Bei der Bahn ist es ein Dauerthema: Immer wieder stehlen Unbekannte kupferhaltige Oberleitungen. Das sorgt nicht nur für finanzielle Schäden, sondern auch für Verspätungen oder sogar Zugausfälle - worunter nicht zuletzt Pendler und Reisende leiden.
Doch Kriminelle kümmert das wenig. Für sie ist Kupfer ein attraktives Diebesgut, das sie zu guten Preisen weiterverkaufen können. Und die Schäden durch die Diebstähle werden immer größer.
"Wir hatten allein im ersten Halbjahr 170 Fälle von Diebstahl an Oberleitungen", sagt Stefan Deffner, Pressesprecher der Deutschen Bahn NRW, dem WDR. Obgleich Bahnmitarbeiter in unregelmäßigen Abständen sowohl an Zugstrecken als auch auf Baustellen unterwegs seien, um Kupferdiebstähle zu unterbinden, komme es dennoch immer wieder dazu.
Große Nachfrage nach Kupfer
Wobei die Dreistigkeit der Kriminellen keine Grenzen kennt. Selbst an Privathäusern, von Kirchendächern oder von Grabsteinen auf Friedhöfen stehlen sie Kupfer - in Form etwa von Rohren, Regenrinnen, Ornamenten und Schriftzügen. Auf Großbaustellen im Immobilienbereich versuchen sie ebenfalls Beute zu machen.
Und auch auf kupferhaltige Kabel an Windkraftanlagen haben sie es abgesehen.
Der Grund, warum Kupfer immer wieder zu Diebesgut wird: Das weiche, extrem leitfähige Metall wird für nahezu jedes elektrische Gerät benötigt - es ist also stark nachgefragt.
Wegen der hohen Nachfrage ist der Weltmarktpreis für Kupfer entsprechend hoch. Ein Lastwagen voll mit gut aufbereitetem und sortiertem Kupferschrott erreiche schnell die 100.000 Euro-Grenze, sagt Kilian Schwaiger, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Metallhändler und Recycler, dem WDR.
Hürden beim Ankauf von Kupfer in Deutschland
Und: Das Metall gilt als das Gold der Energiewende. Verbaut ist es zum Beispiel in Batterien für E-Autos. Experten gehen davon aus, dass künftig der Bedarf an Kupfer massiv steigen wird. Dadurch dürfte sich der Wert des Metalls bis 2035 noch einmal verdoppeln.
Das dürfte die Attraktivität von Kupfer für Diebe noch einmal erhöhen. Aber die Kriminellen bekommen Kupfer nicht so ohne weiteres in Deutschland verkauft. Normalerweise gibt es bei Metall- und Schrotthändlern pro Kilogramm Kupfer zwischen sechs und sieben Euro. Allerdings: Die Händler wissen sich vor Diebesgut zu schützen.
Diebesgut geht häufig in Länder außerhalb von Europa
"Ich glaube, wir haben ein ganz gutes Gespür dafür, dass das Material, das wir kaufen, nicht geklaut ist", sagt Benjamin Mumm, Metall- und Schrotthändler in Korschenbroich (Rhein-Kreis Neuss), dem WDR. Bei einem Kauf werde auf die Menge, auf bekannte Gesichter geachtet.
Verlangt werde von jedem Kunden ein Ausweis. Wenn jemand einen solchen Ausweis nicht vorlegen kann oder will, komme der Deal nicht zustande. Abnehmer für große Mengen Kupfer finden gut organisierte Kriminelle oft nur außerhalb von Europa, etwa in Asien. Das Material werde häufig auf dem Seeweg dorthin gebracht.
Diebstahl kann lebensgefährlich sein
Um sich vor Diebstahl zu schützen, setzen viele Betriebe, die mit Kupfer arbeiten, auf Alarmanlagen. Und die Deutsche Bahn will in den nächsten zwei Jahren 500 zusätzliche Sicherheitsmitarbeiter einstellen - sie sollen nicht zuletzt Kupferdiebe ausbremsen.
Übrigens: Kriminelle, die es auf Oberleitungen der Bahn abgesehen haben und diese durchtrennen wollen, gehen ein enormes persönliches Risiko ein. Denn durch die Oberleitungen fließen 15.000 Volt Strom. Ein Diebstahl, der mit lebensgefährlichen Verletzungen oder gar mit dem Tod enden kann.
Quellen:
- Stefan Deffner, Pressesprecher der Deutschen Bahn NRW, zum WDR
- Kilian Schwaiger, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Metallhändler und Recycler zum WDR
- Benjamin Mumm, Metall- und Schrotthändler in Korschenbroich (Rhein-Kreis Neuss) zum WDR