
Raumfahrt und Regierungsbildung: Von NRW aus hoch hinaus
Stand: 02.05.2025, 16:11 Uhr
Von NRW aus zum Mond, oder doch lieber pünktlich mit dem Zug nach Wanne-Eickel? Manche NRW-ler streben nach Höherem - und landen in Berlin.
Von Martin Teigeler
Ministerpräsident Hendrik Wüst hat am Mittwoch auf einer Raumfahrt-Konferenz die denkwürdigen Worte gesagt: "Der Weg ins All führt in Zukunft über Nordrhein-Westfalen." Manch ein NRW-Bürger mag da einwenden: Statt Visionen zu Weltraum, All und Space wäre eine pünktliche Regionalbahn beim Pendeln auf Erden ganz schön. Aber vielleicht gibt es ja, sagen wir in etwa 50 Jahren, verlässliche ÖPNV-Verbindungen zum Mond UND nach Wanne-Eickel.
Merz' Kabinett ohne NRW-Politiker
Die politische Woche war irgendwie etwas „abgespaced“. Lange war medial spekuliert worden, teils auch befeuert von CDUlern aus NRW, dass christdemokratische Landespolitiker aus Nordrhein-Westfalen Minister im Kabinett Merz werden könnten. Wer wurde da nicht alles gehandelt? Armin Laschet, Karl-Josef Laumann, Ina Scharrenbach. Am Ende sprangen null Ministerposten für den größten Landesverband der CDU heraus – übrigens war es 2005 genauso, beim Amtsantritt von Kanzlerin Angela Merkel. Während NRW in dieser Woche also nach den Sternen griff, konnten wichtige CDUler von Rhein und Ruhr nicht Richtung Bundeskabinett abheben.
Viel wird spekuliert und interpretiert, warum Merz keinen Politiker aus seinem Landesverband zum Minister machte. Die Kritik an den Personalentscheidungen aus den eigenen Reihen ist teils sehr deutlich - etwa der Unmut der CDA. Immerhin aber gibt es Kabinettsmitglieder mit NRW-Bezug und eine Reihe von Staatssekretärsposten gehen an Christdemokraten aus dem bevölkerungsreichsten Bundesland. Der Kanzler-in-spe kommt ja bekanntlich auch aus Nordrhein-Westfalen. Und Jens Spahn soll Fraktionschef werden – und damit vielleicht noch wichtiger als ein Minister.
Einigung innerhalb der CDU?
Spannender als Personalien ist meiner Meinung nach aber die Frage, wohin sich die CDU mit einem Kanzler Merz an der Spitze inhaltlich und strategisch entwickeln könnte. Der Paderborner Carsten Linnemann hat auf einen Posten im Kabinett verzichtet. Verhält er sich als CDU-Generalsekretär nun im Politalltag wie ein marktradikaler Juror der schwarz-roten Regierung?
Und welche Haltung setzt sich in der Union beim Umgang mit der AfD durch, die laut Verfassungsschutz nun gesichert rechtsextremistisch ist? Das Spektrum reicht derzeit innerhalb des mitgliederstärksten Landesverbands der CDU von strikter Abgrenzung zur "Nazi-Partei" (Wüst) bis hin zu Spahn, der mit der AfD bei Verfahren und Abläufen im Bundestag umgehen will "wie mit jeder anderen Oppositionspartei auch".
Wüst schließt bundespolitische Karriere nicht aus
Apropos Wüst und Spahn. Die beiden Westmünsterländer scheinen sich schon vor Amtsantritt des ziemlich unbeliebten Merz bereits für die Zeit nach der Kanzlerschaft des Sauerländers warmzulaufen. Der NRW-Ministerpräsident hat mit seinem stellenweise Merz-kritischen „Maischberger“-Interview hinterlegt, dass man ihn bundespolitisch nicht abschreiben sollte. Und bei Spahn preisen Berliner Beobachter mögliche Illoyalitäten gegenüber Merz bereits ein. In der kommenden Woche wird aber erstmal die aktuelle K-Frage geklärt. Friedrich Merz stellt sich am Dienstag im Bundestag zur Wahl.
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