Eurokurs fällt auf einen US-Dollar - Was der Absturz für uns bedeutet

Stand: 12.07.2022, 15:35 Uhr

Der Euro ist erstmals seit Oktober 2002 genau so viel wert wie der US-Dollar. Drei Fragen und drei Antworten, was das konkret für Verbraucher und für die Wirtschaft bedeutet.

Der Euro auf Talfahrt - das geht schon seit Monaten so. Am Dienstagmittag zog die gemeinsame Währung der 19 Euroländer mit dem US-Dollar gleich. Im Klartext: Der Euro ist exakt einen US-Dollar wert. Welche Folgen das hat, erklärt David Zajonz von der WDR-Wirtschaftsredaktion.

Wie kommt es eigentlich, dass der Euro derzeit so schwach ist?

Das liegt vor allem daran, dass der Dollar aktuell so stark ist. In den vergangenen Monaten hat der Dollar auch verglichen mit anderen Währungen kräftig zugelegt, zum Beispiel gegenüber dem britischen Pfund oder der chinesischen Währung Renminbi.

David Zajonz

David Zajonz, WDR-Wirtschaftsredaktion

Die Dollar-Stärke hängt damit zusammen, dass die US-Zentralbank FED ihren Leitzins schon mehrfach erhöht hat. Die Europäische Zentralbank hingegen hat das bislang noch nicht getan. Wenn in den USA die Zinsen höher sind, dann führt das dazu, dass Investoren tendenziell lieber dort ihr Geld anlegen. Es fließt also mehr Kapital in den Dollar-Raum und der Dollar wird wertvoller, somit steigt der Wechselkurs.

Hinzu kommt die Sorge vor einer Wirtschaftskrise im Euro-Raum, die Anleger verunsichert. Anders als die USA sind einige Euro-Länder wie Deutschland stark von russischen Energieimporten abhängig. Ein Lieferstopp würde die Euro-Zone deshalb heftig treffen.

Welche Folgen hat der schwache Euro für Verbraucher - wie bekommen sie das konkret zu spüren?

Ganz unmittelbar bekommen es Menschen zu spüren, die gerade einen USA-Urlaub planen. Vor einem Jahr hat man für einen Euro noch fast 1,20 Dollar bekommen, jetzt bekommt man dafür nur noch genau einen Dollar. Der Urlaub wird also teurer.

Ähnlich ist es mit Importen aus den USA. Wenn wir Flüssiggas aus den USA kaufen, müssen wir durch den schwächeren Euro-Wechselkurs mehr bezahlen. Diese teureren Importe lassen dann die Preise bei uns weiter steigen, die Inflation wird also weiter angeheizt. Wir müssen uns also darauf einstellen, dass die Preise für Energie weiter steigen.

Und welche Folgen hat der schwache Euro für die Wirtschaft?

Auf der einen Seite leiden natürlich auch die Unternehmen unter den teureren Importen - gerade bei Energie. Auf der anderen Seite können manche Unternehmen auch vom schwächeren Euro-Kurs profitieren. Firmen, die in die USA oder nach China exportieren, können ihre Produkte vergleichsweise günstiger verkaufen und haben dadurch einen Wettbewerbsvorteil.

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