Flechthecke und Martinszug sind jetzt NRW-Kulturerbe

Stand: 16.04.2018, 13:40 Uhr

  • Fachjury hat aus 14 Vorschlägen gewählt
  • Kulturerbe-Liste soll ehrenamtliches Engagement stärken
  • Fünf weitere Traditionen stehen bereits auf der Liste

Das Landesinventar des immateriellen Kulturerbes in NRW ist um fünf Traditionen reicher. Das hat das Ministerium für Kultur am Freitag (13.04.2018) bekannt gegeben. Zukünftig sollen dort die Martinstradition, die Bolzplatzkultur, das Brieftaubenwesen, die Anlage und Pflege von Flechthecken sowie die Haubergswirtschaft, eine nachhaltige Form der Waldbewirtschaftung im Siegerland, geführt werden.

Eine Fachjury hat diese fünf Traditionen aus 14 Vorschlägen ausgewählt, die online sowie auf Veranstaltungen von Museen, Vereinen und Bürgerinnen und Bürgern gemacht wurden. Dabei werden Traditionen, die dem klassischen Kulturbegriff entsprechen, genauso berücksichtigt wie solche aus den Bereichen Umwelt oder Jugendkultur.

Ehrenamtliches Engagement stärken

Finanzielle Vorteile bringt die Aufnahme in die Liste nicht. Allerdings erhält man eine Urkunde und darf ein Unesco-Siegel führen. "Die Beteiligten empfinden da natürlich Stolz und es gibt ihnen Motivation", so der Juryvorsitzende Johannes Lierenfeld zum WDR. Die Kulturerbe-Liste wird in NRW seit 2014 geführt. Sie soll laut Kulturministerium die Sichtbarkeit der kulturellen Vielfalt verbessern und das ehrenamtliche Engagement stärken.

Für René Bongartz aus Brüggen ist die Martinstradition eine "Herzensangelegenheit". Für ihn ist klar: "Es gibt keinen Brauch, der im Rheinland weiter verbreitet ist." Seit Jahren hat er sich darum bemüht, dass es die Martinstradition auf die NRW-Liste schafft, entsprechend glücklich hat ihn die Entscheidung gemacht. Doch das soll nur der Anfang sein: Auf lange Sicht soll der Brauch, so der Plan, UNESCO-Kulturerbe werden.

Fankultur nein, Bolzplatzkultur ja

Der Auswahl gingen zum Teil längere Diskussionen voraus, berichtet Lierenfeld. So habe es schon vor zwei Jahren den Versuch gegeben, die Fankultur im Fußball aufzunehmen. Dies habe die Jury mit Verweis auf Auswüchse wie Gewalt und Pyro-Exzesse jedoch abgelehnt. Nun wurde der Antrag modizifiziert und auf die harmlosere Bolzplatzkultur bezogen.

Sankt Martin wird Kulturerbe: "Im Rheinland in allen Orten und durch alle Generationen verbreitet"

WDR 2 16.04.2018 03:22 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 2


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Bislang bestand das Landesinventar aus fünf Traditionen: Das Schützenwesen, der rheinische Karneval, die Flussfischer an Rhein und Sieg sowie das Bochumer Maiabendfest und der Osterräderlauf in Lügde.