Bärbel Bas: Ministerin aus dem Ruhgebiet ohne Abitur

Aktuelle Stunde 05.05.2025 30:48 Min. UT Verfügbar bis 05.05.2027 WDR Von Bernd Neuhaus

Bärbel Bas wird wichtigste SPD-Frau im Kabinett

Stand: 05.05.2025, 12:25 Uhr

Die Duisburgerin Bärbel Bas soll neue Arbeitsministerin im Bundeskabinett werden. Ihr Werdegang ist eine klassische Aufstiegsgeschichte.

Von Rainer StriewskiRainer Striewski

Manchmal kann sie selber nicht ganz fassen, was sie schon alles erreicht hat. "Ab und zu muss ich mich mal kneifen", verriet Bärbel Bas dem WDR 2023. Da war sie bereits zwei Jahre Bundestagspräsidentin und hatte damit das zweithöchste Amt im Staate inne.

"Das ist schon eine Hausnummer", freute sich Bas. "Wenn man so meinen Werdegang sieht, da bin ich schon richtig stolz drauf, sage ich auch ganz ehrlich."

Bürogehilfin mit Hauptschulabschluss

Bas' Werdegang ist tatsächlich eine klassische Aufstiegsgeschichte. Am 3. Mai 1968 wurde sie im heute zu Duisburg gehörenden Walsum geboren, als Tochter eines Busfahrers und einer Hausfrau. 1984 schloss sie die Hauptschule in Voerde mit der Fachoberschulreife ab.

Ihren Wunschausbildungsplatz als technische Zeichnerin bekam sie nicht, stattdessen lernte zunächst an der Berufsfachschule für Technik in Dinslaken das Schweißen. Danach schloss sie eine Ausbildung als Bürogehilfin bei der Duisburger Verkehrsgesellschaft AG (DVG) ab.

Abteilungsleiterin einer Krankenkasse

Später absolvierte sie in der Betriebskrankenkasse noch eine Ausbildung zur Sozialversicherungsfachangestellten. Nach einer weiteren berufsbegleitenden Fortbildung zur Krankenkassenbetriebswirtin wurde sie stellvertretendes Vorstandsmitglied der BKK EVS und schloss ein Abendstudium zur Personalmanagement-Ökonomin an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie (VWA) Essen ab. Danach übernahm sie die Leitung der Abteilung Personalservice der Betriebskrankenkasse futur.

Bereits während und nach ihrer Ausbildung engagierte sich Bas als Jugend- und Auszubildendenvertreterin. Zudem war sie Mitglied des Betriebsrates und Arbeitnehmervertreterin im DVG-Aufsichtsrat. Ihre aktive Arbeit als Betriebsrätin brachte sie im Oktober 1988 zur SPD. Dort wurde sie zunächst Beisitzerin im Juso-Unterbezirksvorstand Duisburg, danach deren Vorsitzende.

Von der Kommunal- in die Bundespolitik

Über 20 Jahre gehörte Bas bis 2018 dem Unterbezirksvorstand der Duisburger SPD an. Dazu war sie Mitglied im Regionalvorstand Niederrhein sowie Mitglied im Sprecherkreis der Ruhr-SPD. Von 1994 bis 2002 war sie Mitglied im Rat der Stadt Duisburg, wo sie sich besonders in der Jugend- und Gesundheitspolitik engagierte. 2009 wechselte sie dann in die Bundespolitik: Mit 42,2% der Erststimmen errang sie bei der Bundestagswahl klar das Direktmandat im Wahlkreis Duisburg I.

Von der Schatzmeisterin zur Bundestagspräsidentin

Im Bundestag wählte die Parlamentarische Linke der SPD-Fraktion sie zunächst zur Schatzmeisterin. Zudem wurde sie Mitglied im Vorstand der NRW-Landesgruppe und Parlamentarische Geschäftsführerin ihrer Fraktion. Später übernahm sie von Karl Lauterbach den stellvertretenden Fraktionsvorsitz mit dem Aufgabenbereich Gesundheit sowie Bildung und Forschung.

Bärbel Bas als Bundestagspräsidentin am Rande einer Sitzung im Deutschen Bundestag

Bäbel Bas als Bundestagspräsidentin

Bei der Bundestagswahl 2021 sicherte sie sich mit 40,3% der Stimmen erneut das Direktmandat in ihrem Duisburger Wahlkreis. Mit der Wahl änderten sich auch die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag: Die SPD löste mit ihrem Kanzlerkandidaten Olaf Scholz die CDU/CSU als stärkste Kraft ab - und konnte damit den Bundestagspräsidenten - oder in dem Fall: die Präsidentin stellen.

Dritte Frau im zweithöchsten Staatsamt

Am 26. Oktober 2021 wählte der Bundestag Bärbel Bas zur neuen Präsidentin. Als Nachfolgerin von Wolfgang Schäuble (CDU) erhielt sie 576 von 724 Stimmen. Sie war damit seit 1949 erst die dritte Frau im zweithöchsten Staatsamt nach Annemarie Renger (SPD) und Rita Süssmuth (CDU). Und auch die erste Duisburgerin: "Duisburg hat übrigens auch noch nicht erlebt, dass ein Kind der Stadt in ein so hohes Staatsamt gewählt wird", erklärte Bas nicht ohne Stolz bei einem Besuch in der Heimat.

"Starke Stimme für die Stahlindustrie"

Jetzt soll Bas Arbeitsminsterin im Schwarz-Roten Kabinett von Friedrich Merz werden - wieder eine Premiere für eine Bürgerin der Stadt.

"Mit Bärbel hat das Kabinett eine starke Stimme für die Stahlindustrie bekommen", kommtierte Marco Gasse, Betriebsratsvorsitzender der Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) die Entscheidung. "Bärbel kennt die Situation der Arbeitnehmer und so soll Stahl nicht nur Thema im Arbeitsministerium sein, sondern in der gesamten Bundesregierung."

Schon als Bundestagspräsidentin war es Bas wichtig, ihr Amt positiv auch für Duisburg zu nutzen. "Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Und irgendwie dann das bleibt natürlich."

Über dieses Thema berichten wir am Montag (05.05.) auch in der Aktuellen Stunde, in den Hörfunknachrichten und in der WDR 5-Sendung Westblick ab 17.04 Uhr.

Unsere Quellen:

  • Lokalzeit Duisburg
  • Munzinger Archiv
  • eigene Recherchen