Im Vordergrund hängt eine Christbaumkugel, im Hintergrund sitzt eine Familie beim Weihnachtsessen.

Unmut über Corona-Regeln: Wie machen wir uns Weihnachten schön?

Stand: 18.10.2020, 21:03 Uhr

Um eine weitere Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, gelten Regeln über Regeln. Doch der Unmut darüber wächst. Das Weihnachtsfest im großen Familienkreis steht in Frage. Das macht viele traurig.

Um eine weitere Ausbreitung des Corona-Virus zu stoppen, gelten verschärfte Vorschriften:

  • Maskenpflicht und Abstand halten an noch mehr Orten
  • sich nicht in größeren Gruppen treffen
  • am besten ganz zuhause bleiben und sich isolieren.

Sogar das Weihnachtsfest im großen Kreis ist mit einem Fragezeichen versehen. Das macht viele traurig.

20 Leute an der Kaffeetafel nicht denkbar

Beispiel: Die Patchwork-Familie Pellen aus Mönchengladbach mit Mutter Christiane, den Söhnen Julius und Felix, ihrem Partner Stefan und dessen Kinder. Wenn an Weihnachten alle zusammenkommen, auch die Verwandten aus Hamburg, Böblingen oder Kassel, sitzen mehr als 20 Leute am Tisch. Dieses Jahr undenkbar für die Familie, selbst wenn es in privaten Räumen in NRW keine Obergrenze für Gäste geben sollte.

Feuerwehrauto statt Kirchenbank

Auch Weihnachtsmessen, dicht an dicht in der Kirchenbank, kann es so nicht geben. Die evangelische Pfarrerin Kathrin Jabs-Wohlgemuth aus Neuss möchte mit ihrem Chor stattdessen auf einem großen Feuerwehrauto durch die Gemeinde fahren. Gottesdienste soll es zum Beispiel auch in Stadien im Sauerland und in Köln geben oder eine Predigt "to go" im Netz.

Wie machen wir es uns trotz allem schön?

Die Kölner Diplom-Psychologin Claudia Hesse sagte in der "Aktuellen Stunde", dass Rituale und Vertrautes für uns ganz wichtig sind und es deshalb hart wird, abgespeckt Weihnachten zu feiern. "Viele Menschen sehen die Einschränkungen als Einschränkungen ihrer Autonomie und finden den Umgang damit schwierig. Wichtig ist es, sich vor Augen zu führen, warum diese Maßnahmen eingeführt wurden."

Hesse rät uns, zu versuchen, das Positive an der Situation zu sehen, flexibel zu bleiben und rechtzeitig zusammen mit der Familie nach Lösungen zu suchen. "Und bei sich selber wahrnehmen, wann die Stimmung kippt. Achtsam sein."

Dabei sei die digitale Welt durchaus eine Hilfe: Man könne mit anderen zeitgleich und mit Bild kommunizieren und vielleicht ein Weihnachtslied zusammen singen. Außerdem empfiehlt die Psychologin Achtsamkeitskurse im Netz und Trainings, um in Überforderungssituationen gelassen zu bleiben.

Auf Instagram hat die "Aktuelle Stunde" außerdem gefragt, was Menschen als erstes machen würden, wenn die Schutz-Maßnahmen gelockert werden. Auf der Wunschliste steht zum Beispiel: Leute umarmen und fest drücken, auf ein Live-Konzert gehen, Familie und Freunde treffen, die eigene Hochzeitsfeier nachholen.

Polizei spürt aggressivere Stimmung

Die Polizei stellt fest, dass die Gelassenheit zunehmend abhanden kommt. "Nach wie vor gibt es immer noch eine hohe Akzeptanz für die Corona-Regeln, aber wir spüren auch, dass die Stimmung beginnt, aggressiver zu werden - zum Beispiel wenn wir als Polizei die Maßnahmen durchsetzen wollen", sagte der Vize-Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jörg Radek, der Deutschen Presse-Agentur. "Da kommt es dann zu Widerstand. Das fängt an mit Beleidigungen, dann wird gepöbelt, gespuckt, angehustet".

Die Einsätze hätten nicht nur mit Maskenverweigerern zu tun. Auch Bürger, die geschützt werden wollen, hätten zuletzt ihre Schutzrechte stärker und einige auch aggressiv eingefordert und zum Beispiel Maskenverweigerer auf ihr Fehlverhalten hingewiesen. "Daher kommt es nun insgesamt mehr zu solchen Einsätzen", sagte Radek - mit Zahlen belegen ließe sich dieser Trend aber nicht.

Gerard Krause, Epidemiologe, sagte in der "Aktuellen Stunde", dass Maßnahmen in der Bevölkerung dann Akzeptanz erfahren, wenn sie "plausibel und machbar sind und sich nicht so schnell ändern".