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Smartphones - die programmierte Sucht?
- App-Entwickler erläutern, wie sie Nutzer abhängig machen
- Parallelen zwischen Social-Media-Abhängigen und Drogensüchtigen
- Komplettes Smartphone-Verbot an Schulen hilfreich?
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Kommentare (4)Neuer Abschnitt
- Sendehinweis: Die Story | 16. Januar 2019, 22.10 - 22.55 Uhr | WDR Fernsehen
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Die Farben der Apps, der Like-Button bei Facebook oder das Nachrichtensymbol bei Twitter - alles auf einem Smartphone ist so gestaltet, dass die Nutzer sich maximal wohlfühlen. Mehr noch: Die Nutzer sollen auch möglichst viel Zeit mit den Apps verbringen, am besten wieder und wieder.
Es ist wie mit dem Rauchen: Dabei werden im Körper große Mengen des Glückshormons Dopamin ausgeschüttet. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, beim nächsten Mal wieder zur Zigarette zu greifen. Nutzen App-Entwickler und "soziale Medien" diesen Mechanismus aus, um uns süchtig zu machen?
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Kemper: "Wie bei Drogenabhängigen"
Ulrich Kemper, Leiter der LWL-Klinik für Suchtmedizin in Gütersloh, hat sich intensiv mit den Vorgängen im Gehirn bei Suchtkranken auseinandergesetzt. "Wenn man eine bestimmte Substanz nimmt, eine starke Droge, zum Beispiel Kokain, dann sieht man in bestimmten Bereichen des Gehirns Farben", erklärt Kemper. "Und wenn ich bei einer anderen Gelegenheit einen Handybenutzer mit der gleichen Technik untersuche, dann leuchtet im Gehirn das gleiche Areal auf, wie es vorher bei dem Drogenabhängigen aufgeleuchtet hat."
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Warum nutzen Jugendliche Social-Media-Apps?
Umfrage unter Schülern eines Kölner Gymnasiums:
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Eine Untersuchung des Deutschen Zentrums für Suchtfragen und der Krankenkasse DAK ergab: 2,6 Prozent der befragten Jugendlichen wiesen eine Abhängigkeit im Umgang mit "sozialen Medien" auf. Hochgerechnet könnten so bereits 100.000 Jugendliche betroffen sein. Besonders alarmierend: Wer von "sozialen Medien" abhängig sei, habe ein fast fünffach erhöhtes Risiko, an einer Depression zu erkranken, so die Studie.
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Darum sind Social-Media-Apps gefährlich
Experten zur App-Entwicklung und den Gefahren:
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Und wie schützen die Experten im Silicon Valley sich und ihre Familien? App-Designer Aza Raskin hat gleich mehrere Maßnahmen umgesetzt: Sein Startbildschirm ist leer - und sein Bildschirm auf schwarz-weiß gestellt. "Weil es Teil unserer evolutionären Ausstattung ist, auf Farben zu reagieren, so dass wir davon abhängig werden können", erklärt Raskin. "Es ist wie ein mentales Zückerchen. Wenn Du den Bildschirm schwarz-weiß stellst, reduzierst Du den Dopamin-Ausstoß und erhältst ein Stück Kontrolle zurück."
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Gesetz in Frankreich verschärft
Doch freiwillige Maßnahmen wie die von Raskin gehen einigen nicht weit genug: Das französische Parlament hat im letzten Jahr ein Gesetz beschlossen, das Handys an Vorschulen, Grundschulen und weiterführenden Schulen komplett verbietet. Bislang war dort nur die Handynutzung während des Unterrichts nicht erlaubt.
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Stand: 16.01.2019, 06:00
4 Kommentare
Kommentar 4: Skandalarchitekt schreibt am 17.01.2019, 08:01 Uhr :
Gute Dokumentation, die viele Aspekte des Themas beleuchtet hat. Besonders hat mir allerdings die Musikauswahl gefallen - Black Rebel Motorcycle Club, eine Band, die ursprünglich aus San Fransisco stammt und der Social Media nicht egaler sein könnte. Was für eine ironische Kommentierung...
