Kriminelle Plattform "Genesis Market": Überprüfen, ob man selbst betroffen ist

Stand: 06.04.2023, 11:15 Uhr

Die Polizei hat die Online-Plattform "Genesis Market" stillgelegt: Hier haben Cyberkriminelle sensible persönliche Daten für illegale Geschäfte gesammelt und verkauft. Jörg Schieb dazu, wie man herausfinden kann, ob man selbst davon betroffen ist.

Von Jörg Schieb

Durch eine enge Zusammenarbeit internationaler Cybercrime-Behörden bei FBI, BKA, der niederländischen "National High Tech Crime Unit" (NHTCU), dem Europäischen Polizeiamt (Europol) und weiteren Stellen ist es gelungen, die Verkaufsplattform "Genesis Market" stillzulegen und 119 Täterinnen und Täter festzunehmen.

Botschaft der Polizei bezüglich der Sperrung der Genesis Seite

Die Polizei hat Webseiten im Internet und im Darknet stillgelegt und eine Botschaft hinterlassen.

Seit 2018 haben Cyberkriminelle hier von arglosen Opfern gestohlene Zugangsdaten zu E-Commerce-Plattformen und Online-Zahlungsdiensten gesammelt und verkauft. Ein enormes Sicherheitsrisiko für alle Betroffenen.

Nicht nur Passwörter erbeutet - auch "Session Cookies"

Ungewöhnlich an der Vorgehensweise bei "Genesis Market" ist, dass die Bande nicht nur Passwörter gesammelt und verkauft, sondern auch sogenannte "Session Cookies" erbeutet hat. Das sind während eines Onlinevorgangs auf dem eigenen Rechner oder Smartphone hinterlegte Dateien (Cookies), die nach einem erfolgreichen Login-Vorgang automatisch angelegt werden. Wer darüber verfügt, kann sich für eine gewisse Zeit auch ohne Passwort oder Zwei-Faktor-Authentifizierung direkt bei Onlinediensten anmelden – was für die Betroffenen ein hohes Sicherheitsrisiko darstellt.

Cyberkriminelle können so auf Kosten der Opfer einkaufen, Geld abheben oder Identitätsdiebstahl betreiben. Die niederländische Polizei hat eine Onlineseite eingerichtet, auf der man nachschauen kann, ob man ganz persönlich betroffen ist und in den Datenbanken von "Genesis Market" auftaucht.

Webseite zum Prüfen seines Hackstatus

Auf dieser Seite kann jeder schauen, ob "Genesis Market" auch seine Daten verkauft hat.

Es reicht, dort die eigene Mail-Adresse einzugeben. Auf der Webseite erscheinen keinerlei Informationen, um den Datenschutz zu gewährleisten. Wer tatsächlich betroffen ist, erhält nach der Anfrage eine E-Mail der Behörde mit entsprechenden Informationen.

Überprüfen: Schon mal gehackt worden?

BKA und Europol empfehlen zudem, auch Online-Angebote wie "Have I been pawned" zu verwenden. Wer hier seine E-Mail-Adresse eingibt, erfährt sofort, ob persönliche Daten wie Name, Adresse, E-Mail-Adresse, Geburtsdatum, Telefonnummer oder Passwörter bereits in kriminellen Darknet-Foren aufgetaucht sind. Die Webseite sammelt durch "Breaches" (unbefugter Zugriff auf sensible Daten) erbeutete Daten.

Webseite mit der Auschrift "Have I been pawned?" und einem Feld um eine E-Mail Adresse zur Prüfung einzugeben.

Auf der Webseite "Have I been pawned" kann jeder schauen, ob seine Daten in Darknet-Foren auftauchen.

Das Angebot haveibeenpwned.com kann bedenkenlos genutzt werden: Das weltweit angesehene Angebot wird von einem IT-Sicherheitsexperten betrieben. Die Daten werden auch von vielen Spezialprogrammen genutzt wie Passwort-Manager oder Browsern.

Was tun, wenn man gehackt wurde?

Sollten die eigenen Zugangsdaten bei haveibeenpwned.com auftauchen, empfiehlt es sich, die eigenen Zugangsdaten genau zu prüfen.

Gegebenenfalls ist es zu empfehlen, in den betroffenen Onlinediensten (das Angebot sagt einem, welche es sind) das Passwort zu ändern – ebenso überall dort, wo dasselbe Passwort verwendet wurde/wird. Das sollte zwar ohnehin niemand machen, aber die Praxis zeigt, dass viele Menschen aus Bequemlichkeit dennoch dasselbe Passwort an mehreren Stellen einsetzen.

Phishing-Schutz im Browser aktivieren

Sollte die eigene Mobilfunknummer in einem Breach auftauchen, ist erhöhte Vorsicht angebracht: Cyberkriminelle kennen dann den Namen und die Mobilfunknummer und können gezielt SMS-Nachrichten oder Whatsapp-Nachrichten verschicken, in denen sie einen sogar mit Namen ansprechen. Das wirkt authentisch und birgt die Gefahr, auf eine manipulierte Webseite (Phishing) geleitet zu werden. Dort wiederum könnten dann erneut sensible Zugangsdaten abgegriffen werden.

Last not least sei empfohlen, einen modernen Browser zu verwenden (unbedingt durch Updates aktuell halten) und dort den Phishing-Schutz zu aktivieren. Dazu muss ggf. in den Einstellungen unter "Datensicherheit" das "sichere Browsen" aktiviert werden (oder ähnlich genannte Funktion). Vorteil: Landet man mit dem Browser auf einer Fake-Webseite, die bereits für Phishing-Angriffe bekannt ist, erhält man eine gut sichtbare Warnung – und kann so nicht mehr verleitet werden, sensible Daten einzugeben.

Über den Autor

Jörg Schieb, WDR-Digitalexperte.

WDR-Digitalexperte Jörg Schieb

Jörg Schieb, Jahrgang 1964, ist WDR-Digitalexperte und Autor von 130 Fachbüchern und Ratgebern. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Digitalisierung und deren Auswirkungen auf unseren Alltag.