Johnny Depp gegen Amber Heard: Ein Rosenkrieg und zwei Verlierer

Stand: 02.06.2022, 09:02 Uhr

Das Urteil im Prozess zwischen Johnny Depp und Amber Heard ist gefallen. Am Ende kostet die juristische Schlammschlacht beide Hollywood-Stars Millionen.

Ein Geschworenengericht in den USA hat Schauspielerin Amber Heard wegen Verleumdung ihres Ex-Mannes Johnny Depp schuldig gesprochen. Heard habe den Hollywood-Star verleumdet, indem sie ihm häusliche Gewalt vorwarf, befanden die Geschworenen in Fairfax (Viriginia) am Mittwoch. Sie müsse ihm deshalb mehr als 10 Millionen Dollar Schadenersatz zahlen. Doch auch Depp kann sich nicht als Sieger fühlen. Er muss Heard 2 Millionen Dollar für Aussagen seines Ex-Anwalts zahlen, die Heards Ruf geschädigt hätten.

Heard äußerte sich nach dem Urteil via Twitter. "Die Enttäuschung, die ich heute fühle, kann man nicht in Worte fassen", schrieb sie dort. Dass die Jury ihr trotz eines "Bergs an Beweisen" größtenteils nicht geglaubt habe, breche ihr Herz. Zudem sehe sie das Urteil als einen "Rückschritt" für andere Frauen in ähnlicher Situation.

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Nach sechs Prozesswochen mit Dutzenden Zeugenaussagen und Auftritten von Johnny Depp und Amber Heard im Zeugenstand brauchte die Jury drei Tage, um ein Urteil zu fällen. Es ging um schwere Vorwürfe: sexueller Missbrauch, körperliche Gewalt, Lügen, Drogenexzesse.

Im Prozess wurden schockierende Handyvideos, Tonaufzeichnungen mit übelsten Beschimpfungen und Fotos mit Blutergüssen präsentiert. Und die Welt konnte per Livestream zusehen. Daher erhitzte der Prozess zwischen den Ex-Eheleuten auch die Gemüter in NRW.

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Kölner Anwalt: Soziale Medien auf der Seite von Depp

Christian Solmecke, Anwalt aus Köln, beschäftigt sich in den Sozialen Medien ebenfalls mit dem Rosenkrieg zwischen dem 58-Jährigen und der 36-Jährigen. "Wir sehen einfach, was die Menschen bewegt. Und versuchen deshalb, das rechtlich einzuschätzen", sagte er dem WDR. Das Interesse komme auch daher, dass die Welt den Prozess zwischen der A-Prominenz in Hollywood minutiös mitverfolgen könne.

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Und zumindest in den Sozialen Medien schien das Urteil bereits vor der Verkündung gefällt worden zu sein: "Da findet man viel mehr Fans von Johnny Depp als von Amber Heard", so Solmecke. Diese Öffentlichkeit sei auf Depps Seite.

Für den Kölner Anwalt war die Schlammschlacht zwischen Depp und Heard allerdings kein seriöser Prozess. Das mag aber auch an seinem deutschen juristischen Hintergrund liegen, so Solmecke. "Bei uns sind Bild- und Tonaufnahmen während Gerichtsverhandlungen verboten." So öffentlich, wie dieser Prozess geführt wurde, fragt sich der Anwalt: "Wie soll die Jury hier noch unabhängig bleiben?"

Der Beginn eines Rosenkriegs

2016 hatte Heard nach nur 15 Monaten Ehe die Scheidung eingereicht. Sie warf dem Hollywood-Star häusliche Gewalt vor.

In seiner Zivilklage beschuldigt Depp die Schauspielerin, in einem 2018 von der "Washington Post" veröffentlichten Kommentar zum Thema häusliche Gewalt falsche Aussagen gemacht zu haben. Dies habe seinem Ruf geschadet.

Wegen Verleumdung verlangte Depp 50 Millionen Dollar (gut 46 Millionen Euro) Schadenersatz. Heard pocht in einer Gegenklage auf 100 Millionen Dollar. Sie macht geltend, dass Depps Ex-Anwalt Adam Waldman mit einer Schmutzkampagne ihrem Ansehen geschadet habe.

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