Kommentar 3: Der Waltroper schreibt am 16.01.2019, 23:16 Uhr :
Für diesen Beitrag des WDR sollte Frau Yvonne Gebauer (FDP), NRW-Schulministerin, sich einmal Zeit nehmen und anschließend Kontakt mit ihren französischen Amtskollegen aufnehmen zwecks Informationsaustausch und Umsetzung erst einmal in NRW :-)
Kommentar 2: Atze schreibt am 16.01.2019, 09:26 Uhr :
Bin ja mit über 65 Jahren schon lebensälter. Viele Leute in meinem Alter scheinen Smartphonesüchtig zu sein. Bei jeder Gelegenheit wird das Teil aktiviert. Keine Speisekarte, kein gedeckter Tisch der nicht fotografiert wird. Besonders krass sehe ich immer junge Frauen mit Kinderwagen, in einer Hand ne Kippe, die zweite Hand am Smartphone und am Ohr. Da fehlt die dritte Hand und für das Kind im Kinderwagen bleibt nur ein Augenblinzeln zwischen dem Dauerbetrieb des Smartphone. Das geht schon in den Suchtbereich. An der Fleischtheke oder beim Bäcker wird wenig mit dem Personal gesprochen, eher lauthals mit der besten Freudin oder dem besten Freund, das aber tunlichst laut und klar.
Antwort von Florian Müller , geschrieben am 16.01.2019, 10:05 Uhr :
Ja genau, diese Beobachtung trifft aber fast nur auf Erwachsene zu. Im Pendlerzug herrscht ein unerträgliches Gepiepse und lautes Aufnehmen von Messages. In der S-Bahn voller Schüler hingegen herrscht Ruhe, weil alle ihre Geräte leise gestellt haben. Ist ja gerade das schöne und stressfreiere am Chatten gegenüber Telefon, dass man nicht sofort auf einen Klingelton reagieren muss, sondern dann antwortet, wenn man sowieso drauf schaut oder die LED leuchten sieht. Das kapieren zahlreiche Erwachsene offensichtlich nicht und bleiben mit der Art der insbesondere auch andere störenden alten Art zu kommunizieren. Wäre übrigens auch im Büro angenehm, wenn statt dauernden Anrufen mehr stille Messages geschickt würden, weil man dann nicht aus einer Arbeit rausgerissen wird, sondern in Ruhe einen Gedankengang beenden kann und dann 5 Minuten später schriftlich reagiert.
Kommentar 1: Florian Müller schreibt am 16.01.2019, 09:25 Uhr :
Schade. In der Verlinkung auf der Hauptseite des WDR wurde ein älterer Mann mit grauen Haaren und Smartphone in der Hand dargestellt, jetzt im Artikel geht es wiederum nur um Jugendliche. Ich spiele seit mehr als 2 Jahren Pokemon Go und kenne dadurch die Szene der intensiven Smartphone-Nutzer. Ich kenne nahezu keinen Jugendlichen mit auch nur den leisesten Hinweisen auf Suchtverhalten. In aller Regel sind die locker, machen mal intensiv mit und dann wieder nicht, weil anderes wichtiger ist. Demgegenüber kenne ich jede Menge Erwachsene, die ein Mobilegame mit Arbeit verwechseln, alles reglementiert haben wollen und extrem verbissen dabei sind. Auch in massive Beleidungen und Bedrohungen ausartetenden Streit um lächerliche Kleinigkeiten kenne ich nur unter Erwachsenen. Man soll doch bitte mal das Verhalten Erwachsener kritisch analysieren, anstatt immer wieder - in einer schon im antiken Griechenland bekannten Tradition - auf angeblich problematische Jugendliche zu zeigen.