es die Infrastruktur mit ihren maroden Brücken und überlasteten Autobahnen oder das Bildungssystem mit dem von CDU und FDP eingeführten G8, das nun mehrheitlich abgelehnt wird.

Aber zunächst wird gefeiert, bei der CDU in Düsseldorf und in Berlin, denn den Rückenwind aus dem bevölkerungsreichsten Bundesland kann Angela Merkel im Wahlkampf gut gebrauchen.