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Karnevalisten enttäuscht nach Treffen mit dem Land
WDR 5 Westblick - aktuell. 27.01.2022. 05:33 Min.. Verfügbar bis 27.01.2023. WDR 5.
Karnevalisten kritisieren Land wegen unklarer Corona-Vorgaben
Stand: 28.01.2022, 10:40 Uhr
Die Karnevalsverbände haben die Landesregierung wegen ihrer Corona-Politik scharf kritisiert. Viele Vereine hätten ihre Events freiwillig abgesagt, nun würden aber private Veranstalter die Lücken füllen.
Von Peter Hild
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Die Regionalverbände des organisierten Karnevals in NRW fühlen sich von der Landesregierung im Stich gelassen. "Die einzigen, die auf Wunsch der Politik freiwillig abgesagt haben, sind die ehrenamtlich agierenden Vereine. Nun wissen wir immer noch nicht, ob die versprochenen finanziellen Hilfen von Bund und Land wirklich kommen, und erleben gleichzeitig, wie kommerzielle Veranstalter in die entstandenen Lücken stoßen. Der Schaden für das Brauchtum ist maximal", erklärte der Präsident des Bundes Deutscher Karneval, Klaus-Ludwig Fess.
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Diesen Schaden lasten die Karnevalisten der Landesregierung an. Die Verbände hatten sich am Mittwochabend in einer Videokonferenz mit der NRW-Staatskanzlei unter anderem über mögliche weitere Hilfen ausgetauscht. Viele Karnevalsvertreter zeigten sich im Nachgang des Treffens enttäuscht bis sauer.
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Kritik: Politik hält Ankündigungen nicht ein
Die Karnevalisten kritisieren vor allem die unklaren Corona-Vorgaben des Landes. Noch vor Weihnachten sei angekündigt worden, dass die Corona-Regeln wohl weiter verschärft würden und somit Veranstaltungen in Innenräumen kaum möglich sein werden.
Nun hat sich aber die jüngste Ministerpräsidentenkonferenz gegen eine Verschärfung ausgesprochen. In NRW sind weiterhin Veranstaltungen in Innenräumen unter Auflagen mit bis zu 750 Gästen erlaubt.
Private Veranstalter nutzen Lücken aus

Diese Möglichkeiten nutzen nun vielerorts kommerzielle Veranstalter, die ihre Events gemäß den Vorgaben abhalten - nicht als Tanzveranstaltungen, sondern etwa als gastronomisches Event mit festen Sitzplätzen, aber auch musikalischem Programm.
Die Karnevalisten sind darüber verärgert. "Es ist jetzt zu befürchten, dass die privaten Anbieter dauerhaft mit jahrelang fest von den Vereinen gebuchten Terminen für Säle und Hallen konkurrieren", meint dazu ein Karnevalsvertreter aus dem Ruhrgebiet.
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Unsicherheiten für Straßenkarneval
Ein ähnlich unklare Situation befürchten die Narren für den Straßen- und Kneipenkarneval in einigen Wochen. "Zum einen werden Veranstaltungen mit Zuschauern, die unter 2G-Plus-Bedingungen durchgeführt werden könnten, derzeit nicht genehmigt, während sich zum anderen Tausende von Jecken unkontrolliert an den Feierhotspots treffen und selbstverständlich auch in die geöffneten Kneipen strömen werden", erklärt Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitees Kölner Karneval.
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In der öffentlichen Wahrnehmung werde dann ´der Karneval´ wieder zum Corona-Treiber erklärt, so Kuckelkorn. Man wolle die Politik deshalb frühzeitig auf die Problematik hinweisen. Noch hätten Land und Bund Zeit, den Kommunen die Werkzeuge für einen sicheren Straßen- und Kneipenkarneval an die Hand zu geben.
Landesregierung plant weiteres Hilfsprogramm
Die Landesregierung reagierte am späten Donnerstagabend auf die Kritik. Man verstehe die Problemlage der Karnevalsvereine und wolle weiter im Dialog bleiben, sagte ein Sprecher der Staatskanzlei. Die Landesregierung habe erreicht, dass Fristen etwa für Bundeshilfen verlängert wurden.
Außerdem plane man ein weiteres, zusätzliches Hilfsprogramm, das nun rasch umgesetzt werden soll, so der Sprecher weiter. Bei der Vereinbarung zu freiwilligen Absagen der Veranstaltungen habe man sich auf aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und Prognosen gestützt. Nach wie vor sei der weitere Pandemieverlauf unklar, so dass die Absage von Veranstaltungen von einer besonderen Verantwortung zeuge.