Flugzeuge mit Batterie: Wird auch das Fliegen elektrisch?

Stand: 25.06.2022, 10:05 Uhr

Das Fliegen soll künftig emissonsärmer werden. Während jetzt zum Ferienstart täglich hunderte kerosinbetankte Flugzeuge in alle Welt starten, hebt in NRW eine neue Generation von Elektro-Fliegern ab - zu Ausbildungszwecken.

Von Katja Goebel

Experten, Forscher und Flugbegeisterte treffen sich in dieser Woche auf der Luftfahrtmesse (ILA) in Berlin. Ein großes Thema beim internationalen Branchentreffen ist das nachhaltige Fliegen der Zukunft. Denn Fliegen verbrennt viel Energie und trägt zur globalen Erwärmung bei.

Laut Umweltschutzbund BUND gehen Studien davon aus, dass die Klimawirkung des Flugverkehrs bei 4,9 Prozent liegt. Will die EU bis 2050 den Greendeal einhalten und emissionsfrei werden, muss auch die Fliegerei ihren Energiebedarf deutlich verringern. Aber wie? Ist die Zukunft des Fliegens elektrisch?

Elektrisch fliegen - geht das jetzt schon?

Wie viele elektrische Verkehrsflugzeuge fliegen schon in Deutschland? "Kein einziges", sagt Andreas Schütz, Sprecher beim Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) in Köln. "Und wenn, dann nur mit vorläufiger Betriebserlaubnis." Die Flieger, die bisher elektrisch abheben, sind kleine Maschinen, in denen kaum Passagiere Platz finden. Für ein voll-elektrisches Passagierflugzeug wie einen Airbus A320 müssten beim heutigen Stand der Technik über 50 Tonnen Batterien eingeplant werden, rechnet das DLR vor. Und selbst das würde nur für 20 Minuten Flugzeit reichen.

Es gibt also noch viele Hindernisse auf dem Weg zum elektrischen Passagierflug. Realistisch betrachtet werden elektrische Flugzeuge künftig wohl vor allem auf Kurz- und Mittelstrecken zum Einsatz kommen, so das DLR. Voraussetzung ist, dass die Batterien viel leichter werden und Flughäfen weltweit Ladestationen haben.

Das kennen wir schon von Elektro-Autos. Und wie bei denen gilt auch für die E-Flieger: Wirklich klimafreundlich sind sie nur, wenn der Strom nicht aus Kohlekraftwerken, sondern aus klimafreundlichen Quellen wie Solar- oder Windkraftanlagen stammt. Bei Langstreckenflügen wird man auf alternative Treibstoffe setzen müssen.

Wie weit ist die Forschung in NRW?

Auch in NRW heben bereits elektrisch angetriebene Motorflugzeuge ab. Das Verkehrsministerium fördert derzeit ein Projekt der Fachhochschule Aachen und der Flugschule Westflug in Merzbrück mit zwei E-Flugzeugen. Die Propellermaschinen können sich mit ihren Elektrobatterien rund vierzig Minuten in der Luft halten. Das Forschungsteam möchte herausfinden, wie die Fliegerausbildung mit E-Flugzeugen umgesetzt, welche Emissionen eingespart und wie die E-Flugzeuge gewartet werden können.

Erste Ergebnisse sind vielversprechend, findet Walter Kampsmann, dessen Flugschule in Merzbrück nun die einzige in NRW ist, die auch Piloten in den E-Fliegern ausbildet. "Für uns war das Neuland". Doch der Arbeitsaufwand sei geringer und bislang seien keine Reparaturen an den Flugzeugen nötig gewesen. "Ich war anfangs allerdings sehr skeptisch", so Cheffluglehrer Kampsmann gegenüber dem WDR. Ohne das Projekt hätte er sich wohl kein Elektroflugzeug angeschafft.

"Man braucht ja immer zwei davon. Eins, das fliegt und ein zweites, das in der Zeit an der Ladestation hängt." Dennoch lautet sein Fazit: "Das Fliegen mit dem Elektroflugzeug ist sehr komfortabel. Es ist so, als wenn man von einem Schaltwagen auf ein Auto mit Automatikgetriebe wechseln würde."

Und wie lautet seine Prognose, wann wohl die ersten elektrisch angetriebenen Flugzeuge Passagiere befördern können? "Das wird wohl noch noch acht bis zehn Jahre dauern", schätzt Kampsmann. "Vielleicht geht es aber auch schneller. Als die Elektroflieger vor zwei Jahren noch in den Kinderschuhen steckten, hätte ich auch nicht gedacht, dass wir heute Piloten damit ausbilden."

Übrigens: Die erste Elektro-Pilotin Deutschlands kommt aus NRW. Die Borkenerin Renate Thesing erwarb die Lizenz im August 2021. Ihre Prüfung hat sie allerdings in den Niederlanden abgelegt, denn die dortige Flugschule war die einzige, die eine Ausbildung im Elektroflug anbot.

Emissionsfrei in die Luft - mit Wasserstoff?

Auch das Thema geht die Forschung an. So wurden beim Deutschen Zentrum für Luft-und Raumfahrt bereits Testflüge mit einem Viersitzer gemacht. Der Antrieb - ein Hybrid aus Brennstoffzelle und Batterie. Die Brennstoffzelle wird dabei mit Wasserstoff betrieben und treibt den Elektromotor an. Ist der Wasserstoff grün, dann fliegt das Flugzeug emissionsfrei. Reichweite circa 750 Kilometer bei einer Geschwindigkeit von 200 Kilometern in der Stunde. Noch tankt der Flieger von der Größe eines Sportflugzeugs gasförmigen Wasserstoff. In Zukunft soll er aber flüssigen Wasserstoff bekommen.

Die Vision der Forscher: Das Brennstoffzellen-Flugzeug könnte künftig als Lufttaxi zwischen regionalen deutschen Flughäfen eingesetzt werden und den Autoverkehr entlasten. Weitere und vor allem größere Modelle sind bereits in der Planung. Sie sollen 2025 erstmals abheben können.

Neuartige Kraftstoffe für größere Flugzeuge

Animation eines Airbus Wasserstoff-Flugzeugs | Bildquelle: dpa

Und wie sieht es künftig mit größeren Verkehrsflugzeugen aus? Global Player Airbus kündigte bereits an, dass bis 2035 erste Wasserstoffflugzeuge fliegen sollen, die vor allem auf Kurz- und Mittelstrecken zum Einsatz kommen. Zudem wollen Airbus und der Gase-Konzern Linde ab Anfang 2023 das Potenzial sogenannter Power-to-Liquid-Kraftstoffe analysieren. Dabei handelt es sich um nachhaltigen Flugkraftstoff aus synthetisch hergestelltem flüssigen Kohlenwasserstoff.