Klima und Corona: Was die eine Krise mit der anderen zu tun hat

Stand: 20.08.2020, 19:09 Uhr

Die Klimakrise soll trotz Corona nicht in Vergessenheit geraten. Deshalb will die Fridays-For-Future-Bewegung wieder sichtbarer werden - Streiks inklusive.

Genau zwei Jahre ist es her, dass sich Greta Thunberg in Stockholm zum ersten Klimastreik vor den Reichstag gesetzt und damit den Grundstein für die Fridays-for-Future-Bewegung (FFF) gelegt hat. Durch die Corona-Pandemie hat die Bewegung allerdings deutlich an Sichtbarkeit verloren.

Merkel als Hoffnungsträgerin

Das soll sich nun ändern. Am Donnerstag trafen sich Thunberg und die deutsche FFF-Aktivistin Luisa Neubauer in Berlin mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Ein Treffen, mit dem die Klima-Aktivistinnen große Hoffnungen verbinden. "Wir haben darüber gesprochen, was zu tun ist, um das Pariser Klimaabkommen umzusetzen und unsere gegenseitigen Standpunkte ausgetauscht. Wir sehen, dass im Vergleich zur Coronapandemie die Klimakrise nicht annähernd so ernst genommen wird", sagte Neubauer.

Man müsse realistisch bleiben, meint Thunberg und weiß, dass ein Treffen nicht alles ändern werde. Dennoch habe man Merkel deutlich gemacht, dass es jetzt starke Führungspersonen braucht, die Verantwortung übernehmen und Merkel momentan in der Position sei, dies zu tun: "Wir haben sie gebeten, die Klimakrise wie eine Krise zu behandeln. Wie einen echten Notfall. Das ist unsere Kernbotschaft."

"Globaler Klimastreik" am 25. September

Auch auf den Straßen in Nordrhein-Westfalen will die Bewegung nach der Corona-Zwangspause wieder sichtbarer werden. So sind am Freitagnachmittag (21.08.2020) zwei Demos in Mönchengladbach und in Mülheim/Ruhr geplant. Der große Protest soll dann am 25. September steigen.

An diesem Tag hat FFF zum "globalen Klimastreik" aufgerufen und will in vielen Städten des Landes mobilisieren. Bislang sind bereits in 24 NRW-Städten Aktionen geplant - unter Berücksichtigung der Corona-Schutzmaßnahmen. "Bei allen Demos sind wir mit den Behörden vor Ort in Kontakt und achten auf Abstände und Einhaltung der Maskenpflicht", hieß es in einer Mitteilung.

Die Forderung von FFF hat sich dabei nicht geändert: "Es gibt keinen Plan für Deutschland und Europa, das Pariser Klimaabkommen einzuhalten. Das muss sich ändern", sagte Luisa Neubauer am Donnerstag im ARD-"Morgenmagazin".

Corona-Pandemie wirkt sich positiv auf Emissionen aus

Aktuellen Studien zufolge sinken die Emissionszahlen derzeit - allerdings nicht unbedingt wegen politischer Entscheidungen, sondern aufgrund der Corona-Pandemie. Der Flug- und Autoverkehr hat deutlich abgenommen, die Menschen sind weniger mobil.

Laut aktuellem Klimaschutzbericht des Bundeskabinetts könnte das Ziel, in diesem Jahr 40 Prozent weniger Treibhausgas als 1990 auszustoßen, möglicherweise doch noch erreicht werden.

Auch eine aktuelle Greenpeace-Studie hebt auf die positiven Corona-Folgen ab. Wenn 40 Prozent der Arbeitnehmer dauerhaft an zwei Tagen der Woche ins Homeoffice gingen, ließen sich 18 Prozent aller Emissionen im Pendelverkehr reduzieren - bis zu 5,4 Millionen Tonnen CO2 im Jahr.

FFF: "Coronakrise sorgt für Rückschritte beim Klimaschutz"

Den Klima-Aktivisten reicht das allerdings nicht. Im Gegenteil: "Die Coronakrise wird missbraucht, um Rückschritte beim Klimaschutz zu rechtfertigen", heißt es in einer Mitteilung. Für Luisa Neubauer bleibt die Klimakrise die "große existenzielle Krise der Menschheit", die man genauso tatkräftig angehen müsse wie die Pandemie: "Corona hat gezeigt, dass Politik und Industrie in der Lage sind, Krisen ernstzunehmen und Veränderungen anzuvisieren - wenn sie nur wirklich wollen."