Start der "KI Biennale" in Essen: Wie Künstliche Intelligenz unseren Alltag bestimmt

Stand: 23.04.2022, 06:00 Uhr

In Essen ist das "Festival für Künstliche Intelligenz" gestartet. WDR-Digitalexperte Jörg Schieb erklärt, was es auf der "KI Biennale" zu erleben gibt – und wieso wir immer mehr KI in unserem Alltag haben.

Künstliche Intelligenz (KI) bietet viele Chancen, birgt aber auch reichlich Risiken. Nützlich ist die KI etwa, wenn sie den Alltag erleichtert, Diagnosen in der Medizin beschleunigt (oder besser macht), Kosten sparen hilft oder Prozesse optimieren hilft. Das sind einige der guten Seiten. Auf der anderen Seite bedroht der Einsatz von KI konkret viele Arbeitsplätze – und ist vor allem alles andere als unfehlbar. Teilweise auch nicht berechenbar.

KI Biennale: Die erste ihrer Art

Auf der "KI Biennale" in Essen, die vom 23. April bis 12. Juni 2022 stattfindet, wollen die Veranstalter unterschiedlichste Aspekte der Künstlichen Intelligenz in Gesellschaft, Kultur, Wissenschaft und am Arbeitsplatz beleuchten. Insgesamt über 60 Ausstellungen, Veranstaltungen, Vorträge und interaktive Bereiche gibt es – und können besucht werden. Hier können sich Menschen mit der KI beschäftigen und sich dem Thema nähern. Durchaus auch kritisch.

So sind zum Beispiel in der Lichtburg, eins der traditionsreichen Kinos der Stadt, sowie in einigen anderen Kinos Filme zu sehen, die mit dem Thema KI zu tun haben. Von „A.I.“ über „Wall-E“ und „Ex Machina“ bis hin zu „Her“, in dem sich ein Mann in seine digitale Assistentin verliebt. Ausgerechnet die Terminator-Reihe allerdings fehlt: Hier muss sich die Menschheit gegen ein übermächtiges KI-Regime behaupten.

Chancen und Risiken der Künstlichen Intelligenz

Eine Sorge, die auch viele Menschen haben: Was kann KI eigentlich und wo kann sie mir gefährlich werden? Zum einen bedrohen KI-Systeme Arbeitsplätze – bis hin in den Journalismus, denn KI-Systeme können auch eigene Texte erzeugen –, zum anderen fragt man sich als Laie, wie sich denn die Entscheidungen von KI überhaupt nachvollziehen lässt.

Genau das ist eins der Probleme, die Politik und Gesellschaft lösen müssen. Selbst-lernende Systeme können unerwartete Wege einschlagen (Forscher von Facebook mussten mal ein KI-System stoppen, das unerwartet eine eigene Sprache entwickelt hat, um effizienter mit einem anderen System kommunizieren zu können).

Doch neben den technischen Risiken gibt es auch noch andere. KI-Systeme sind zum Beispiel keineswegs objektiv: Sie bilden ab, was ihnen beim Training vorgelegt wird — und die Auswahl erfolgt oft bewusst oder unbewusst nicht unbedingt objektiv.

Diskriminierung durch KI

Wenn ein KI-System zum Beispiel keinen Mitarbeiter mit Vornamen "Benjamin" kennt, der aus Finnland kommt, könnte es gut sein, dass ein solches KI-System einen Bewerber aus Helsinki benachteiligt, ganz besonders, wenn er auch noch Benjamin heißt. Diskriminierung von Personengruppen hat es im Zusammenhang mit KI schon sehr häufig gegeben. Abgesehen davon ist es möglicherweise auch nicht transparent, wieso ein KI-System einen Kreditantrag ablehnt oder ein Facebook-Konto sperrt.

Künstliche Intelligenz ist längst in vielen Bereichen unseres Lebens – privat wie am Arbeitsplatz – präsent. Die zahlreichen Veranstaltungen und Ausstellungen während der "KI Biennale" in Essen wollen die verschiedenen Aspekte aufgreifen und dabei helfen, sie zu verstehen. Begrüßenswert, angesichts der Bedeutung des Themas.

Selbst mit KI experimentieren

Auf der Homepage der KI Biennale gibt es nicht nur ein Programm, sondern auch viele Hintergrundinfos. Über den "Spielplatz" lassen sich interaktive KI-Objekte ansteuern. Hier können User eigene Erfahrungen mit KI machen. Zum Beispiel bei dem KI-Projekt "Flug gezeichnet" (QuickDraw) von Google. Die KI fordert einen auf, bestimmte Dinge zu zeichnen – etwa Löffel, Schuh, Katze, Kissen, Bett – und beobachtet einen beim Zeichnen. In nur 19 Sekunden will die KI erraten, um was es sich handelt.

Eine Art interaktives Mal-Spiel – aber mit wissenschaftlichem Hintergrund. Denn dadurch, dass Tausende Menschen dieselben Sachen zeichnen, lernt die KI, wie zum Beispiel eine Katze aussehen kann. Auf diese Weise trainieren Besucher die KI. Sie wird mit jedem Durchgang besser und erkennt schneller, was jemand zeichnet.

Unterhaltsam ist auch der „FreddieMeter“: Hier können User einen Song von „Queen“ einsingen – und die KI bewertet, wie gut man sich macht (Melodie, Rhythmus, Intonation), im Vergleich zu Superstar Freddie Mercury. Zwei schöne interaktive Beispiele, die die Funktionsweise von KI-Systemen verdeutlichen helfen.

Über den Autor

Jörg Schieb, WDR-Digitalexperte.

WDR-Digitalexperte Jörg Schieb

Jörg Schieb, Jahrgang 1964, ist WDR-Digitalexperte und Autor von 130 Fachbüchern und Ratgebern. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Digitalisierung und deren Auswirkungen auf unseren Alltag.

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