Der Stresstest für Schüler und Familien geht weiter

Stand: 20.01.2021, 14:49 Uhr

Die strengen Anti-Corona-Maßnahmen werden verlängert - und mit ihnen der Distanzunterricht. Viele Details bleiben unklar. Schulministerin Gebauer will sich erst abstimmen.

Von Sabine Tenta

Am Mittwoch tagte im NRW-Landtag der Schulausschuss. Er hatte am Vorabend von Bund und Ländern einen neuen Tagesordnungspunkt auf die Agenda gesetzt bekommen. Denn die Runde hatte die Fortsetzung der strengen Anti-Corona-Maßnahmen bis Mitte Februar beschlossen, gemeinsam mit einigen Verschärfungen. Am längsten hatten Bund und Länder über Schulen und Kitas gestritten. Nach stundenlangen, teils emotionalen Debatten einigte man sich darauf, am Vorrang des Distanzunterrichts festzuhalten.

Ministerin sucht Abstimmung mit Ländern

NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) sagte im Schulausschuss, dass sie sich bei der konkreten Umsetzung des Bund-Länder-Beschlusses zunächst mit vielen Akteuren beraten will. Sie suche dafür den Austausch mit den Kultusministern der Länder sowie Verbänden und Schulträgern. Es müsse "klug und mit allen Akteuren" beraten werden. Dabei werde sie sich auch mit den Nachbarländern Nordrhein-Westfalens abstimmen.

Am Mittwoch stehe das Thema Schulen auf der Tagesordnung im Landeskabinett. Und am Donnerstag werden die Kultusminister der Länder ihre Beratungen fortsetzen. Auch Regelungen zu Abschluss- und Abiturprüfungen sollten im Konsens der Kultusminister getroffen werden, sagte Gebauer. Somit bleiben vorerst zentrale Fragen rund um den Schulbetrieb in der Corona-Pandemie ungeklärt.

Gebauer sieht Verbesserung bei Distanzunterricht

Trotz des Starts nach den Winterferien mit kollabierenden digitalen Lernplattformen sieht die Ministerin beim Distanzunterricht im Vergleich zum März-Lockdown 2020 eine deutliche Verbesserung: "Natürlich hat es an der einen oder anderen Stelle auch geruckelt." Aber beim überwiegenden Teil der Schulen habe die Umstellung gut funktioniert. Dazu habe auch die vom Land betriebene digitale Lernplattform Logineo beigetragen, sagte Gebauer. Das Lernmanagement-System werde bereits von rund 2.260 Schulen in NRW genutzt. Insgesamt gibt es gut 5.000 Schulen in NRW, die Einsatz-Quote von Logineo liegt bei rund 40 Prozent.

Erst in den nächsten Tagen soll mit einem Videokonferenz-Tool eine zentrale Anwendung bei Logineo hinzukommen. Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern klagen seit Monaten, dass unterschiedliche Video-Tools zum Einsatz kommen. Teilweise gibt es Datenschutzbedenken, wenn Angebote wie Zoom oder Microsoft Teams genutzt werden.

Grüne wollen externe Räumlichkeiten nutzen

Die schulpolitische Sprecherin der Grünen, Sigrid Beer, kritisierte: "Statt endlich einen Plan vorzulegen, war Ministerin Gebauer in der heutigen Sitzung des Schulausschusses nicht sprechfähig. Daher fordern wir, dass sie den Landtag in der kommenden Woche in der Plenarsitzung umfassend unterrichtet."

Es müssten nun zusätzliche Räume, beispielsweise in Kirchengemeinden, Vereinsheimen oder Bürgerhäusern, für Lerngruppen erschlossen werden, damit "Unterricht in stabilen Kleingruppen" möglich werde. Lehramtsstudierende signalisierten schon seit Längerem, dass sie in der Lernbegleitung mithelfen wollen. Diese Angebote seien ebenso "ohne Resonanz" geblieben wie die von bildungspolitischen Initiativen, in einem Unterstützungsnetzwerk mitzuwirken.

Die Notbetreuung in Schulen und Kitas

Anders als im ersten Lockdown steht aktuell die Notbetreuung in Schulen und Kitas allen offen, die Bedarf haben. Im Frühjahr 2020 galt dies nur für Kinder von Eltern, die in systemrelevanten Berufen arbeiten. Nach Angaben des NRW-Schulministeriums haben in der zweiten Kalenderwoche 2021 insgesamt in allen Schulformen 4,7 Prozent aller Schülerinnen und Schüler das Angebot wahrgenommen. In der Grundschule lag die Beteiligung bei 10,4 Prozent und in der Förderschule bei 7 Prozent, in allen anderen Schulformen bei unter 1 Prozent.

Stärker nachgefragt wird das Kita-Angebot zur Notbetreuung: Hier liegt die Rate nach Angaben des Familien-Ministeriums bei rund 35 Prozent.