Das Logo des Internet Explorer hat sich über die Jahre

Der Internet Explorer geht in Rente

Stand: 15.06.2022, 16:06 Uhr

Seit 27 Jahren surfen Windows User mit dem "Internet Explorer". Doch jetzt stellt Microsoft seinen Browser ein: Der Konzern bietet keinen Support mehr an. WDR-Digitalexperte Jörg Schieb über den lange Zeit meist genutzten Browser der Welt.

Als Mitte der 90er Jahre das Internet populärer und auch von Privatmenschen verstärkt genutzt wurde, hat Microsoft einen eigenen Browser zum "Surfen im Netz" entwickelt: Seit Windows 95 gehört der Internet Explorer (IE) so selbstverständlich zu Windows dazu wie Salz zu Pommes frites.

Seit Windows 95 gehört der Internet Explorer zu Windows dazu (hier: Windows 98)

Microsoft hatte sich damals bei der Einführung des Internet Explorers einigen Spott anhören müssen, denn lange Zeit hielt der damalige CEO und Gründer des Unternehmens Bill Gates das Internet für nicht so wichtig – und hatte Entwicklungen in diese Richtung verzögert. Erst relativ spät setzte der damals größte Software-Konzern aufs Internet.

Lange auf jedem Windows-Rechner dabei

Bis inklusive Windows 10 war der Internet Explorer auf jedem Windows-Rechner dabei. Erst im neuen Windows 11 hat Microsoft auf den Internet Explorer verzichtet und nur noch den neuen, weiterentwickelten Browser "Edge" beigelegt – allerdings immer noch mit einem auf Wunsch zuschaltbaren Internet-Explorer-Modus. Für Nostalgiker.

Als der Internet Explorer auf den Markt kam, entwickelte sich rasch ein "Browser-Krieg": Andere Browser wie der Netscape Navigator konkurrierten mit Microsofts Bedien-Software fürs World Wide Web. Es ging um Marktanteile: Wer schafft es, im Netz dominant zu sein? Durch die marktbeherrschende Stellung von Microsoft damals und die Tatsache, dass auf jedem Windows-Rechner ein Internet Explorer vorinstalliert war, konnte sich Microsoft die Marktführerschaft bei den Browsern erarbeiten (mit zeitweise über 90 Prozent Marktanteil). Freilich mit nur einem Bruchteil an Menschen damals, die online gingen.

Großer Kartellrechtsprozess

Bei diesem Browser-Krieg ist es nicht unbedingt immer mit fairen Methoden zugegangen. Es gab einen großen Kartellrechtsprozess, der Microsoft viel Geld gekostet hat – und die Verpflichtung mit sich brachte, dass Microsoft damals auch andere Browser zur Auswahl anbieten musste. Aus Fairnessgründen. Ein Durchbruch beim Schutz des Verbrauchers, der dadurch erstmals die freie Auswahl hatte, mit welchem Browser er online gehen wollte.

Von da an nahm der Marktanteil und damit die Bedeutung ständig ab, denn andere Browser wie Netscape, Opera, Safari von Apple und später Chrome von Google genossen oft mehr Vertrauen. Der Internet Explorer war stets bei vielen Menschen regelrecht verhasst, auch, aber auch nicht nur wegen Sicherheitsproblemen.

Ausnutzbare Schwachstellen waren lange Zeit eins der größten Probleme des IE: Durch die weite Verbreitung von Windows war der Internet Explorer ein vorrangiges Ziel von Angriffen. Immer wieder gab es Sicherheitslücken, die es Angreifern ermöglichten, persönliche Daten des Benutzers auszulesen oder ungefragt Programme auszuführen. In dieser Zeit gelang es dem als OpenSource entwickelten Firefox-Browser, Vertrauen zu gewinnen und sich in sensationeller Geschwindigkeit zu verbreiten. Firefox war lange die größte Konkurrenz zum Internet Explorer.

Weiterentwicklung eingestellt

Bereits im Januar 2020 hat Microsoft die Weiterentwicklung des Internet Explorer eingestellt. Der Hersteller hat also keine neuen Funktionen oder Verbesserungen mehr entwickelt, sondern ausschließlich Updates angeboten, die Fehler beseitigen und Sicherheitslücken stopfen. Aber auch diesen Support stellt Microsoft jetzt – mit Stichtag 15.06.2022 – offiziell ein.

Seit einigen Jahren gibt es alternativ zum Internet Explorer auch den Browser „Edge“;

Bedeutet: Wer mag, kann den Internet Explorer weiter benutzen. Allerdings verbunden mit einem zunehmenden Risiko, denn mögliche Sicherheitslecks werden von Microsoft nicht mehr aktiv beseitigt. Microsoft bietet künftig keine offiziellen Updates mehr an.

Microsoft will damit erreichen, dass mehr Menschen den bereits seit einigen Jahren serienmäßig mit Windows ausgelieferten Browser Edge verwenden.

Über den Autor

Jörg Schieb, WDR-Digitalexperte.

WDR-Digitalexperte Jörg Schieb

Jörg Schieb, Jahrgang 1964, ist WDR-Digitalexperte und Autor von 130 Fachbüchern und Ratgebern. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Digitalisierung und deren Auswirkungen auf unseren Alltag.

Weitere Themen