Wahlanalyse in Zahlen: Wer wanderte wohin?

Stand: 16.05.2022, 09:12 Uhr

Wohin sind die Wählerinnen und Wähler gewandert? Wie stark war der Schub aus Berlin? Ein Blick auf die Zahlen des Wahltags.

Wahlanalyse in Zahlen: Wer wanderte wohin?

Wohin sind die Wählerinnen und Wähler der FDP gewandert? Und wie stark war der Kandidatenfaktor von CDU-Spitzenkandidat Hendrik Wüst? Der Blick in die Zahlen verrät interessante Details.

Was kommt nach Schwarz-Gelb? Nach dem Absturz der FDP bei der Landtagswahl scheinen die Zeichen in NRW auf Schwarz-Grün zu stehen. Beide Parteien hätten zusammen eine stabile Mehrheit im Landtag - und offenbar auch die Unterstützung ihrer Wähler. 51 Prozent der CDU-Wähler und 47 Prozent der Grünen-Wähler fänden eine gemeinsame Koalition gut. Vor einer Woche in Schleswig-Holstein war die Zustimmung der Grünen noch größer.

Dass die CDU in NRW wieder stärkste Kraft werden könnte, hatte sich schon vorher abgezeichnet. In einer Befragung von Infratest dimap waren 48 Prozent der Befragten mit der Arbeit von Hendrik Wüst und 46 Prozent mit der Arbeit seines Innenministers Herbert Reul zufrieden. Mit der Spitzenkandidatin der NRW-Grünen waren zwar nur 22 Prozent zufrieden - den Grünen verhalf aber offenbar Rückenwind aus Berlin zu ihrem historisch bestem Ergebnis.

Denn mit der Arbeit von Annalena Baerbock und Robert Habeck in Berlin sind 67 bzw. 64 Prozent der Befragten zufrieden. Erst danach folgt mit 50 Prozent Kanzler Olaf Scholz.

Aber warum hat die FDP in NRW so dramatisch verloren? Offenbar war die Übernahme des Schulministeriums nach der letzten Wahl ein schwer kalkulierbares Risiko. 66 Prozent der Befragten finden: "Das FDP-geführte Schulministerium hat in der Corona-Pandemie versagt."

Die meisten ehemaligen FDP-Wählerinnen und -Wähler (genau: 260.000) sind zur CDU gewandert. FDP-Chef Stamp hat wohl nicht zu Unrecht beklagt, dass die CDU im Wahlkampf wenig Rücksicht auf die Liberalen genommen hat. Einen großen Teil hat die FDP aber auch an die Grünen und an die Nihctwähler verloren. 20.000 ehemalige FDP-Wählerinnen und Wähler haben ihr Kreuz bei der AfD gemacht.

Die CDU hat ihren Wahlsieg vor allem den älteren Wählerinnen und Wählern zu verdanken. In der Gruppe der über 70-Jährigen liegt der Anteil der CDU-Wählerinnen und -Wähler sogar bei 50 Prozent. Hinzu kommt: Die Wahlbeteiligung der Älteren ist höher als bei den Jüngeren.

Auch die SPD kann eher bei den älteren Wählerinnen und Wählern punkten. Allerdings zeigt sich hier das Mobilisierungsproblem der SPD: Bei den über 60-Jährigen erzielte die SPD nur gut 30 Prozentpunkte.

Ein ganz anderes Bild zeigt sich dagegen bei den Grünen. Ihre Wählerinnen und Wähler sind eher jung. Den größten Anteil von 28 Prozent erreicht die Partei bei den 18-24-Jährigen.

Bei diesen jungen Wählern kann auch die FDP punkten, allerdings nicht im gleichen Maße wie die Grünen.

Die Wählerinnen und Wähler der AfD sind eher im mittleren Alter. Ihren größten Stimmenanteil von 8 Prozent erreicht sie bei den 35-44-Jährigen.

Der Kandidatenfaktor sagt aus, wie groß der Kandidat die jeweilige Wahlentscheidung beeinflusst hat. Bei der CDU hat jede dritte Wählerin bzw. jeder dritte Wähler das Kreuz gemacht, um den Spitzenkandidaten Hendrik Wüst zu unterstützen.

Zum Vergleich: Der Kandidatenfaktor bei Joachim Stamp liegt nur bei 9. Christian Lindner kam bei der Landtagswahl 2012 noch auf einen Wert von 31.

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