Driften - gefährlich für Menschen, schädlich fürs Auto

Stand: 02.05.2022, 19:29 Uhr

Das absichtliche Driften mit Autos scheint sich wachsender Beliebtheit zu erfreuen - obwohl es für Menschen gefährlich, für das Auto schädlich und zudem illegal ist.

Ob Drifter das Heck ihrer Fahrzeuge nun aus Adrenalin- oder Posing-Motiven absichtlich ausbrechen lassen, ist einerlei - entscheidend sind drei Dinge: Sie gefährden damit sich und andere, sie tun ihrem Auto keinen Gefallen und vor allem ist Drifting im öffentlichen Raum nicht erlaubt.

NRW führt keine Statistiken zum Driften

Zum Driften gibt es keine Statistiken, weder was Unfälle betrifft noch zu Bußgeldern. Das bestätigte die Pressestelle des Innenministeriums am Montag auf WDR-Anfrage. Auch lägen keine Erkenntnisse darüber vor, dass es sich beim Driften um ein "landesweites Problem" handele. Was man wisse: "In der Tuner- und Poserszene gehört das Driften dazu, aber nicht ausschließlich", so eine Sprecherin.

Was die Verbreitung des Problems angeht, sieht Heiko Müller von der Gewerkschaft der Polizei in NRW das kritischer als das Innenministerium: "Diese Szene ist überall im Land aktiv - ob im Land oder in der Stadt. Sie suchen ihre geeigneten Plätze und dort leben sie diese Dinge aus."

Jürgen Berg, Leiter der Ermittlungsgruppe "Rennen" bei der Polizei Köln, hat bei den Motiven der Szene keine Zweifel: "Der Kick ist, Beachtung zu kriegen." Ob man nun rase oder drifte, "das Risiko, in einen schweren Unfall verwickelt zu werden oder andere erheblich zu schädigen ist permanent da". Wie weit sich das Driften über die Tuning-Szene hinaus verbreitet und in welchen Bevölkerungsgruppen, dazu könne das Innenministerium nichts sagen. Was man sagen kann, ist, dass es in Nordrhein-Westfalen für das Driften offenbar eine wachsende Begeisterung gibt. Zumindest legen das die Teilnehmerzahlen entsprechender Drift-Trainings beim ADAC nahe.

Mehr Teilnehmer bei Drift-Kursen des ADAC

Ein Sprecher des ADAC Nordrhein bestätigte am Montag, dass die Teilnehmerzahlen bei diesen Angeboten des ADAC im Fahrsicherheitszentrum in Grevenbroich "deutlich gestiegen" seien. Man biete solche Trainings an, um die Begeisterung der Menschen für das Driften zu "kanalisieren": "Wir wollen verhindern, dass Menschen im öffentlichen Raum driften. Sie sollen dies lieber unter Aufsicht bei uns tun", so der Sprecher.

Das ist in jedem Fall viel sicherer, weil es dem ADAC um Fahrsicherheit und nicht um Adrenalin-Kicks geht. Die sind bei den entsprechenden Trainings des Automobil-Clubs trotzdem inklusive. Die Kontrolle über sein Fahrzeug zu verlieren und nach entsprechender Anleitung wiederzugewinnen, lässt keinen der Teilnehmer kalt.

Driften als mutmaßliche Ursache bei tödlichem Unfall

Ganz billig ist der kontrollierte Spaß nicht. Anfänger müssen für einen fünfeinhalbstündigen Kurs 269 Euro bezahlen und Fortgeschrittene werden im "Level 2"-Kurs mit 280 Euro zur Kasse gebeten. Das ist allemal günstiger als die unabsehbaren Folgen des illegalen Driftens. Zuletzt gab es in NRW mehrere Unfälle, bei denen die Polizei Driften als Ursache vermutet.

Ein 19-Jähriger hatte sehr viel Glück, als er mit seinem Auto am Sonntagabend in den Rhein-Herne-Kanal stürzte. Er hatte zuvor auf einer Schotterpiste neben dem Kanal die Kontrolle verloren, konnte sich aber aus dem Fahrzeug befreien, bevor der Wagen versank. Tragischer endete ein Unfall in Essen am Ostersonntag, als zwei Jugendliche in ihrem Auto von einem Parkdeck stürzten und starben. In beiden Fällen ziehen die Ermittler absichtliches Driften als Unfallursache in Betracht.

Strafen und Verschleiß kosten Drifter Geld

Driftern die Absicht ihrer Manöver nachzuweisen, ist nicht einfach. "Das Abkommen von der Fahrbahn ist schwer vom gewollten Driften zu unterscheiden", so die Sprecherin des Innenministeriums. Zahlen lägen keine vor. Doch auch ohne derartige Belege sollte Driftern alleine die Stoßrichtung der Ermittlungen Mahnung genug sein. Wenn sie potenziell Menschenleben gefährden oder sich bei mehr Glück "nur" von ihrem Fahrzeug mit Totalschaden verabschieden müssen, können sie bei einem Drift-Training viel Geld sparen.

Auch drohende Strafen sind nicht zu unterschätzen. Wer beim Driften im öffenlichen Straßenverkehr erwischt wird, muss von einem Bußgeld bis hin zur Einführung eines Strafverfahrens mit allem rechnen. So schlägt etwa ein "Donut" - das im Kreis driften - mit 80 Euro zu Buche. Geld, das in dem gleichnamigen Gebäck vermutlich besser angelegt ist.

Wer die Risiken ignoriert und Entdeckung durch die Polizei nicht fürchtet, wird sich trotzdem mit unnötigem Verschleiß für sein Auto herumärgern müssen. "Die Reifen werden durch den starken Abrieb auf jeden Fall stark belastet. Das ist wie eine Vollbremsung in Dauerschleife. Zudem wird die Hinterachse übermäßig belastet, was beim häufigen Driften zu Schäden führen kann", so der ADAC-Sprecher.

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