Die Kardinale sitzen in der Sixtinischen Kapelle in Rom

Neuer Papst gewählt: Hintergrundinfos zum Konklave

Stand: 08.05.2025, 19:07 Uhr

133 Kardinäle haben im Konklave in der Sixtinischen Kapelle über einen neuen Papst abgestimmt.

Weißer Rauch über dem Vatikan: 133 Kardinäle haben im Konklave in der Sixtinischen Kapelle am Donnerstag einen neuen Papst gewählt. Hier halten wir euch über die aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden.

Wie das Konklave abläuft

Nach dem Tod von Papst Franziskus wurde das neue Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche von den wahlberechtigten Kardinälen im sogenannten Konklave bestimmt. Diese Zusammenkunft im Vatikan findet immer unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Ralph Fiennes als Cardinal Lawrence in einer Szene des Films "Konklave" .

Der Vatikan-Film "Konklave"

Was genau geschieht, dringt nicht nach außen. Das regt die Fantasie an: Im März wurde die Verfilmung des Vatikan-Thrillers "Konklave" mit einem Oscar ausgezeichnet. Bereits 2009 kam der Film "Illuminati" in die Kinos. Beide Male wurde die Wahl eines neuen Papstes als ein Mix aus Intrigen, Machtgehabe und Anfeindungen inszeniert.

Auch wenn Fiktion und Realität vermutlich nicht deckungsgleich sind: Die Papst-Wahl ist durchaus spannungsgeladen. Das Wichtigste über das Konklave:

Wie wird die Papst-Wahl organisiert?

Ist ein Papst gestorben, beginnt die sogenannte Sedisvakanz - die Übergangszeit zwischen zwei Pontifikaten (Amtszeiten von Päpsten). Während dieser Zeit versammeln sich die Kardinäle täglich zur sogenannten Generalkongregation, um das Konklave, also die Wahl des künftigen Papstes, vorzubereiten. Das Konklave beginnt 15 bis 20 Tage nach dem Tod des Papstes - im aktuellen Fall am Mittwoch, dem 7. Mai.

Wer darf am Konklave teilnehmen?

Kardinäle betreten die Sixtinische Kapelle vor der Papstwahl (2013)

Wahl in der Sixtinischen Kapelle

Insgesamt gibt es 252 Kardinäle. Wahlberechtigt sind jedoch nicht alle, sondern nur die Unter-80-Jährigen. Das sind momentan 133 Kardinäle aus aller Welt. Sie versammeln sich in der Sixtinischen Kapelle, die wegen ihrer Deckengemälde von Michelangelo weltberühmt ist. Ursprünglich sollten es 135 Kardinäle sein. Zwei haben die Teilnahme aus gesundheitlichen Gründen aber abgesagt.

Wie läuft das Konklave ab?

Die Kardinäle verpflichten sich zu Beginn der Versammlung zu absoluter Geheimhaltung, auch die Wahlgänge finden geheim statt. Das Wort "Konklave" (aus dem Lateinischen: "cum clave" = "mit dem Schlüssel") bedeutet, dass die Wahl hinter verschlossenen Türen erfolgt.

Den Schlüssel zur Sixtinischen Kapelle von 1870 gibt es nur einmal. Er wird in einem versiegelten Briefumschlag in einem Tresor mit Klimaanlage aufbewahrt, um ihn vor Rost zu schützen. Damit werden die 133 Kardinäle gegen 16.30 Uhr eingeschlossen und sind dann von der Außenwelt total abgeschirmt.

Zwei Tage vor Beginn des Konklave legen alle Bediensteten des Konklave - darunter Köche, Techniker, Beichtväter sowie die den Kardinälen beistehenden Geistlichen - einen Eid ab und verpflichten sich zur absoluten Verschwiegenheit. Die Kardinäle selbst legen diesen erst am Tag des Konklave ab, kurz vor dem Einzug in die Sixtinische Kapelle.

Zahlreiche rot gekleidete Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle

Beim Konklave sind Handys verboten

Die Sixtinische Kapelle und das Gästehaus Domus Sanctae Marthae werden vor dem Einzug in die Kapelle genau inspiziert und auf elektronische Abhörmaßnahmen untersucht. Deswegen sind auch Handys und Kameras für die Kardinäle verboten. Sie dürfen außerdem kein Fernsehen schauen, Radio hören oder Zeitung lesen.

Wie wird die Außenwelt auf dem Laufenden gehalten?

Schwarzer Rauch über der Sixtinischen Kapelle zeigt an, dass in dem jeweiligen Wahlgang noch kein Kandidat die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit erhalten hat. Das Konklave mit seinen streng geheimen Wahlgängen kann nach wenigen Stunden vorbei sein, aber auch Tage dauern: Ein Zeitlimit gibt es nicht.

