Gastronomen in NRW - Wut und Frust über Schließungen

Stand: 29.10.2020, 16:57 Uhr

Ab Montag müssen alle Gaststätten und Restaurants für einen Monat schließen. Viele Gastronomen sind unzufrieden. Die Bundesregierung will sie entschädigen.

Von Ann-Marlen Hoolt

Die Gastronomen in NRW schwanken zwischen Verständnis, Frust und Wut. "Wir hatten ca. 20.000 Gäste im Sommer und haben nicht eine einzige Nachfrage des Gesundheitsamtes bekommen", sagt Gastronom Matze Bauer. Er betreibt ein Restaurant mit Biergarten in Köln.

Um im Sommer öffnen zu dürfen, hatte er viel Geld in Hygienemaßnahmen investiert und ein Hygienekonzept entwickelt. Schließen muss er im kommenden Monat trotzdem.

Möglicherweise nur sehr wenige Infektionen

Viele Gastronomen sind überzeugt, dass ihre Restaurants keine Ansteckungsherde seien. Ähnliches sage auch das Robert-Koch-Institut.

"Es haben bereits verschiedenen Gastronomen und Hoteliers schon Kontakt mit mir aufgenommen, dass sie klagen möchte", sagte Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA. Der Verband wolle nun rechtliche Schritte prüfen.

In einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Wirtschaftsminister Peter Altmaier sagte Bundesfinanzminister Olaf Scholz dagegen: "Wir haben die Erkenntnis, dass wir etwa 75 Prozent der Infektionen nicht zuordnen können. Deshalb führen Debatten darüber nicht so weit, wie der ein oder andere denkt."

Bundesregierung zahlt Großteil des Umsatzausfalls

Als Ausgleich hat die Bundesregierung umfassende Überbrückungshilfen angekündigt. Kleinere Betriebe mit bis zu 50 Mitarbeitern sollen bis zu 75 Prozent des Umsatzes vom November 2019 erhalten, größere Betriebe bis zu 70 Prozent.

Bis zu zehn Milliarden Euro will die Bundesregierung dafür aufwenden. "Es ist für mich ein Gebot der gesamtstaatlichen Solidarität", sagte Altmaier, "dass wir diesenen Unternehmen, denen wir die Einschränkungen nicht ersparen konnten, helfen."

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Mittelwert der vergangenen Monate

Auch die Gaststätten, die erst seit Kurzem bestehen und daher keine Einnahmen aus dem November 2019 vorweisen können, sollen Geld von der Bundesregierung bekommen. Hier diene der Umsatzmittelwert der vergangenen Monate als Orientierung. Genauere Details für die Finanzhilfen wird die Bundesregierung wohl erst in der kommenden Woche veröffenlichen.

Im Frühjahr hatte die Bundesregierung umfassende Sorforthilfen für Unternehmen und Selbsttändige aus allen Wirtschaftsbereichen beschlossen. Diese richteten sich an alle, die in irgendeiner Form ihren Umsatz durch die Corona-Pandemie verloren hatten. Das neue Paket ist zielgerichteter, es kann nur von Unternehmen und Betrieben bezogen werden, die im November nicht öffnen dürfen.