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Suchanfrage "psychologische Hilfe" im Google Play Store: Das Ergebnis ist ein nahezu unbegrenztes Angebot von Apps. "Online Therapie" ist bei den ersten Treffern. Die App wurde laut Play Store bereits mehr als 500.000 mal heruntergeladen, auch die Bewertungen sind gut.
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Die WDR-Journalistin Lisa Altmeier hat sich die App für das funk-Format "reporter" genauer angeschaut. In der App-Beschreibung im Google Play Store heißt es, es handle sich um "eine echte Online-Therapie" und man erhalte in der App "Hilfe eines Psychologen".
"Hilfe eines Psychologen"? Fehlanzeige!
Zumindest in der kostenlosen Version der App gibt es absolut keine professionelle Hilfe. Stattdessen: ein völlig unmoderiertes Forum. Alle, die sich die Anwendung herunterladen, können dort unkontrolliert auf Suizid-Gedanken und ähnliches antworten. "Schlaftabletten bitte illegal. Wo bekomme ich sie?", fragt ein Nutzer in der App – die Antwort eines anderen Nutzers: "Kann man einfach im Internet bestellen."
Suizidankündigungen, Fragen nach Nacktfotos
In der Liste der Top-Nutzer ganz oben: Teenager, die erst 13 und 14 Jahre alt sind. Manche von ihnen berichten, sie seien über die App nach Nacktfotos gefragt worden. Ein Nutzer kündigt sogar an, sich "übermorgen mit Tabletten umzubringen". Journalistin Lisa Altmeier kontaktiert den App-Betreiber in Russland und schaltet die Polizei ein. Außerdem meldet sie die App beim Google Play Store.
Tabuthema Suizid. Planet Wissen . 29.10.2020. 57:58 Min.. UT. Verfügbar bis 29.10.2025. WDR.
Landesmedienanstalt: "Prüfen etwaige Rechtsverstöße"
An keiner Stelle in der App-Beschreibung gibt es Einschränkungen, wie etwa, dass psychologische Beratung nur in einer Premium-Version verfügbar wäre. Die Nutzungsbedingungen, in die man einwilligen soll, sind auf Russisch verfasst. Und wenn man auf "privacy policy" klickt, erscheint nur eine Fehlermeldung. Tobias Schmid, der Direktor der Landesanstalt für Medien NRW, zeigt sich gegenüber dem WDR alarmiert: "Wir prüfen etwaige Rechtsverstöße."
Andere Apps: Nutzlose "Selbsttests"

WDR-Journalistin Lisa Altmeier
Neben "Online Therapie" schaut sich Lisa Altmeier die App "Depression Test" an. Hier soll man durch 23 Fragen herausfinden, ob man eine Depression hat. Das Ergebnis im Selbsttest: Die Antworten seien "deutliche Warnhinweise auf eine wohlmöglich [...] bald beginnende Depression". Damit werden Nutzer der App allein gelassen.
Psychologin: Lieber Apps auf Rezept
Psychologin Pia Kabitzsch, die sich für ihren Youtube-Kanal "psychologeek" (funk) mit Psychologie-Apps auseinandergesetzt hat, findet beide Apps gefährlich. Sie rät allgemein von Psychologie-Apps ab. Einzige Ausnahme: Professionelle Apps, die man auf Rezept erhalten kann und entsprechend geprüft wurden.
Google Play Store nimmt "Online Therapie"-App vorübergehend vom Netz
Der Betreiber der App "Online Therapie" hat auf die Anfrage von Lisa Altmeier bisher nicht geantwortet. Die Polizei schrieb ihr, sie könne nicht weiterhelfen – aus technischen Gründen. Und von Google hieß es: "Wir haben Maßnahmen gegen die App ergriffen und Feedback an den Entwickler weitergegeben." Dieser müsse die "festgestellten Probleme" beheben.
Die App "Online Therapie" ist kurzzeitig aus dem Playstore verschwunden, dann aber wieder aufgetaucht – ohne sichtbare Verbesserung.
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Haben Sie Suizidgedanken? Hier gibt es Hilfe
Wer sich mit Suizidgedanken trägt, empfindet seine persönliche Lebenssituation als ausweglos. Doch es gibt eine Fülle an Angeboten zur Hilfe und Selbsthilfe, auch anonym.
Telefonseelsorge
Die Telefonseelsorge ist unter den Rufnummern 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222 sowie 116 123 rund um die Uhr erreichbar. Sie berät kostenfrei und in jeder Hinsicht anonym. Der Anruf hier findet sich weder auf Ihrer Telefonrechnung noch im Einzelverbindungsnachweis wieder.
Menschen muslimischen Glaubens können sich an das muslimische Seelsorgetelefon wenden. Es ist ebenfalls kostenfrei und anonym 24 Stunden am Tag unter der Rufnummer 030/44 35 09 821 zu erreichen.
Chat der Telefonseelsorge
Die Telefonseelsorge bietet Betroffenen auch die Möglichkeit an, sich Hilfe per Chat zu holen. Dazu meldet man sich auf deren Webseite an.
E-Mail-Beratung der Telefonseelsorge
Menschen mit Suizidgedanken können sich auch an die E-Mail-Beratung der Telefonseelsorge wenden. Der E-Mail-Verkehr läuft über die Webseite der Telefonseelsorge und ist deshalb nicht in Ihren digitalen Postfächern zu finden.
Überblick auf Hilfsangebote
Darüber hinaus hat die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) zahlreiche Informationen zu Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und sozialpsychiatrischen Diensten aufgelistet, an die sich Suizidgefährdete und Angehörige wenden können, um Hilfe zu erhalten. Entsprechende Informationen finden Sie unter nachfolgendem Link.
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Stand: 13.01.2021, 16:49