Weißer Rauch aus einem Schornstein des Vatikans steigt nach der Papstwahl auf

Weißer Rauch zeigt die erfolgreiche Wahl an

Am Nachmittag des ersten Wahltages findet eine erste und einzige Wahl statt, danach wird viermal täglich gewählt. Wurde ein neuer Papst gefunden, steigt weißer Rauch über der Sixtinischen Kapelle auf, zudem läuten die Glocken des Petersdoms. Dann tritt der sogenannte Kardinalprotodiakon - derzeit der französische Kardinal Dominique Mamberti - auf den Hauptbalkon des Petersdoms und verkündet: "Habemus Papam" ("Wir haben einen Papst"). Anschließend erscheint der neue Papst und spricht den Segen "Urbi et Orbi" ("Der Stadt und dem Erdkreis").

Welche aussichtsreichen Kandidaten gibt es?

Theo Dierkes, Mitglied der WDR-Religionsredaktion, nennt vier Favoriten, die nach seiner Einschätzung Chancen haben, zum neuen Papst gewählt zu werden. Dazu gehört der ungarische Kardinal Péter Erdő, der "zum konservativen Lager innerhalb der katholischen Kirche" zählt. Aus dem progressiven Lager kommt der italienische Kardinal Matteo Zuppi. "Er steht der Gemeinschaft Sant'Egidio nahe, die sich unter anderem für Frieden und Menschenrechte einsetzt", so Dierkes.

Die Position des "Brückenbauers" zwischen diesen beiden Flügeln wiederum nimmt der italienische Kardinal Pietro Parolin ein. "Aussichten hat auch Pierbatista Pizzaballa", sagt Dierkes: "Der italienische Kardinal ist Lateinischer Patriarch von Jerusalem und vermittelt im Israel-Palästina-Konflikt."

Auch der philippinische Kardinal Luis Antonio Tagle, früherer Erzbischof von Manila, und der Kongolese Fridolin Ambongo Besungu, Erzbischof von Kinshasa, werden als mögliche Kandidaten gehandelt. Gleiches gilt für den Malteser Mario Grech, der seit 2020 Generalsekretär der Bischofssynode ist.

Wer von ihnen die größten Chancen hat, sei schwer zu sagen, betont Dierkes. Möglich seien alle. Welcher Mann auch immer Papst werde, fest stehe: "Wenn er innerkirchlich als progressiv bezeichnet wird, ist er weltlich gesehen immer noch ein Konservativer."

Wie steht es mit Kardinal Woelki aus Köln?

Rainer Maria Woelki gehört zwar zu den drei deutschen Kardinälen, die beim Konklave den Nachfolger von Papst Franziskus mitwählen - neben Gerhard Ludwig Müller und Reinhard Marx. Aber als "papabile", also als Papstanwärter, gilt keiner von ihnen.

Was für einen Nachfolger wünschen sich Kirchenvertreter aus NRW?

Auf die Frage, welche Eigenschaften der neue Papst haben soll, nannte Woelki im Interview mit der WDR-Fernsehsendung "Aktuellen Stunde" am Montagabend (21. April) drei Dinge: Er müsse ein Herz für die Menschen haben, das Werk von Franziskus fortführen und "der Kirche wieder ein Stück Stabilität geben".

Bischof Franz-Josef Overbeck hält eine Rede

Essener Bischof Franz-Josef Overbeck

Franz-Josef Overbeck, Bischof von Essen, setzte am Dienstag (22. April) einen etwas anderen Schwerpunkt. Er wünsche sich "einen, der die jetzt schon wahrgenommenen, aber auch schon auf den Weg gebrachten Reformschritte der Kirche im Blick" habe. "Der ganz lebendig" auch auf die Nöte der Kirche, auf den Frieden, auf die Weltwirtschaft "und auf die Bewahrung der Schöpfung achtet".

Wer hat das Sagen, bis ein neuer Papst gefunden ist?

Nach dem Tod des bisherigen Papstes verlieren die Chefs fast aller Vatikan-Behörden ihr Amt. Geschäftsführend sind nun die Sekretäre zuständig.

Damit zwischen den Amtszeiten des verstorbenen und des neuen Papstes keine heimlichen Finanztransaktionen stattfinden, hat Papst Franziskus im Mai 2023 eine Neuerung eingeführt. In dieser Übergangszeit bleibt neben dem Kämmerer auch der Generalrevisor des Heiligen Stuhls im Amt. Er ist für die Prüfung finanzieller Angelegenheiten zuständig.

Unsere Quellen:

  • WDR-Interview mit Kardinal Woelki in der Aktuellen Stunde, 21.04.2025
  • Planet Wissen: Konklave und Papstwahl
  • Nachrichtenagenturen Reuters, AFP, EPD, KNA und dpa