ZDF-Serie "Der Schwarm": Autor Frank Schätzing distanziert sich

Stand: 07.03.2023, 15:35 Uhr

In der ZDF-Serie "Der Schwarm" wehrt sich die Natur gegen die Menschheit und schlägt zurück. Frank Schätzing, Autor der Bestseller-Vorlage, kritisiert die Serie.

Tödliche Attacken von Walen, Beben durch Meereswürmer und eine mörderische Invasion von augenlosen Krebsen: Die TV-Serie "Der Schwarm" zeigt, wie sich die Natur gegen die Menschen zur Wehr setzt.

Kosten von mehr als 40 Millionen Euro

Mehr als 40 Millionen Euro hat das ZDF sich diese Blockbuster-Serie kosten lassen, damit hat der Sender den bisherigen deutschen Rekord von "Babylon Berlin" geknackt.

Gestern Abend liefen die ersten beiden Folgen von "Der Schwarm" um 20.15 Uhr im ZDF. In der Mediathek des Senders sind bereits sechs der acht Folgen zu sehen.

Natur startet Attacken gegen Menschen

"Der Schwarm" zeigt, wie immer mehr Meeres- und Küstenregionen in verschiedenen Teilen der Erde zum Schauplatz mysteriöser Naturereignisse werden. Diese haben für die Menschen meist schreckliche Folgen - vom Schiffbruch bis zum vergifteten Trinkwasser.

Meereswissenschaftler versuchen verzweifelt zu begreifen, was da vor sich geht, und die Bedrohung einzudämmen. Unter anderem vom norddeutschen Kiel aus beginnen sie ihre Untersuchungen.

Schätzing kritisiert "Beziehungskisten-TV"

Buchautor Frank Schätzing. | Bildquelle: Federico Gambarini/dpa

Dass den Heldinnen und Helden dazwischen auch Zeit fürs Flirten bleibt, ist zwar ein klassischer Bestandteil erfolgreicher TV-Serien. Dem Autor der Bestseller-Vorlage Frank Schätzing, der als Poduzent bei der Serie ausgestiegen war, stieß diese Änderung allerdings übel auf. Im Interview der Wochenzeitung "Die Zeit" zog er einen Vergleich zur ZDF-Romantikreihe "Rosamunde Pilcher" heran: "Es pilchert mehr, als es schwärmt."

Schätzings Kern-Kritik an der Serie: "Dass sie unter ihren Möglichkeiten bleibt. Manches ist kinoreif, anderes rühr- und redseliges Beziehungskisten-TV." Und er geht noch weiter: Er nennt die Produktion "zusammengeschusterten Unsinn" und "ohne aktuelle Relevanz".

Schätzings Kritik überzogen?

Das ZDF erschien von dieser Schelte wenig erfreut: "Das Publikum kann sich in einigen Tagen selbst einen Eindruck von der Qualität der internationalen High-End-Produktion machen."

"Serien-Frau" Jule Blaase von 1Live, die die Serie bereits sehen konnte, hält die Kritik des Autors für "übertrieben. Es gibt zwei, drei Lovestorys nebenbei, aber die fand ich jetzt nicht super schmalzig. Ich fand es vor allem spannend erzählt, auch nicht zu kompliziert", so Blaase.

Zudem sehe die Serie "richtig gut aus. Vor allem die Unterwasser-Aufnahmen von Walen sind heftig geworden. Auch die Musik baut krass Spannung auf, die Folgen würden auch auf einer großen Leinwand im Kino funktionieren."

Auch die Regisseurin Barbara Eder, die vier der acht Folgen inszenierte, wies Schätzings Kritik zurück. So sei der Mangel an Aktualität gewollt, sagte sie der österreichischen Zeitung "Der Standard". Wenn man zu viel Aktuelles verarbeite, könne eine solche Serie schnell alt wirken. Das Credo von Produzent und Showrunner Frank Doelger habe gelautet: "Man soll sich 'Der Schwarm' in zehn Jahren auch noch anschauen können."

Special Effects tragen die Serie

Schätzing hatte mit dem 1.000-Seiten-Buch im Jahr 2004 einen Roman vorgelegt, der bis heute zu den erfolgreichsten Büchern zählt, die jemals in Deutschland geschrieben worden sind. Als "Öko-Thriller" wollte der Schriftsteller den "Schwarm" dabei nie verstanden wissen.

Und vielleicht ist das genau der Unterschied zu der Verfilmung: Während der Kölner Autor seinen Roman mit etlichen wissenschaftlichen Fakten und Ausführungen veredelte, überwältigt die Verfilmung das Publikum vor allem mit kinoreifen Special Effects unter Wasser, deren Schrecken zuverlässig den Cliffhanger am Ende jeder Folge bilden.