NRW Schulministerin Yvonne Gebauer

Kommentar: Zuviel Wutschnauben in der Schulpolitik

Stand: 13.11.2020, 16:12 Uhr

SPD und Grüne werfen der Schulministerin vor, keine Strategie zu haben. Die FDP-Ministerin verteidigt ihr Corona-Krisenmanagement. Diese Debatte ist unwürdig. Ein Kommentar

Von Bettina Altenkamp

Es geht um viele junge Menschen: 2,5 Millionen Schülerinnen und Schüler in NRW. Und für jeden Einzelnen von ihnen geht es um viel : um Bildung, Bildungsgerechtigkeit aber auch um soziale Kontakte, soziales Lernen und nicht zuletzt auch um Betreuung. 2,5 Millionen junge Menschen, die im März unvermutet ins schulische Niemandsland gefallen sind. 

Bettina Altenkamp

Bettina Altenkamp, WDR-Landespolitik

Für uns Erwachsene waren und sind die Beschränkungen, die Ver- und Gebote während dieser Pandemie schon schwer erträglich - die jungen und ganz jungen Menschen hat es noch mal härter getroffen. Von den Eltern, berufstätig und unverhofft noch als Homeschoolinglehrer mit Doppeljob versehen, ganz zu schweigen. Jetzt, in der zweiten Corona-Welle, muss das anders gehen.

Parteipolitische Scharmützel auf dem Rücken der Schüler

Gut also, wenn die Verantwortlichen mit dem Wissen von den Anfängen der Pandemie, um die besten Lösungen für die Schüler und Schülerinnen ringen. Schade nur, dass es auf diese Art und Weise geschieht. Da ist viel zu viel heftiges Wutschnauben und leider zu wenig ruhiges Durchatmen.

Wenn SPD und Grüne keine Gelegenheit auslassen, das Thema Schule auf die Tagesordnung des Landtags zu hieven, ist das ihr gutes Recht. Nur drängt sich der Eindruck auf, dass damit parteipolitische Scharmützel auf dem Rücken der Schüler ausgetragen werden; es weniger ein Streit um den besten Weg, als vielmehr um die größte mediale Aufmerksamkeit ist.

Etwa wenn - ziemlich lautstark - immer wieder die Entscheidung der Schulministerin kritisiert wird, das pauschale Wechselmodell der Stadt Solingen von Präsenz- und Distanzunterricht zu verbieten. Der Punkt, dass jede Schule, abhängig vom jeweiligen Infektionsgeschehen, eine solche Entscheidung sehr wohl treffen kann, wird ausgeblendet. Schade.

Ein Fehler der Ministerin

Schade auch, dass die Schulministerin ihre ziemlich überraschende Entscheidung, die Weihnachtsferien früher beginnen zu lassen, zunächst den Medien mitgeteilt hat - gerade vor dem Hintergrund der Debatte über eine stärkere Parlamentsbeteiligung in Krisenzeiten. Das ist ein Fehler.

Nun kommt noch der einsam von SPD und Grünen ins Leben  gerufene Schulgipfel am nächsten Dienstag. Der bringt vermutlich wenig neue Ideen, dafür aber wohl umso mehr neue Vorwürfe.

Ein Ringen um die wirklich besten Lösungen sieht anders aus. Einfach mal kurz Durchatmen - und dann neu starten - könnte helfen.