Ein bisschen Streicheln für Olaf Scholz - bei Martin Schulz in Würselen

Stand: 17.08.2020, 21:32 Uhr

Bürgernah gibt sich der frische SPD-Kanzlerkandidat bei einem Termin mit Martin Schulz in Würselen. Kritische Fragen gibt es kaum, stattdessen Lob für Scholz als Corona-Krisenmanager.

Von Markus Meyer-Gehlen

Stefan Mix ist SPD-Kandidat für den Bürgermeisterposten in Würselen. So einen Auftritt im Kommunalwahlkampf, mit den Stargästen Martin Schulz und Olaf Scholz lässt er sich natürlich nicht nehmen. "Ich freue mich, dass wir hier sein dürfen, in einer Halle, in der normalerweise Busse gereinigt werden", sagt Mix.

Das ist nicht ironisch gemeint und klingt auch nur ein kleines bisschen so, denn das soll eine Botschaft dieses Termins sein: Wie bürgernah die Corona-Politik der Sozialdemokraten ist.

Das Setting ist tatsächlich rustikal, auf einem Bushof in einem Gewerbegebiet in Würselen. Geladen sind ausgewählte Unternehmer aus der Region – ein Gastwirt, ein Kulturschaffender, ein Vertreter der Karnevals-Gemeinde und der gastgebende Busunternehmer. Sie alle dürfen reihum schildern, wie sie durch die Corona-Pandemie beeinflusst wurden. Alle bekommen eine ermunternde Antwort des Finanzministers und frisch gekürten SPD-Kanzlerkandidaten Scholz. Sein Kollege Schulz, gescheiterter Kanzlerkandidat der vergangenen Bundestagswahl, hält sich im Hintergrund.

Auftakt einer Werbetour?

Auch wenn er es ausdrücklich nicht sein soll – ein bisschen wirkt der Termin wie der frühe Auftakt der Werbetour von Olaf Scholz. Er nutzt seine Redezeit gern, um über die Billiarden Euro zu reden, die er als Finanzminister auf den Weg gebracht hat. Die Rolle als Krisenmanager wird ihm von vielen hoch angerechnet, auch im Hinblick auf die Kanzlerschaft. Das weiß Scholz.

Kritischen Fragen muss er sich nicht stellen, es gibt von den lokalen Gästen vor allem Lob für die Arbeit der Regierung. Am ernsten klingt noch der Vortrag des Leiters einer Intensivstation, der fehlende Unterstützung für das Pflegepersonal in Krankenhäusern bemängelt – doch der Redner schließt seinen Vortrag mit: "Ich hoffe, dass Sie Kanzler werden".

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Keine Ratschläge von Schulz für Scholz

Tatsächlich fällt auf: Das Wort "Kanzler" nimmt Scholz selbst kaum in den Mund. Vielleicht passt es nicht zur Situation, hier auf dem Bushof mit Klappstühlen, im Gespräch mit einem Restaurantbetreiber mit Aachener Schnauze. Martin Schulz spricht das Thema einmal an, verzichtet aber auf Ratschläge für seinen Nachfolger.

Es sei wichtig, dass die Kanzlerkandidatur jetzt so früh feststehe, sagt Scholz. So seien die Bürgerinnen und Bürger in der Lage, sich ein Bild von ihm zu machen. "Trau ich dem Mann zu, das Land zu regieren, wenn es mal schwierig wird?" – das solle man sich fragen, schlägt Scholz vor. Kein Zweifel: Scholz, der Krisenmanager, das ist seine Rolle, mit der er punkten will – und mit der er jetzt seine Kanzler-Kampagne startet.