Ukraine-Krieg: Einsatz für russische Kampfdelfine?

Stand: 29.04.2022, 11:49 Uhr

Die russische Marine setzt im Ukraine-Krieg offenbar Delfine ein. Zu welchem Zweck, ist derzeit unklar. Auch andere Tierarten werden militärisch abgerichtet und genutzt.

Von Ingo Neumayer

Die Meldung klingt wie aus einem schlechten James-Bond-Film: Laut "Washington Post" und dem unabhängigen Militärinstitut USNI setzt die russische Armee im Schwarzen Meer Delfine ein, um ihre Flotte vor Angriffen zu schützen. Satellitenaufnahmen sollen belegen, dass entsprechende Gehege zu Kriegsbeginn in der Nähe des Hafens von Sewastopol aufgebaut worden seien.

Delfine können Minen aufspüren und auf Patrouille gehen

Wofür die Delfine eingesetzt werden, ist unklar. Denkbar ist, dass sie ukrainische Taucher abwehren sollen, die versuchen könnten, in den Hafen zu gelangen und die dort stationierten russischen Kriegsschiffe zu sabotieren. Delfine können darauf abgerichtet werden, ein bestimmtes Gebiet zu patrouillieren und Eindringlinge zu melden.

Auch Minen und andere gefährliche Gegenstände können von Delfinen aufgrund ihres Gehörs aufgespürt werden. Ihr Sonarsystem ist das beste auf der Welt bekannte und auch elektronischen Geräten weit überlegen.

Angriffe auf Menschen? Nicht möglich

Tatsächlich werden "Kampfdelfine" schon länger vom Militär trainiert und eingesetzt. Die US-Armee begann die ersten Versuche in den 1960er Jahren und richtete die intelligenten Tiere entsprechend ab.

Neben Großen Tümmlern kommen dort auch Seelöwen zum Einsatz. Diese begleiten bisweilen Taucher und transportieren Gegenstände für sie. Als echte "Kämpfer" eignen sich diese Tiere allerdings nicht. Laut US-Militär ist es nicht möglich, sie so zu dressieren, dass sie Menschen angriffen oder gar töteten.

Selbst Bienen und Ratten können bei der Minensuche helfen

Auch andere Tierarten werden zu militärischen Zwecken dressiert. Hunde können Sprengstoff erschnüffeln und Menschen verfolgen, Ratten werden zur Minenräumung eingesetzt. Selbst mit Bienen gibt es Versuche. Die Tiere können darauf trainiert werden, den Geruch von Sprengstoff mit Nahrung in Verbindung zu bringen. In der Nähe von vergrabenen Minen schwärmen sie dann in der Hoffnung, dort Nahrung zu finden.

2019 wurde an der norwegischen Küste ein Beluga-Wal gesichtet, der ein Geschirr mit einer Kamerahalterung und einem russischen Aufdruck trug. Es wurde vermutet, dass das Tier zu Spionagezwecken eingesetzt wurde. Russland wies die Anschuldigungen zurück.

Delfinstation im Schwarzen Meer war früher ukrainisch

Bei den jetzt gesichteten Delfinen im Schwarzen Meer könnte es sich unter Umständen um "Überläufer" handeln. Nach dem Ende der Sowjetunion ging das sowjetische Delfinprogramm in Sewastopol in der ukrainischen Armee auf und wurde dort fortgeführt. Mit der Eroberung der Krim im Jahr 2014 fielen die Anlage sowie die Tiere an Russland. Forderungen nach einer Rückgabe an die Ukraine wurden bislang ignoriert.

Über dieses Thema haben wir auch im WDR Fernsehen in der Aktuellen Stunde am 28. April 2022 um 18.45 Uhr berichtet.

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