Drei-Euro-Regel für Coronatests: Testzentren fürchten erheblichen Mehraufwand

Stand: 04.07.2022, 21:25 Uhr

Wer einen kostenlosen oder vergünstigten Coronatest will, muss Voraussetzungen erfüllen. Die Testzentren-Betreiber und Kassenärztlichen Vereinigungen stellt das vor neue Herausforderungen. Ein Streit über die Abrechnung wurde inzwischen beigelegt.

"Die Pandemie ist noch längst nicht vorbei, die Zahlen zeigen uns, dass das der absolut falsche Weg wäre." Yves Öcking ist Testzentrenbetreiber in Dortmund. Zwar ist es mittlerweile mit den kostenlosen Coronatests für alle vorbei. Öcking hält aber weiter an seinen Testzentren fest - und an den bisherigen Regelungen. Er will die vom Bund vereinbarte Drei-Euro-Regel pro Test nicht einführen.

"Diese Regelung ist für mich eine absolute Verschlimmbesserung." Yves Öcking, Testzentrenbetreiber

Die Tests ausgerechnet jetzt kostenpflichtig zu machen, sei angesichts der Reisesaison und steigenden Inzidenzen falsch, so Öcking im WDR.

Bei allem Verständnis für die Kosten des Bundes sei der bürokratische Aufwand hinter den Neuregelungen immens. Hier gibt es alle Regeln im Detail:

Öcking wehrt sich gegen soziale Ungerechtigkeit

Kann Öcking das aber einfach machen - die neue 3-Euro-Regel einfach nicht umsetzen? Was sein Alleingang für Konsequenzen haben wird, ist bislang noch nicht klar. Weiterhin werde er die einzelnen Testpersonen dokumentieren, so Öcking. Pro Test werden dafür 6,50 Euro abgerechnet. Sein Vorschlag statt einer kostenfreien Test-Alternative: Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) solle den Betreibern der Testzentren einfach weniger Geld auszahlen - auch so könne der Bund einsparen.

Öcking wehre sich damit vor allem gegen eine soziale Ungerechtigkeit, die er durch nun kostenpflichtige Tests befürchtet. "Also diese drei Euro zum Beispiel gelten ja auch für Enkel, die ihre Großeltern besuchen wollen. Wenn diese zum Beispiel 59 sind, muss man den Test komplett selbst zahlen, je nach Preis des Testzentrums. Wenn diese über 60 sind, muss man diese drei Euro zahlen. Und dort habe ich ein großes soziales Fragezeichen hinter, ob das wirklich in Ordnung ist."

Dass das Thema kostenfreie Tests nicht endlich ist, sei aber auch Öcking klar. Nun aber die gewohnten Test-Strukturen wieder herunterzufahren, halte er für einen Fehler. Schon im vergangenen Oktober habe man gesehen, welch ein Kraftakt ein Herauf- und Herunterfahren sei. Langfristig könnten also weder kostenpflichtige noch komplett kostenlose Tests die Lösung sein.

Nicht nur für Yves Öcking ist die kurzfristige Einführung der kostenpflichtigen Tests verwirrend - vor allem auch für die, die sich testen lassen wollen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wirbt dennoch für möglichst unbürokratische Wege: "Da muss man sich auf den Bürger verlassen, dass er die ehrliche Angabe macht. Alles andere wäre Bürokratie." Wichtig sei vor allem, dass die Bürgertests nicht völlig abgeschafft werden, betonte Lauterbach: "Die Bürgertests verhindern Infektionsketten."

Streit mit Kassenärzten

In den vergangenen Tagen hattes es Streit gegeben zwischen Lauterbach und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Die hatte in einem Brief an Lauterbach erklärt, dass sie Bürgertests "zukünftig nicht mehr abrechnen und auszahlen können". KBV-Chef Andreas Gassen setzte in der "Bild"-Zeitung noch einen drauf: "Diese unsinnigen Tests müssen abgeschafft werden. Sie sind viel zu teuer, der bürokratische Aufwand ist riesig und die epidemiologische Aussagekraft ist Null."

Inzwischen gibt es eine Einigung. Das Wichtigste: An den Regeln zu den Bürgertests ändert sich nichts. Es sei nun geklärt, dass die Kassenärztlichen Vereinigungen die neuen Voraussetzungen für die Tests nicht prüfen müssten, hieß es von der KBV. Entscheidend sei, dass sie für Betrugsfälle mit falschen Angaben von Getesteten oder Teststellen "weder verantwortlich sind noch dafür im Nachhinein verantwortlich gemacht werden".