Energiepreise auch vom Wohnort abhängig - Unterschiede bei Grundversorgern

Stand: 22.09.2022, 21:07 Uhr

Wer bei Gas und Strom sparen will, wechselt derzeit oftmals zum heimischen Grundversorger. Doch zwischen den Anbietern gibt es massive Preisunterschiede.

Von Christian WolfChristian Wolf

In diesen Zeiten schauen viele Menschen genau hin, wie viel sie für Gas und Strom bezahlen müssen. Schließlich kann ein hoher Preis dazu führen, dass schnell mal ein paar Hundert Euro zusätzlich im Monat weg sind. Ein nicht ganz unwichtiger Faktor scheint dabei zu sein, wo man lebt. Das zeigen Recherchen der Verbraucherzentrale NRW, die am Donnerstag veröffentlicht wurden.

Die dortigen Energieexperten haben sich angeschaut, was Verbraucher für Gas und Strom derzeit beim heimischen Grundversorger bezahlen. Dabei handelt es sich um jeweils das Unternehmen, dass zuhause vor Ort die meisten Kunden hat. Oftmals sind das die örtlichen Stadtwerke. Und siehe da: Zwischen den Tarifen der Grundversorger gibt es in NRW massive Preisunterschiede:

  • Wer zum Beispiel zum 1. Oktober einen neuen Gasvertrag abschließt, zahlt dafür bei der Energie- und Wasserversorgung Rheine 6,94 Cent pro Kilowattstunde. Bei den Stadtwerken Duisburg sind es hingegen 32,20 Cent - also fast das Fünffache.
  • Auch beim Strom gibt es große Unterschiede. So werden bei den Stadtwerken Düsseldorf 27,14 Cent pro Kilowattstunde fällig, bei den Stadtwerken Duisburg hingegen 79,48 Cent.

Unterschiede von tausenden Euro pro Jahr möglich

Und das wirkt sich natürlich auf das Portemonnaie aus. So erhält laut der Verbraucherzentrale ein Haushalt mit 20.000 Kilowattstunden Gasverbrauch je nach Grundversorger eine Jahresrechnung zwischen 1.388 und 6.440 Euro. Die jährlichen Kosten für Strom variieren bei einem Verbrauch von 3.000 Kilowattstunden zwischen 814 und 2.384 Euro.

Das Problem an der Sache: Ein Wechsel zwischen den Grundversorgern ist nicht möglich. Es kommt immer nur der jeweilige Anbieter vor Ort in Frage. Das ist die Besonderheit bei Grundversorgern. Zwar bieten Energieversorger auch Sondertarife an, die man ortsunabhängig zum Beispiel über Vergleichsportale findet. Aber die sind derzeit in der Regel noch teurer als die Grundversorger.

Verbraucherschützer rätseln

Doch wie kommt es zu den großen Preisunterschieden zwischen den Grundversorgern? Sogar die Verbraucherschützer äußern sich verblüfft. "Zwar haben Energieversorger unterschiedliche Beschaffungsstrategien, die gewisse Preisdifferenzen erklären können. Aber so enorme Unterschiede sind dennoch verwunderlich", sagt Energieexperte Udo Sieverding.

Auf die Frage, wie die Unterschiede entstehen, sagte Energieexpertin Christina Wallraf dem WDR: "Ehrlich gesagt fragen wir uns das auch." Ein Teil entstehe dadurch, dass die Grundversorger sich Strom und Gas unterschiedlich besorgten und deshalb auch verschiedene Preise zahlen müssten. Zudem gebe es bei manchen Versorgern mehr Kunden, die ihre Rechnungen nicht bezahlen könnten. Dieses Minus müsse über andere Wege ausgeglichen werden. Und: Es gebe unterschiedliche Gewinnmargen bei den Grundversorgern.

Grundversorger trotzdem besser als Sondertarife

Trotzdem sind die Grundversorger derzeit das kleinere Übel als das, was über Vergleichsportale an Sondertarifen von anderen Versorgern angeboten wird. Das hat eine Recherche des WDR-Magazins Markt gezeigt. In zwölf NRW-Städten wurde eine Stichprobe gemacht. Dort wurden die Preise der Grundversorger mit anderen Anbietern verglichen. Das Ergebnis: In allen Städten waren die Grundversorger preiswerter - zwischen 46 und 61 Prozent. Daher rät auch die Verbraucherzentrale derzeit, genau hinzuschauen, ob sich ein Wechsel in die Grundversorgung lohnt.

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