Das Bild zeigt eine Frau alleine auf einem Sofa neben einem Weihnachtsbaum.

Einsames Corona-Weihnachten: Was hilft?

Stand: 24.12.2020, 13:00 Uhr

Wer sich an Weihnachten ohnehin schon einsam fühlt, den trifft es dieses Jahr noch härter. Doch nicht nur ältere, vor allem auch jüngere Menschen leiden besonders unter Einsamkeit.

Von Nina Magoley

Weihnachten mit Kontaktbeschränkungen und drohende Ausgangssperren am Abend - statt im große Kreise der Familie werden es dieses Jahr wohl bei den meisten eher stillere Feiertage. Zumindest die evangelischen Kirchen haben auch noch ihre Gottesdienste abgesagt. Ein Gefühl der Einsamkeit wird jetzt für manchen zur echten Herausforderung.

Alkohol und Medikamente keine Lösung

"Menschen finden Eigenlösungen, die ihnen nicht gut tun", sagt Gabriele Höhner. Sie sitzt an einer Hotline, die der Verband für psychologische Dienstleistungen (VPD) in Langenfeld eingerichtet hat. Täglich rufen dort Menschen an, die sich gerade jetzt, kurz vor Corona-Weihnachten, einsam fühlen. Viele würden von Medikamenten oder Alkohol sprechen, sagt Höhner. Sie hört ihnen zu, versucht, andere Lösungen zu finden.

Wer ohnehin mit Problemen zu kämpfen hat, den treffe es jetzt besonders hart, sagt Carsten Frese, Leiter der VPD Langenfeld. Auf der Suche nach Hilfe würden viele aber vor psychologischen Angeboten zurückschrecken: "Da sehen sich die meisten nicht." Die Hotline soll ein niedrigschwelliges Kontaktangebot sein. Betroffene können anrufen, sich über die sozialen Medien melden oder, wenn nötig, auch vorbeikommen.

Vor allem Jüngere fühlen sich einsam

Dabei geht es - anders, als man vielleicht annehmen würde - in punkto Einsamkeit den Älteren in der Pandemie bislang offenbar besser als jüngeren Menschen. Das geht aus einer Sonderauswertung des "Deutschen Alterssurvey" hervor. Altere Menschen täten sich "weniger schwer mit dem Zuhausebleiben, dem Verzicht auf das übliche Maß an Kontakten und auch insgesamt mit der Situation". Altersforscher führten das auf die größere Krisenerfahrung im Leben zurück. Außerdem könnten sich viele Ältere auf familiäre und nachbarschaftliche Netzwerke verlassen, so der Bericht.

Eine Ausnahme bildeten dabei allerdings Bewohner von Altenpflegeeinrichtungen, die wegen der Schutzverordnung isoliert werden mussten.

Einsamkeit als Typfrage

Ob man sich überhaupt einsam fühlt, sei auch abhängig vom Typ, sagen Einsamkeitsforscher. So gebe es Menschen, die sich immer einsamer als andere fühlen, ganz unabhängig von Alter oder Lebenssituation. Andere wiederum sind trotz weniger sozialer Kontakte mit sich und der Welt zufrieden.

Studien zeigen immer wieder, dass sich unter Menschen im mittleren und hohen Alter nur vergleichsweise wenige einsam fühlen. Deutlich häufiger betroffen seien Jugendliche und junge Erwachsene, sagt auch Eva-Lotta Brakemeier, Professorin für Klinische Psychologie an der Uni Greifswald.

Phase der Kontakte durch Pandemie blockiert

Gerade jetzt in der Pandemie würden sie als Opfer häufig übersehen: In ihrer Lebensphase gehe es eigentlich darum, sich von den Eltern zu lösen, neue Beziehungen zu knüpfen, sich zu entfalten. Diese wichtigen Erfahrungen würden durch die Pandemie gerade stark eingeschränkt. Ältere Menschen ab 30 dagegen seien meist in ihrer "sozialen Blase" angekommen und könnten das räumliche Alleinsein derzeit viel besser durch digitale Kontakte ausgleichen.

Weil in ihrer Corona-Sprechstunde immer mehr Menschen von ihrer Angst vor den bevorstehenden Weihnachtstagen sprachen, hat die Psychologin mit einem Team noch kurzfristig ein Projekt gestartet, bei dem sich Interessierte zu festgelegten Terminen über Zoom treffen und sich gemeinsam auf die gefürchtete Zeit vorbereiten. Die Treffen gehen bis über Silvester hinaus, Anmeldungen werden noch angenommen.

"Wir müssen in diesen Tagen unsere Psyche pflegen", sagt die Psychologin und rät, das auch konkret zu planen: Sich bewusst klar zu machen, was einem gut tut - und das dann auch umzusetzen. Sei es, spazierenzugehen, den Lieblingsfilm zu sehen, besonders schöne Musik zu hören. Und vielleicht helfe es auch, wahrzunehmen, dass es ausnahmsweise gar nicht mal so schlecht sei, Weihnachten einmal nicht auf Verwandte Rücksicht nehmen zu müssen.

Wo findet man noch Hilfe?

Viel Hilfe finden Einsame im Internet. Der relativ neue Bereich der "E-Mental-Health" umfasst mittlerweile gut aufgestellte Angebote diverser Anbieter.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) gibt auf ihrer Homepage Rat gegen Einsamkeit in der Krise und die Nummer einer Telefonhotline, die täglich erreichbar ist.

Auf der von der Bundesregierung unterstützten Homepage "Stark durch die Krise" des Anbieters HelloBetter finden sich psychologische Unterstützungsangebote: Ein Onlinetraining, eine Mediathek mit Artikeln und Experten-Videos zum Thema und einen Facebook-Chat, an dem auch Psychologen teilnehmen.

Für Jugendliche, die sich einsam fühlen, bietet die "Jugendnotmail" kostenlose Online-Beratung durch Psychologen und Sozialpädagogen. In fest terminierten Livechats können Jugendlich dort außerdem zu speziellen Themen diskutieren.