Streit um Impfstoff-Reste: So ist die Verteilung geregelt

Stand: 28.01.2021, 09:08 Uhr

Immer wieder bleibt Impfstoff in Alten- und Pflegeeinrichtungen übrig. Die Verteilung dieser Impfstoff-Reste ist klar geregelt. Daran gehalten wird sich jedoch anscheinend nicht immer.

Von Maya Graef

Man nennt die Corona-Impfstoffe nicht umsonst "flüssiges Gold". Und so wundert es nicht, dass jeder sie als Erster haben will. Doch die Mengen sind nun mal begrenzt, die Reihenfolge der zu impfenden Personen festgelegt – auch wenn Impfstoff übrig bleibt. Warten ist angesagt für all diejenigen, die auf der Prioritätenliste weiter unten stehen. Doch das fällt anscheinend nicht jedem leicht.

Kölner Feuerwehr drängelt vor

In Köln sorgte heute ein solcher Fall für Aufsehen. Zahlreiche Führungskräfte und Verwaltungsmitarbeiter der Feuerwehr wurden gegen Corona geimpft. Und das, obwohl viele der besonders gefährdeten Einsatzkräfte des Rettungsdienstes bisher keine Impfung erhalten haben.

Für Schlagzeilen sorgten auch schon einige Bürgermeister in NRW, die bereits geimpft wurden, obwohl sie eigentlich noch nicht dran sind. Darunter zum Beispiel der 31-jährige Bürgermeister von Hennef, Mario Dahm. Darüber kann man streiten, oder auch nicht. Denn wenn, so wie im Fall von Mario Dahm, Impfdosen in Alten- und Pflegeeinrichtungen übrig bleiben, müssen diese so schnell es geht verimpft werden. So steht es in einem Erlass des NRW-Gesundheitsministeriums.

Reste müssen schnellstmöglich verimpft werden

Wenn also ein Impfteam in einem Heim feststellt, dass man am Ende des Einsatzes noch Impfungen übrig hat, müssen diese weiteren Personen angeboten werden, "die Anspruch auf Schutzimpfung mit höchster Priorität haben". Wie zum Beispiel Pflegekräfte, Mitarbeiter in Rettungs- und mobilen Pflegediensten oder Krankenhauspersonal auf Intensivstationen.

In Essen ist es so, dass der Arzt, der gerade in einer Einrichtung ist und impft, sich bei der Feuerwehr meldet und durchgibt, wie viele Dosen übrig sind. Auf einer Liste wird dann geschaut, wer in der Nähe sein könnte und Anspruch auf eine Impfung hätte.

Diese Personen müssen dann in die entsprechende Einrichtung eilen und sich die Impfung abholen. Denn der Impfstoff, der zu diesem Zeitpunkt meist schon in der Spritze ist, darf nicht mehr transportiert werden. Und er muss binnen kürzester Zeit verbraucht werden, damit er nicht verfällt.  

Der Chef der Essener Feuerwehr, Thomas Lembeck, erzählt von Tagen, an denen tatsächlich bis zu 40 Impfdosen übrig waren. "Das war ganz am Anfang so, als man festgestellt hatte, dass man sechs anstatt der angedachten fünf Impfungen aus einer Ampulle ziehen kann." Oberste Priorität habe immer, dass kein Impfstoff übrig bleibt und weggeworfen wird. Geplantes Vordrängeln und das Abgreifen von Impfungen für eigene Familienangehörige oder so, gehe aber nicht, so Lembeck.

Gesundheitsminister hat kein Verständnis für Vordrängler

Scharfe Kritik äußerte heute auch NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) an Voreiligen, die sich in der Impfkette vorgedrängt und nicht an die Vorgaben gehalten hätten. "Da gibt es einmal dieses Prachtexemplar eines Bürgermeisters in Hennef", wetterte Laumann. "Da gibt es aber auch Krankenhäuser, die das gesamte Personal geimpft haben, obwohl das nicht der Priorisierung entspricht und eigentlich unsolidarisch ist."