Ein Teil eines Oberstufenkurses sitzt im Klassenraum.

Kommentar: Die fragwürdigen Selbsttests durch Schüler

Stand: 15.04.2021, 11:26 Uhr

Ab Montag gilt in allen Schulformen wieder abwechselnd Präsenz- und Distanzunterricht - so wie zuletzt vor den Osterferien. Die Probleme dieses Systems erklärt Daniela Junghans.

Von Daniela Junghans

Dass NRWs Schüler jetzt zumindest tageweise zurück in die Schulen dürfen, finde ich gut. Ja, auch bei steigenden Inzidenzwerten. Und es ist ebenso richtig, dass es eine Grenze geben wird: Übersteigt die Wocheninzidenz in einer Kommune die 200, bleiben wieder alle Schüler zu hause. All das halte ich für gut und richtig.

Aber bei den Details habe ich so meine Probleme. Vor allem beim Thema Tests: natürlich sollen die Schüler getestet werden, idealerweise in der Schule, wo man Durchführung und Ergebnis kontrollieren kann. Aber wieso ist es nicht möglich, diese Tests von Erwachsenen durchführen zu lassen? Das kann und will ich nicht verstehen.

Wenn es in der Nase kitzelt

Haben Sie schon mal einen Selbsttest gemacht? Dann wissen Sie, dass nicht jeder Handgriff so einfach ist, dass ihn auch Acht- oder Zehnjährige gut hinbekommen. Mal abgesehen davon, dass es so in der Nase kitzeln kann, dass man kräftig niesen muss – dann fliegen also jede Menge Aerosole durch den Raum. Keine gute Idee, so etwas gemeinsam mit anderen – am besten noch ohne Maske – im Klassenraum zu machen.

Daniela Junghans

Daniela Junghans, WDR Landespolitik

Wieso gibt es also nicht vor jeder Schule einfach eine Test-Straße oder meinetwegen einen separaten Raum, in dem die Kinder in Ruhe von geschultem Personal getestet werden? Das müssen keine Mediziner sein. Im Schnelltest-Zentrum bei mir um die Ecke sind es zum  Beispiel Kellner oder Studenten, die eine kurze Schulung bekommen haben. Warum geht das nicht in den Schulen, gern auch mit Unterstützung von Eltern?

Warum keine Spucktests?

Und wenn es wirklich Selbst-Tests sein müssen, wieso bekommen dann nicht wenigstens die jüngeren Kinder solche, die mit Speichel funktionieren? Die gibt es nämlich inzwischen, ganz offiziell zertifiziert vom Robert-Koch-Institut. Mein oben erwähntes Schnelltest-Zentrum um die Ecke bietet sie auch an, im Rahmen der kostenlosen Bürgertests. Bei Kindern rate das RKI von diesen Tests ab, sagt die Schulministerin. Auch das kann ich nicht verstehen: sie sind einfach zu handhaben, und in ein Röhrchen spucken können auch kleinere Kinder.

Wir haben mit den Schnell- und Selbsttests endlich ein gutes Mittel in der Hand, um die Infektionszahlen zumindest etwas mehr zu kontrollieren und gleichzeitig wichtige Bereiche wie Schulen offen zu halten. Jetzt sollten wir sie nur auch richtig einsetzen!