Menschen protestieren gegen den Abriss des Dorfes Lützerath im Braunkohleabbaugebiet bei Mönchengladbach.

"Für keine Kohle dieser Welt" - Großdemo gegen Braunkohletagebau

Stand: 03.09.2022, 17:53 Uhr

Am Tagebau Garzweiler haben am Samstag nach Veranstalterangaben 2.000 Menschen für ein Ende der Braunkohleförderung demonstriert. Die Teilnehmer gingen vom Dorf Keyenberg zur weitgehend verlassenen Ortschaft Lützerath, die dem Tagebau weichen soll.

Von Ingo Wagner

Zu dem Protestzug hatten sich die Demonstrantinnen und Demonstranten am Samstagmittag im Erkelenzer Stadtteil Keyenberg versammelt. Von dort zogen sie ab 14 Uhr in den nahe gelegenen Ort Lützerath. 

Die Demonstranten skandierten dabei Parolen wie "What do we want - Climate Justice" oder "Kohle Stopp". Und natürlich gab es Rufe wie "Lützi bleibt": Das ist seit Jahren ein Schlachtruf der Aktivisten im Braunkohlerevier. Denn das kleine Dorf Lützerath, in dem das ganze Jahr über Aktivisten - zum Teil in Baumhäusern - leben, ist zu einem Symbol für alle Dörfer geworden, die dem Tagebau Garzweiler II weichen sollen.

Gegen Kohle, für Lützerath: Die Demo in Bildern

Bei Erkelenz haben sich am Samstag zahlreiche Demonstrierende getroffen, um gegen den Braunkohletagebau zu protesieren. Die Demo von Keyenberg nach Lützerath in Bildern.

Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Initiative "Kirchen im Dorf lassen" kommen auf der Demo gegen den Braunkohletagebau im Erkelenzer Stadtteil Keyenberg an.

Das 1,5-Grad-Ziel und RWE sind Thema auf diesem Plakat.

"Es gibt keinen Planet B": Eine Demonstrantin auf der Demo in der Nähe des Braunkohletagebaus.

Zu der Demonstration aufgerufen hatten unter anderem "Fridays for Future", "Greenpeace" und der BUND NRW.

Die Demo steht unter dem Motto "Für keine Kohle dieser Welt".

Eine zentrale Forderung: Der Tagebau soll in seinen jetzigen Grenzen bleiben und kein weiteres Gelände abgebaggert werden.

Die Forderungen stützen sich auf ein Gutachten der Coal-Exit-Research Group der TU Berlin. Diesem zufolge wird die Kohle unter Lützerath bei dem von der Bundesregierung geplanten Kohleausstieg im Jahr 2030 nicht gebraucht.

Der Hof des letzten Landwirts in Lützerath ist nach langem juristischen Streit in den Besitz des Konzerns RWE übergegangen. Nun soll der kleine Ort abgerissen werden, was die Aktivisten besonders kämpferisch stimmt.

Aktivisten wollen weiter Widerstand leisten

"Wir haben jetzt schon fünf Dörfer gerettet, die werden nicht mehr abgerissen", sagte Marina Scheidler vom Bündnis "Alle Dörfer bleiben". "Aber Lützerath ist immer noch bedroht." Die Demonstranten forderten daher von der Landesregierung, mit dem Konzern RWE zu verhandeln und sich dafür einzusetzen, dass der kleine Ort dem Braunkohletagebau nicht weichen muss.

Aus dem NRW-Energieministerium hieß es zuletzt, die Landesregierung führe derzeit Gespräche mit RWE zur Frage der Flächennutzung, wobei das Ziel sei, "dass der weitere Flächenbedarf auf ein Minimum begrenzt wird". Keyenberg und vier weitere Dörfer, die alle zur Stadt Erkelenz gehören, sollen nach den Plänen der NRW-Landesregierung erhalten bleiben.

Friedlicher Demonstrationszug

Die Teilnehmer des Protestzugs zogen friedlich mit Plakaten, Fahnen und Musik nach Lützerath. Insgesamt nahmen nach Angaben der Organisatoren rund 2.000 Menschen an der Großdemo teil, die Polizei sprach von rund 1.000 Teilnehmern. Zu der Kundgebung hatten u.a. die Organisationen "Fridays for Future", "Lützerath lebt" und "Alle Dörfer bleiben" aufgerufen.